Kommunisten warfen ihn aus dem Land

Früherer Hexenmeister wird zum Paulus Vietnams

Als Teenager wandte sich Paul Ai vom Buddhismus ab und der schwarzen Magie zu. Doch dann traf er auf eine Kraft, welche seine 3'366 Götter alt aussehen liessen. Heute ist er der Leiter einer christlichen Bewegung mit 175 Gemeinden und damit ein Feindbild der Kommunisten in seiner Heimat Vietnam.
Paul Ai mit seiner Frau Ruth
Paul Ai

«Ich bin in einer streng buddhistischen Familie aufgewachsen», sagt Tran Dinh «Paul» Ai. «Ich wurde in einen buddhistischen Tempel geschickt, mit dem Ziel, dass aus mir ein buddhistischer Mönch wird.» Sein Name bedeutete auf Vietnamesisch: «Aufhören, die Welt zu lieben».

Nach einem Jahr im Kloster war Ai jedoch desillusioniert von der «Hoffnungslosigkeit der buddhistischen Doktrin». Er suchte nach stärkerer religiöser Erfahrung und wandte sich an die dunkle Seite. «Ich begab mich in die schwarze Magie und wurde zum Hexenmeister, der 3'366 Göttern diente. Die gaben mir Kraft, doch sie brachten mich dazu, mich vor ihren Festungen zu verneigen. Ich begann auch, die Bibel zu hassen.»

Schwarze-Magie-Schüler warnen

1970 kamen christliche Missionare aus Amerika nach Vietnam. Sie stiessen auch in die Stadt von Ai vor. «Jene, die ich in schwarzer Magie unterrichtete, kamen zu mir und sagten, dass wir sie stoppen müssen, sonst würden wir die Bräuche im Dorf verlieren. Am nächsten Tag ging ich an eine solche Evangelisationsveranstaltung.»

Ai erwartete, dass religiöse Aktivitäten ausgeübt würden. Doch zu seiner Überraschung wurde gesungen, in der Bibel gelesen und eine Botschaft aus dieser weitergegeben. «Sie sagten: 'Wir wollen nicht eine neue Religion nach Vietnam bringen. Denn alle Religion wird noch mehr Bürde bringen. Doch Jesus habe versprochen, dass man Ruhe finde, wenn man ihm die Bürde bringt.'»

3'366 Götter angerufen

Die neue Lehre passte Ai nicht. Verzweifelt suchte er nach Wegen, ihren Effort einzudämmen. Denn er fürchtete, dass die Menschen des Orts seine Dienste nicht mehr brauchen würden. Zu seinem Leidwesen entschieden sich viele Menschen in seiner Gegend für ein Leben mit Christus. Und sie erzählten, wie sie Antworten auf ihre Gebete erhielten.

Ai wendete sich an seine dämonischen Scharen. «Ich rief in dieser ersten Nacht tausend Gottheiten an, doch am Ende meiner Anrufungen realisierte ich, dass meine Götter sich nicht zeigten, um ihre Arbeit zu verrichten. Am nächsten Abend rief ich nach zweitausend Göttern, doch wieder geschah nichts.» Danach fastete er und betete zu den 3'366 Göttern. «Ich sagte ihnen, dass sie aufwachen, sich zeigen und die Evangelisation stoppen sollen – doch keiner von ihnen zeigte sich.»

Gerettet

Da realisierte er, dass Buddha zwar weise gewesen war, aber nie versprach, jemanden zu retten oder jemandem zu helfen. Zudem war Buddha tot. «Und da sah ich, dass Jesus Christus anders ist. Er ist nicht nur gut und weise, er ist auferstanden und er lebt.» In diesem Augenblick erkannte er die Sinnlosigkeit seines bisherigen religiösen Weges und vertraute sich Jesus an. Christen sagten ihm, dass in der Bibel ein Mann beschrieben sei, der genau wie er ist. Er habe zuerst das Evangelium gehasst. Doch Gott habe sein Leben umgewandelt – von Saulus zu Paulus. Und so wurde Tran Dinh bald «Paul» genannt.

