Kritik an Mars-Expeditionen

Mars

Die Geldflut für die Raumfahrtmissionen zu Mond und Mars sorgen unter Wissenschaftlern zunehmend für Ärger, schreibt der "Spiegel". Projekte mit fragwürdigem Nutzen verschlingen Millionen, während andere Forschungsfelder vernachlässigt werden, so lautet das Hauptargument der Kritiker.

"Wenn es da oben Wasser gibt – na und?", fragt beispielsweise der Soziologe Amitai Etzioni (George Washington University). "Welchen Unterschied macht das für unser Leben? Wird dadurch mehr Getreide wachsen oder eine Krankheit geheilt? Das erweitert nicht mal unseren Horizont."

Ozeanographin Sylvia Earle beklagt, dass wir inzwischen über bessere Karten vom Mars als vom Ozeanboden verfügten. Sie und der Soziologe Etzioni stufen die Weltmeere als das viel versprechendste Ziel wissenschaftlicher Erkundung überhaupt ein. Man solle sich auf wirklich drängende wissenschaftliche Fragen konzentrieren, die das Leben auf der Erde betreffen.

Earle mahnt, dass die Ozeane weit mehr Aufmerksamkeit verdienten als das vertrocknete Mars-Geröll. Studien zeigten, dass das Leben auf der Erde durch das Absterben der Ozeane gefährdet sei. Die Bestände vieler Fischarten seien dezimiert, etwa bei Thunfischen, Haien und Schwertfischen. Jedes zweite Korallenriff sterbe oder sei bereits tot. Aber über die Folgen steigender Meeresspiegel wisse man wenig, erklärte die Meeresbiologin.

Die Nasa verfügt über ein jährliches Budget von 15,5 Milliarden US-Dollar. Ihr Pendant für Meeresforschung, die "National Oceanic and Atmospheric Administration", muss sich mit 3,2 Milliarden Dollar begnügen. Im Jahr 2005 soll ihr Budget sogar um acht Prozent gekürzt werden, die Nasa bekommt hingegen fünf Prozent mehr.

Datum: 21.10.2004
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: factum Magazin

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