Südkorea: Ausgeschaffter Missionar wird geehrt

Pfarrer George Ogle

Seoul. Vor 30 Jahren wurde der in Tränen aufgelöste Pfarrer George Ogle aus Südkorea ausgeschafft, weil er sich für arme Fabrikarbeiter eingesetzt hatten. Acht Mitarbeiter wurden aufgrund falscher Aussagen von der gleichen Diktatur zum Tod verurteilt. Man warf ihnen vor, Kommunisten zu sein.

Nun durfte der zur Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) gehörende Missionar wieder nach Südkorea zurückkehren. Im September wurde Ogle dort die Koreanische Menschenrechtsauszeichnung übergeben, die jährlich vom Koreanischen Institut für Menschenrechte je einem Koreaner und einem Ausländer überreicht wird.

Zwei Wochen später beteiligte er sich mit 70 weiteren ausländischen Gästen an einer Veranstaltung der Korea Democracy Foundation. Es war nicht das erste Mal, dass Ogle das Land nach seiner Ausweisung besuchten konnte, doch dieses Mal war es etwas ganz Besonders. "Irgendwie bin ich ein bisschen verlegen. Ich habe zwar einiges getan, aber viele koreanische Brüder und Schwestern habe sich weitaus mehr für die Menschenrechte eingesetzt", so der in Atlanta, USA lebende, 73-jährige Ogle. "Sie verdienen weitaus mehr Beachtung als ich."

Zusammen mit seiner Frau Dorothy war Ogle fast 10 Jahre lang Missionar in Korea. Er gründete mit weiteren Personen um 1970 herum eine Industriemission, die während der schnellen Industrialisierung den in Bedrängnis geratenen Fabrikarbeitern zu helfen versuchte. Ogle und einige koreanische Kollegen informierten die Arbeiter über ihre Rechte und wie sie sich gewerkschaftlich organisieren können.

In der selben Zeit setzte er sich für acht Koreaner ein, denen vorgeworfen wurde, sie seien Kommunisten. Öffentlich betete er für die Angeklagten und forderte ein öffentliches Gerichtsverfahren, und nicht wie vorgesehen, eine geheime, militärgerichtliche Aburteilung, die den Angeklagten keine Chance auf Verteidigung gewährte. Doch Olge wurde verhaftet, als Kommunist beschuldigt und mit langer Haftstrafe bedroht.

Schliesslich musste er unter dem Militärregime von Park Chung Hee das Land verlassen. Die acht Arbeiter wurden später hingerichtet. Im September präsentierte eine vom Präsidenten Kim Dae-Jung eingesetzte Untersuchungskommission ihren Bericht. Daraus ging hervor, dass die acht Männer unschuldig, und ihre Geständnisse unter der Folter zustande gekommen waren.

Ogle erinnerte sich, wie er bei seiner Ausschaffung im Flugzeug neben einem katholischen Priester sass. "Er hielt tröstend meine Hand, während ich die ganze Zeit bis Japan weinte."

Auch in den USA setzte er sich weiter für Korea ein, informierte den Kongress über die Situation in Korea, hielt Vorträge an Universitäten und vor Menschenrechtsorganisationen. Später dann war er Lobbyist in Washington für die EMK und ihre Anliegen in Sachen Armutsbekämpfung und Gesundheitsfürsorge. Über seine Zeit in Südkorea schrieb er drei Bücher, eines davon kam diesen Sommer heraus.

Ogle war sich der Gefahr bewusst, als er sich für die acht Männer in Südkorea öffentlich einsetzte. Zuvor hatte man ihn schon zweimal verhaftet – aber er habe gefühlt, dass die Männer mehr als das Gebet eines Mannes brauchen würden.

Quelle: EMKNI/United Methodist News Service

Datum: 20.12.2002

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