Seiner Familie passte der Wandel nicht und er musste sich eine neue Bleibe suchen. Kurz bevor US-Truppen Saigon evakuierten, fand Paul einen Platz auf einer Bibelschule. Kurz darauf wurde die Nation kommunistisch. Viele entschieden sich zu fliehen, um nicht den Kommunisten in die Hände zu fallen und ins Gefängnis gesteckt zu werden. Paul war bald einer der Christen, die verhaftet und in ein Arbeitslager gesteckt wurden.

Im Arbeitslager

Rund zehn Jahre verbrachte er insgesamt im Lager zwecks Umerziehung. «Kommunismus ist eine Religion, die sich mit anderen Religionen misst.» Es sei schlimm gewesen. In den Gefängnissen habe es nicht wie in anderen Ländern Klimaanlage, Heizung, Internetzugang und Kabelfernsehen gegeben. «Ich schlief auf dem Boden. Manchmal erhielten wir keine Nahrung und assen Blätter von Bäumen, wenn das möglich war.» Während 10 bis 12 Stunden pro Tag mussten sie harte Ackerarbeit leisten.

In den ersten fünf Jahren besass Paul weder eine Zahnbürste, noch Seife oder sonst etwas Persönliches. «Als ich freigelassen wurde, packte ich eine Tasche mit Zahnbürste, Seife, Tücher und Unterwäsche, falls die Polizei mich noch einmal unter Arrest stellen würde. Ich trug diese Tasche immer mit mir.»

1980 heiratete er Ruth Kim-Lan, eine frühere Lehrerin. Sie hatte gekündigt, nachdem die Kommunisten die Lehrpläne vorgaben.

Wieder hinter Gittern

Paul gründete etliche christliche Gemeinden, ehe er 1990 von der Polizei aufs Büro geholt wurde. Sie forderten, dass er keine Gemeinden mehr gründet. Er blieb höflich, erklärte aber, dass der Wasserbüffel dazu gemacht sei, Felder zu pflügen, das Pferd den Wagen zu ziehen und der Pastor zum Verkünden der Bibel. «Wenn du nicht aufhörst, landest du wieder im Lager», drohten sie.

«Tut ihr euren Job, ich tu meinen», antwortete Pastor Paul. Einen Monat später wurde er erneut verhaftet. Im Gefängnis war ein Mann mit Spitznamen «Scissor». Alle fürchteten sich vor ihm, weil er mehrere Morde begangen hatte. Pastor Paul betete, dass der Mann sich verändert. «Ich berichtete ihm von der Liebe von Jesus. Und dass Christus ihm Frieden geben und sein Freund sein will.» Mit der Zeit gab dieser Mann sein Leben Jesus hin.

Aus dem Land geworfen

Vergeblich hoffte die Polizei, dass die christlichen Gemeinden nicht mehr wachsen würden, wenn Paul in Haft ist.

Gegen Ende 1997 zählte die von ihm gegründete Bewegung 175 Gemeinden mit 15'000 Mitgliedern. 1999 wurde Pastor Paul erneut inhaftiert und zu fünf Jahren Haft verurteilt, doch zu Weihnachten wurde er aus dem Land geworfen. Seither kümmert er sich um Vietnamesen ausserhalb seiner Heimat – das sind allein in den USA 2,2 Millionen Menschen und 3 weitere Millionen rund um den Globus. «Eines Tages wird Gott Vietnam öffnen, so wie er die Sowjetunion geöffnet hat», sagt Pastor Paul. «Wir wollen, dass die Vietnamesen zurück in die Heimat gehen, nicht mit M16-Gewehren sondern mit Johannes 3,16.» In diesem Bibelvers steht: «Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.»

Datum: 14.08.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch / Godreports.com

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