Musikerin Jamie Grace

«Ich dachte, Gott hat mich vergessen»

Ihre Musik ist erfrischend und unbeschwert. Jamie Grace sprüht nur so vor guter Laune. Dass die junge Singer-Songwriterin tatsächlich aber mit einem schweren Schicksal zu kämpfen hat, möchte man da gar nicht glauben. Doch Jamie Grace spricht ganz offen darüber: «Ich leide unter dem Tourette-Syndrom».
Jamie Grace


«Als ich elf Jahre alt war, wurde bei mir das Tourette-Syndrom diagnositiert. Für alle, die nicht wissen, was das ist: Man macht Bewegungen oder Geräusche, ohne sie kontrollieren zu können. Diese «Ausfälle» nennt man «Ticks». Es gibt zwar Medizin, welche die Beschwerden etwas lindert und es gibt Therapien, die man dagegen ausprobieren kann. Aber faktisch gesehen, gibt es nichts, was das Tourette-Syndrom heilen kann.

Ich erinnere mich, wie sehr mich die Diagnose schockte und niederschmetterte. Die Symptome hatte ich ja schon seit ich neun Jahre alt bin. Bislang war es aber bei allen Krankheiten so gewesen – auch bei den schwerwiegenden, dass man zum Arzt geht, Medizin bekommt und dann wird alles wieder gut. Jetzt wurde mir klar, dass man meine Krankheit nicht heilen kann und das alles nicht so einfach werden wird.»

Jenseits der Hoffnung

«Es verletzte mich tief, zu begreifen, dass ich anders war und dass ich auch nicht normal werden würde. Diese Erkenntnis war für mich wie ein tiefer Morast in dem ich steckte und aus dem ich nicht mehr herauskommen würde. Mein Selbstbewusstsein war zerbrochen. Ich war wie ein geknickter Grashalm. Ich war mir sicher, dass Gott aufgehört hatte, mich zu lieben. Dass er mich einfach vergessen hatte. Ich war so verwirrt und verzweifelt, aber Gott sei Dank war ich nicht allein.

Meine Eltern waren sich immer tief verbunden, auch in dieser Zeit. Und gemeinsam suchten sie meine Nähe und gaben mir Geborgenheit, so gut sie es konnten. Und auch meine Schwester zeigte mir auf unglaubliche Weise, dass sie mir immer beistehen würde, egal, was passiert.

Zusammen ermutigten sie mich immer und immer wieder. Auch an Punkten, wo ich selbst gar nichts mehr glauben konnte; auch nicht an das, was sie mir immer sagten: dass Gott mich liebt, so wie ich bin. Dass er mich niemals loslassen wird. Und dass er mir helfen wird.»

Wenn Glaube plötzlich vom Himmel regnet

«Als ich anfing Songs zu schreiben, fand ich plötzlich neue Hoffnung. Ich weiss nicht warum, aber auf einen Schlag erkannte ich, dass Gott da ist. Bei mir ist. Und dass er einen Plan mit mir und für mich hat.

Damals wusste ich zwar noch nicht, dass sein Plan wirklich mit Musik zu tun haben würde, ich hatte einfach Spass bei dem was ich machte. Aber irgendwie konnte ich zu dem Zeitpunkt wieder glauben, dass mein Leben Sinn macht, weil Gott etwas mit mir vor hat.

Es war, als würde er zu mir sagen: «Hey meine Kleine, merk' dir diese Hoffnung gut, die ich dir gebe. Und sag' sie anderen Kids weiter.» Also beschloss ich Sängerin zu werden, Schauspielerin, und Motivations-Rednerin, um so vielen Leuten wie möglich mitzuteilen, dass es Gott gibt, dass er uns liebt und einen Plan für uns hat.»

Tourette ist kein Einzelfall

«Als ich 14 war, kam ich auf die Idee die Organisation «Teens with TS» zu gründen. Um anderen Teens, die auch unter dem Tourette-Syndrom leiden, Mut zu machen. Sie sollten wissen, dass sie nicht allein sind mit dem, was sie durchmachen. Und ich wollte Aufmerksamkeit für diese Krankheit schaffen, weil andere Kids mich wegen meiner Ticks schikanierten und mich damit aufzogen und Fremde mich oft anstarrten oder mich nachmachten.

Ich dachte mir dann immer, dass die Leute nicht verstehen, was ich habe. Wie kann ich also davon ausgehen, dass sie nett zu mir sein und mich normal behandeln sollten. Also wollte ich darüber aufklären und Leute ermutigen, sich nicht über andere lustig zu machen oder sie schlecht zu behandeln, weil sie anders waren.»

Hoffnung schenken durch Musik

«Ich schreibe Musik, wenn ich fröhlich bin. Ich schreibe Musik, wenn ich traurig bin. Wenn ich irritert bin... Und am Ende hoffe, ich, dass Menschen dann durch meine Musik Gott ein bisschen besser kennenlernen können. Klar soll meine Musik auch einfach Spass machen. Aber vor allem möchte ich Mut machen, dass Menschen verstehen können, Gott ist immer für ihre Nöte und Ängste da. Ich habe das selbst erlebt und selbst Hoffnung schöpfen dürfen. Und das wünsche ich allen anderen auch.» 

Datum: 24.09.2012
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch / eewmagazine.com

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