Jorge Da Cronha Vungulipi

Ich war ein Kindersoldat

Von klein auf ist Jorge Da Cronha Vungulipi gedrillt auf Gewalt und Brutalität. Morden gehört für ihn zu seinem Alltag. Als eines Tages sein Opfer für ihn betet, nimmt das Leben des Soldaten eine Wende...
Ein afrikanischer Kindersoldat (Symbolbild)

Ich bin in Angola geboren und war ein Kindersoldat. Mit nur neun Jahren hantierte ich mit tödlichen russischen Hochleistungswaffen, ich war brutal und gnadenlos. Mit 16 Jahren wurde ich vier Jahre lang in ein spezielles Militärcamp nach Russland geschickt und wurde dort weiter ausgebildet. Danach verbrachte ich zwei Jahre auf Kuba. Als ich in mein Land zurückkam, war ich voller neuer kommunistischer Ideen.

Leben, um zu töten

Meine Aufgabe war es, Menschen hinzurichten. Einmal sollte ich einen evangelischen Pastor töten. Er war wegen Verrats gegen die Regierung und das Gesetz zum Tode verurteilt. Kurz vor seiner Hinrichtung fragte er mich, ob er für mich beten dürfte. Ich hatte nichts dagegen. Nach dem Gebet gab er mir eine Bibel und bat mich, Römer Kapitel 10, Vers 20 zu lesen. «Die mich gar nicht gesucht haben, die haben mich gefunden, und ich habe mich denen gezeigt, die niemals nach mir fragten.» Ich las die Stelle, aber sie ergab für mich keinen Sinn. Ich wollte nicht weiter aufgehalten werden und einfach meinen Auftrag ausführen.

Ich hatte schon viele Christen getötet, aber noch nie hatte ich einen von ihnen vor Freude singen hören. Dieser Mann war anders. Er war bereit, für Jesus zu sterben, es schien ihm gar nichts auszumachen. Kurz bevor ich ihn hinrichtete, betete er: «Vater, vergib diesem jungen Mann, denn er weiss nicht, was er tut.» Das bestürzte mich. Ich spürte plötzlich eine Angst in mir, die ich vorher nicht gekannt hatte und die mich nicht mehr verliess.

Die Schuld wiegt schwer

Etwa zwanzig Jahre später wurde ich sehr krank, doch niemand konnte mir helfen. Trotz ärztlicher Hilfe konnte ich sechs Monate lang nicht mehr schlafen, ohne in meinem Kopf die Stimme des Pastors und sein Gebet zu hören. Warum quälte mich nach all der Zeit der Mord an diesem Mann so sehr? Sollte es Gott doch geben?

Eines Sonntags beschloss ich, in eine Kirche zu gehen. Aber da ich als Mörder bekannt war, wurde mir der Zutritt verwehrt. Enttäuscht ging ich nach Hause. Daheim nahm ich die Bibel meiner Mutter zur Hand und fing an zu lesen. Die ganze Woche lang las ich darin. Am nächsten Sonntag ging ich wieder in die Kirche und dieses Mal wurde ich eingelassen.

Begegnung mit Gott

Als der Gottesdienst begann, war ich fassungslos. Die Predigt ging um genau die Bibelverse, die mich der Pastor damals lesen liess. Vor mir verschwomm alles. Ich sah niemanden mehr in der Kirche und hatte nur den Pastor vor Augen, den ich damals hingerichtet hatte. Er sagte, dass er mir jemanden sehr Wichtigen vorstellen muss, der mir helfen kann.

Dann kam eine helle Person auf mich zu, die gross und mächtig und stark war. In seinen Augen loderte Feuer. Ich wusste, dass es Gott ist und dass ich nicht würdig bin, ihm gegenüber zu treten. Vor Entsetzen und Reue schrie ich alles heraus, was ich in meinem Leben schlechtes getan hatte. Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich auf meinen Knien wieder. Und der Pastor, der den Gottesdienst geleitet hatte, fragte mich, ob ich Jesus als meinen Herrn und Retter empfangen möchte. Ich wollte das so schnell wie möglich.

Noch einmal bekannte ich meine Schuld, bat Gott um Vergebung und lud Jesus in mein Leben ein.

Die Bibel auf einer Geschäftsreise

Aus militärischen Gründen reiste ich in die Demokratische Republik Kongo und übernachtete dort in einem Hotel in Kinshasa. Zu meiner Überraschung fand ich im Hotelzimmer ein Neues Testament aus dem Gideon-Verlag, identisch mit der Bibel, die mir vor 20 Jahren der Pastor gegeben hatte. Für mich war das wie eine Bestätigung, dass Gott mit mir ist.

Wieder in Angola, fuhr ich zu der Gemeinde und der Familie des Pastors, den ich ermordet hatte und bat sie um Vergebung. Durch Jesus hat sich mein Leben grundlegend gewandelt. Die Angst ist verschwunden. Statt Hass habe ich Liebe und Gnade erfahren, die ich weitergeben möchte. Heute verschenke ich selbst Bibeln an Kollegen und Soldaten und erzähle ihnen, wie man Gott kennenlernen kann.

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Datum: 08.07.2015
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet / zeltmacher-nachrichten.eu

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