«Es stinkt und es ist dreckig und man schwitzt»

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Treppe wischen

Kathi Studler und die Jerusalemer Strassen sind eins. Mehr als ein Dutzend Mal wischte sie in den Strassen und Gassen der «Goldenen Stadt».

Dieses Strassenwischen ist für Kathi Studler ein «praktisches Liebeszeichen» an die Adresse des jüdischen Volkes. Die Arbeit sei hart: «Es stinkt, es ist dreckig, es ist heiss und man schwitzt. Und es ist ein Zeichen, das man sieht.» Und wie: «Einmal hatte ich vor einem Geschäft in der Altstadt gewischt. Ein Jahr später bin ich dort wieder vorbeigekommen, in zivil. Der Ladenbesitzer hatte mich trotzdem wiedererkannt. Auch wenn man beim Wischen nicht gross redet – der Eindruck bleibt.»

Mit dem Besen in der Hand stosse man zu den Herzen der Menschen vor. «Manche haben Tränen in den Augen. Eine sagte einmal zu mir: “Ich habe gar nicht gewusst, dass es noch Leute gibt, die Israel gern haben.”»

15 oder 16 Mal beteiligte sich Kathi Studler an dieser sogenannten «Rubbish Woche». Genau weiss sie es nicht mehr. Die Schweizerin lebt seit mehreren Jahren in Israels Hauptstadt. Zuerst besuchte sie eine Bibelschule, bevor sie ein Jahr lang in einer Art Wohngemeinschaft Auschwitzer Holocaustüberlebende begleitete. «Ich machte dort Einkäufe, putzte und brachte sie zum Arzt.» Heute lebt sie in der Stadt um noch besser Hebräisch zu lernen.

Bomben fahren ein

Seit drei Jahren lebt Studler nun in Jerusalem. Nicht immer ohne Angst. «Ich fahre jeden Tag Bus. Je nachdem, wer einsteigt, macht man sich seine Gedanken. Aber ich habe mir gesagt, wenn ich zu stark Angst kriege, steig dann ich aus. So weit ist es aber noch nie gekommen.»

Bei den beiden letzten Anschlägen sei sie jeweils vorher in der Nähe gewesen. «Als der Bus in die Luft gejagt wurde, hatte ich diese Stelle eine Viertelstunde vorher passiert. Das fährt einem ein!» Eine Trauer zieht sich dann jeweils über die ganze Stadt. «Auch wegen den Verletzten, die vielleicht ein Leben lang darunter zu leiden haben. Das setzt einem echt zu!» Seit der Zaun da ist, sei es ruhiger geworden. «Man ist immer auf den Schutz von Gott angewiesen. Ich bete viel. Und ich weiss, dass dies die Zeit ist, in der ich hierher gehöre.»

«Es ist doch schlimm hier!»

Dies merke sie nicht nur bei den Strassenwischeinsätzen. «In der Sprachschule sind viele eingewanderte Juden, die Hebräisch lernen. Ein etwa 50jähriges Ehepaar sprach mich an und wollte wissen, was ich in Israel mache. Ich hab es ihnen erklärt. Sie waren sehr berührt und hatten vorher gemeint, ich sei Jüdin. Dann haben sie mich gefragt, ob sie mich umarmen dürften ... Seither feiern wir manchmal zusammen Sabbat.»

Resonanzen gibt’s auch beim Wischen immer wieder. «Ein junger Mann fragte mich einmal, warum ich dies tue, es sei doch schlimm hier. Ich antwortete dann, dass ich an den Gott Israels glaube und dass der über mir wacht. Er sagte es dann allen weiter. Das hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Ich finde es gut, dass man die Leute so ermutigen kann, ganz nach dem Vers: "Tröstet, tröstet mein Volk" – auch in kleinen alltäglichen Sachen.»

Kathi Studler (49), lebt in Jerusalem und besucht dort die El-Roi-Gemeinde.

Die Wischeinsätze organisiert das Messianische Center St. Gallen (MCS), dem auch der Verein «Hope for the Nations» angegliedert ist.

Noch in diesem Jahr wird ein weiterer Strassenwischeinsatz organisiert: vom 2. – 16. Oktober 2004. Geputzt wird während einer Woche, die übrige Zeit sind Ferien. Infos für Interessierte unter: 071 279 14 87.


Webseite: www.messianic-center.ch


Auf dieser Homepage gibt es im Forum einen Gebetsthread, bei dem man für den nächsten Einsatz schriftlich beten kann. Hier gelangen Sie direkt zum Thread: http://www.forum.livenet.ch/thread.php?threadid=5839&boardid=7&styleid=1

Lesen Sie am Montag Teil 8: «Sie haben mein Leben wieder lebenswert gemacht»

Erster Artikel und Übersicht der Serie: www.livenet.ch/www/index.php/D/article/484/18175/

Datum: 16.09.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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