Marc Quimet

"Gott, was machst du mit mir?"

Fünf Monate lang war der Stürmer der ZSC Lions verletzt. Sogar die Fortsetzung seiner Karriere war ungewiss. Im Interview mit Jesus.ch spricht der Kanada-Schweizer darüber wie er sich fühlt.
Marc Ouimet.

Daniel Gerber: Du hast lange nicht gespielt. Was ist passiert? Warum hast du nicht wie die meisten anderen bereits im vergangenen September zu spielen begonnen?
Marc Ouimet: Im August hatten wir in Finnland ein Trainingslager mit zwei Freundschaftsspielen. Im zweiten bekam ich einen schweren Check von hinten. Nun habe ich wegen der Gehirnerschütterung immer noch Kopfschmerzen. Das dauert mittlerweile fünf Monate. Es war nicht einfach für mich, aber ich freue mich, dass ich nun wieder spielen kann.

War es deine erste Gehirnerschütterung?
Es ist die vierte. Drei waren schwer. Das ist gefährlich. Darum war ich vorsichtig und zurückhaltend in den letzten paar Monaten. Ich denke, ich habe alles richtig gemacht, und bin nun bereit zum Spielen.

Du hattest in der NLB mit den GCK Lions zwei Aufbauspiele. In La Chaux-de-Fonds hast du mit zwei Toren einen 4:5-Rückstand in eine 6:5-Führung umgewandelt. Spielerisch bist du zurück. Wie sieht es mit den Schmerzen aus?
Es ging besser als erwartet. Fünf Monate hatte ich ja nicht gespielt. Eigentlich fehlte mir der Rhythmus auf dem Eis. Die beiden Spiele waren da, um den Rhythmus zu finden. Aber danach hatte ich beide Male leichte Kopfschmerzen gespürt. Und in der NLA ist der Körperkontakt noch grösser.

Du bist Hockeyprofi, hast aber fünf Monate lang nicht spielen können. Bist du deswegen in eine Lebenskrise gefallen?
Ja. 32 Jahre bin ich alt und habe eine Lebenskrise. Es war nicht einfach. Es ist mein Beruf und zudem ein Traumjob für mich. Es ist wichtig, nach vorne zu sehen. In den letzten Monate habe ich mich umgeschaut. Ich möchte rausfinden, was möglich ist. Als Trainer oder auf einem Sportamt. Es sollte etwas mit Sport zu tun haben.

Was wird die Alternative sein oder was wäre sie gewesen? Die Trainerposten in den höheren Ligen sind ja zur Zeit alle besetzt.
Ich studierte in Nordamerika an der Universität Sportmanagement. Ich möchte mit jungen Leuten arbeiten. Als Trainer, in der Jungschar oder so etwas. Ich habe viele Erfahrungen im Eishockey, und das ist auch ein Vorteil. Ich hoffe, dass ich in der Schweiz eine Möglichkeit finde, wo alle diese Themen zusammenkommen.

Da wärst du ja beim ZSC an der richtigen Adresse, wenn man die gesamte Nachwuchsstruktur inklusive der GCK Lions anschaut...
Ja. Es war interessant für mich. Als ich mit GCK meine Aufbauspiele hatte, sprach ich mit Manuel Celio. Er ist Assistenztrainer bei GCK. Er hat einen Zweijahresvertrag. Und es macht ihm sehr viel Spass, mit den jungen Spielern zusammenzuarbeiten. Es ist auch für uns gut. Wir haben so lange Eishockey gespielt. Mit jungen Spielern in der Nationalliga B oder mit Novizen oder Piccolos zu arbeiten ist sehr interessant. Vielleicht ergibt sich hier etwas.

Vor drei Jahren bist du von Rapperswil zum ZSC gewechselt. Damals hast du mir gesagt, Gott selbst habe diesen Transfer durchgeführt. Aber jetzt hast du wegen einer Verletzung über 40 Meisterschaftsspiele verzichten müssen. Warst du wütend auf Gott?
Um ehrlich zu sein: ja. Es war nicht einfach. Es war sehr ähnlich wie in Rapperswil*. Eine Dunkelphase. Viele offene Fragen und Unsicherheiten. Würde ich je wieder Hockey spielen können? Es ist wichtig, dass ich mich fest an Jesus halten konnte. Er hatte mich schon aus dieser Phase in Rapperswil gerettet. In den letzten Monaten fragte ich Gott, was los ist. Was machst du mit mir? Warum diese Kopfschmerzen? Ich kann mit meinem Hockeyberuf nicht weitergehen. Was soll ich machen?

Aber ich habe es akzeptiert. Es ist ein Teil von seinem Plan für mich. Auch wenn es ungewiss ist. Aber wir müssen daran glauben, dass er einen anderen Weg hat, wenn ich mit dem Beruf aufhören muss. Daran muss ich festhalten. Manchmal merkte ich, dass ich fest glaube, aber es ist nicht immer einfach, das durchzuhalten.

Fast wie bei Hiob in der Bibel. Er hatte seinen ganzen Besitz verloren und dann gesagt: «Gott hat es gegeben, und Gott hat es genommen. Und trotzdem will ich ihn ehren.» Am Ende hatte er noch mehr. Wenn es bei dir nun gleich ist, müsstest du mit den ZSC Lions wieder Meister werden...
Hoffentlich kommt es so. Ich möchte einfach glauben, dass er etwas Besseres für mich hat, wenn ich mit der Eishockeykarriere aufhören muss. Er hat einen guten Plan. Vielleicht sehe ich das noch nicht. Vielleicht bin ich zu stark auf Eishockey fokussiert, weil ich das für mein Leben halte. Aber Gott sieht alles, das ganze Bild. Davon will ich mehr erkennen und seinen Willen finden. Wenn der Traum vom Eishockey aufhören sollte, dann hat er einen anderen Traum für mich vorbereitet.

Wo hast du dich Gott näher gefühlt: in der schwierigen Zeit in Rapperswil, in den Meisterjahren mit den Lions oder jetzt in der Verletzungspause als Zuschauer?
In dieser letzten Zeit habe ich viel von Gott gelernt und mit ihm erlebt. Damals in Rapperswil war ich noch nicht so weit. Aber jetzt hat sich mein Glauben an Jesus vertieft. Ich hatte Zeit, ruhig zu bleiben und zu schauen, was er vorhat. So etwas ist schwierig, aber wir müssen einfach glauben. Ich habe schon zu oft erlebt, wie Jesus aus einem Nichts alles machen kann. Für ihn ist alles möglich. Wichtig ist, dass ich treu bin. Ich habe einen Job hier beim ZSC, und ich muss probieren zu spielen. Und wenn ich treu bin, geht's weiter und Gott zeigt mir seinen Weg und seinen Willen.

Nach diesem Gespräch konnte Marc Ouimet kurz wieder spielen. Wegen einer Handverletzung muss er jedoch zurzeit erneut pausieren.

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Datum: 25.02.2004
Quelle: Jesus.ch

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