Neuanfang mit 80

«Wie ich die Schatten der Vergangenheit loswurde»

Margrit Hinnahs Kindheit war geprägt von Härte, Angst und Lieblosigkeit. Früh lernte sie, niemanden zu vertrauen. Die Vergangenheit überrollt sie, als sie selbst Kinder bekommt. Erst im Alter wird sie durch Gottes Hilfe innerlich heil.
Margrit Hinnah

Ich wurde wurde zwischen den Weltkriegen geboren und war das fünfte Mädchen von sechs Kindern. Meine Mutter wollte unbedingt einen Sohn. Das war von Anfang an mein Fehler: dass ich ein Mädchen war.

Kindheit ohne Liebe

Meine Kindheit war geprägt von Angst, meine Eltern waren streng und hart. Es gab keine Gefühle und nicht einmal wurde ich liebevoll in den Arm genommen. Aus irgendeinem Grund konnte meine Mutter mich nicht ertragen. Sie sagte, ich hätte ein Ohrfeigengesicht und immer, wenn ich in ihre Nähe kam, rasselte es Backpfeifen. Von klein auf lernte ich zu funktionieren, zu parieren und zu kuschen.

Einmal hielt mich meine Mutter auf einer hohen Burg zum Fenster hinaus. Sie wollte mich dadurch von meiner Höhenangst kurieren. Aber weil ich kein Vertrauen zu ihr hatte, stand ich Todesängste aus. Ich dachte, sie lässt mich los und ich falle in den Abgrund. Für mich gab es keine Sicherheit und ich lernte früh, mich auf niemandem zu verlassen.

Erste Begegnung mit dem Glauben

Mit Ende zwanzig lernte ich eine ältere Christin kennen. Ich fand sie war eine ganz vernünftige Frau, deswegen wunderte ich mich, als ich sie einmal in der Bibel lesen sah. Sie meinte, da stehe die Wahrheit drin. Aber Wahrheit, so etwas gab es für mich gar nicht. Sie beharrte darauf, dass die Bibel wahr ist und las mir daraus vor. Wie ein trockener Schwamm, der anfängt Wasser zu ziehen, sog ich ihre Worte auf. Das war unglaublich umwerfend! Ich erkannte mit einem Mal, dass dieses Wort wirklich wahr ist. Ich hinterfragte nichts. Und seitdem versuchte ich so zu leben, wie es in der Bibel steht. Das war meine erste Begegnung mit dem christlichen Glauben.

Meine Kindheit holt mich ein

Etwa zur gleichen Zeit heiratete ich und wir bekamen vier Kinder. Doch es war keine einfache Zeit. In meiner Ehe fühlte ich mich leer und hatte starke Minderwertigkeitsgefühle. Die Erziehung überforderte mich, ich war nicht glücklich. Irgendwann wurde mir bewusst, dass meine Kindheit ihre Schatten auf mein Familienleben legt. Auch ich konnte meinen Kindern nicht die Liebe geben, die sie gebraucht hätten. Ich habe ihnen Unrecht getan. Heute weiss ich, ich hätte eine Therapie gebraucht und meine Vergangenheit aufarbeiten müssen, bevor ich heirate und Kinder bekomme.

Schritte auf Gott zu

Nach 24 Ehejahren starb mein Mann und in dieser Zeit wurde mir der Glaube an Gott wichtiger. Als ich realisierte, dass Jesus für mich persönlich gestorben ist, hat sich viel in mir verändert. Dass Jesus mich so lieb hat, dass er sein Leben für mich gegeben hat, das ist so unfassbar gross. Ich hatte mich ja immer als Nichts empfunden, als wertlos. Als ich Gottes Liebe annehmen konnte, hatte ich plötzlich auch Liebe zu anderen Menschen.

Die Vergangenheit loslassen

Erst im Alter habe ich mit professioneller Hilfe gelernt, mich meiner Kindheit zu stellen und meine Vergangenheit loszulassen. Mein Glaube hat mir sehr dabei geholfen zu vergeben. Bei Gott konnte ich auch nachholen, was ich in meiner Kindheit verpasst habe. Bei ihm bin ich sicher, ihm kann ich vertrauen. Ich bin Gott sehr dankbar, dass diese Belastungen nicht mehr auf mir hängen. Dass ich endlich frei bin in meinem Handeln. Und dass ich endlich Freundschaften bauen kann, das ist sehr viel wert.

Hier erzählt Margrit Hinnah ihre ganze Geschichte (ein Beitrag von CBN Deutschland, Autoren: Katharina und Lutz Brée)


Diese Geschichte wurde mit freundlicher Genehmigung von CBN Deutschland veröffentlicht.

Zum Thema:
Den Glauben von Margrit Hinnah kennenlernen
96-Jährige im Auftrag des Herrn: Man ist nie zu alt, um Gutes zu tun
«Es ist nie zu spät!»: 94-Jährige lässt sich taufen

Datum: 24.04.2018
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch / CBN Deutschland

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung