Fragen an die langjährigen Eheberater: Vreni Theobald, was nervt dich an deinem Mann?

Sie wollen kürzertreten: Dieter und Vreni Theobald

Die Chrischona-Eheberater Dieter und Vreni Theobald zu ihrer wichtigen Arbeit und zur vorzeitigen Pensionierung. Und zur Krise der Ehe in unserer Gesellschaft.

Chrischona-Magazin: Warum habt ihr euch nie scheiden lassen?


Dieter Theobald: ...die Frage macht uns gleich sprachlos! Grund dazu hätten wir lange genug gehabt, denn wir sind von unserer Art her extrem unterschiedlich. Doch wir haben uns in der Beziehung immer mehr gefunden, und manches hat sich auch angeglichen.
Vreni Theobald: Ja, wir haben uns in der Ergänzung immer besser gefunden. Heute sind wir froh, dass wir einander haben, gerade in der Unterschiedlichkeit.
Dieter: Ich bin der stillere Typ, sie ist mehr Menschen zugewandt, ich bin der Perfektionist, sie ist eher unstrukturiert - so sind wir geradezu eine Traumkombination!

36 gemeinsame Ehejahre - welches waren die schwierigsten?


Vreni: Die Anfänge!
Dieter: Ja, die ersten Jahre. Die grossen Gegensätze - und sie war noch nicht einmal 20!
Vreni: Ich war lange Zeit die jüngste Predigersfrau.
Dieter: Wir kamen gleich in eine Gemeinde und wurden konfrontiert mit all den Erwartungen und Vorstellungen. Dazu wurde das Thema der Kinderlosigkeit sehr bald aktuell für uns, obwohl wir beide sehr gerne Kinder gehabt hätten.
Vreni: Ich war zu jung, um zu sehen, was bei Dieter wirklich abläuft. Er ist von seiner Art her kein Prediger im klassischen Sinn. Werbemanager oder Unternehmer hätte besser zu ihm gepasst. Es war keine einfache Zeit.
Dieter: Das Geschäftliche lief bei mir immer sehr gut. Ich war dann ein Jahr ziemlich depressiv, wollte aussetzen und für zwei Jahre als Werkmissionar nach Peru gehen. Die damalige Werksleitung sah das nicht so. Als Reaktion darauf kam bald die Berufung in die Kinderarbeit von Chrischona. Von da an stand ich immer in Pionieraufgaben: in der Kinderarbeit, im Haus der Stille "Sunnebad", zuletzt in der Ehearbeit.

Was bewundert ihr heute am andern?


Vreni: Seine grosse Zuverlässigkeit und zugleich seine Kreativität.
Dieter: Ihre Warmherzigkeit. Ihre liebevolle Art. Und Vreni ist überhaupt nicht nachtragend.

Dieter, was nervt dich an Vreni?


Vreni: Meine Spontaneität!
Dieter: ...früher mehr als heute! Bei Vorträgen übernehme ich meistens den ersten Teil, sonst sagt sie nämlich schon die Hälfte von meinem Referat!

Was nervt dich, Vreni, an ihm?


Vreni: Seine starke Durchsetzungsfähigkeit, manchmal auch eine gewisse Eingleisigkeit.

Dieter, kann Vreni überhaupt streiten?


Vreni: Er hat es mich gelehrt!
Dieter: ...sie zog sich früher schnell zurück. Vreni hatte einen strengen Vater und darum oft Angst vor Liebesverlust. Auch da ist gegenseitig etwas gewachsen. Ich bin weicher geworden, sie streitfähiger. Doch grosser Streit ist bei uns ganz selten. Durch die acht Jahre Ehearbeit haben wir selber am meisten profitiert.

Jetzt kommts doch zu einer "Scheidung", jener von Chrischona und der Eheberatung. Warum?


Dieter: Bei den Zentralen Diensten von Chrischona, zu denen die Ehearbeit gehört, hat jeder Bereich sein eigenes Budget. Wenn wir kein Defizit machen wollten, mussten wir entsprechend oft unterwegs sein, vor allem auch an Wochenenden. Das ging an die Kräfte. Darum möchte ich jetzt, zwei Jahre vor der Pensionierung, kürzer treten und nur noch so viel machen, dass wir gerade davon leben können.
Vreni: Auch ich merke es gesundheitlich, dass die Kräfte nachlassen.

Wie habt ihr in der Nacht auf den 31. März, der letzten Nacht im Amt, geschlafen?


Dieter: Das war ja der Ostersonntag! Wir waren mit dem Wohnmobil im Elsass...
Vreni: Aber es gab schon eine lange Phase des Loslassens, auch ein Stück Trauerarbeit. Ich habe immer Tagebücher geschrieben, und die haben wir uns vorgelesen. Wir sind nochmals unseren ganzen Dienstweg durchgegangen. Wir haben uns gefreut, wir haben nochmals gelitten, auch geweint. Wir mussten auch einige Enttäuschungen loslassen. Ich hätte zum Beispiel die Frauenarbeit gerne mehr gefördert.

Was nun?


Dieter: Um kürzer zu treten, haben wir bewusst Blockzeiten geplant. Bis Ende August planen wir keine Dienste. Wir machen mit dem Wohnmobil eine grössere Reise und besuchen noch Kurse, eine Retraite und eine Glaubenskonferenz. Ab Herbst gibt es für einige Monate noch Seminare und Vorträge im bisherigen Rahmen, einfach selbständig. In die Gemeinden gehen wir nur noch, wenn wir als Referenten eingeladen werden. Eine Initiative mit aufwändiger Werbung von uns aus gibt es nicht mehr.
Vreni: Ich möchte gerne die Frauenförderung weiterführen. Als Ermutigung möchte ich Frauen lehren, sich aus Gottes Wort zu nähren.


Trotz aller Beratung kriseln heute immer mehr Ehen. Habt ihr auch ein bisschen resigniert?


Dieter: Sicher nicht! Ich will aber nicht verschweigen, dass es mir manchmal schon Mühe gemacht hat, wenn die Leute so stritten oder wenn die Hemmschwelle zum Scheiden immer niedriger wurde.
Vreni: Wir wurden ja überschüttet mit Anfragen. Es ist erschütternd, wie schwer es heute vielen Leuten fällt, miteinander zu leben, eine Ehe zu gestalten, Konflikte zu lösen. Junge Eheleute haben aber auch wenig Vorbilder, weil es so viele lustlose Ehen gibt. Und das wird immer schlimmer...
Dieter: Von daher ist es tragisch, dass es bei Chrischona keine Ehearbeit mehr gibt. Das wird sich auf die Gemeinden auswirken. Es wäre auch eine missionarische Chance, denn da kommen oft aussenstehende Menschen, die Hilfe suchen - und auch annehmen. Ehearbeit ist missionarische Basisarbeit und eine langfristige Investition für die Gemeindearbeit!

Warum steckt die Ehe so in der Krise?


Vreni: Es ist gesellschaftlich salonfähig geworden, sich schnell scheiden zu lassen, bis in die christliche Gemeinde hinein. Frauen sind heute viel selbständiger. Und viele junge Menschen wissen gar nicht mehr, wie man eine Ehe lebt. Man ist viel mehr auf Berechnung aus. Doch die Hingabe gehört zur Ehe.

Immer öfter kriseln auch Ehen von Predigern.


Vreni: Der Erwartungsdruck der Gemeinde spielt eine grosse Rolle. Die Predigersfrau wird oft als Gemeindemutter gewünscht. Das entspricht vielfach nicht mehr dem Selbstkonzept der Frauen.
Dieter: Wenn die Frau dann - vielleicht aus materiellen Gründen - einen eigenen Job sucht, bringt das zusätzliche Spannungsmomente.

Wie oft habt ihr kinderlose Ehepaare beraten?


Dieter: Das kam immer mehr vor, gerade weil die Rat Suchenden von unserer Situation gewusst haben.

Habt ihr auch zur Befruchtung im Reagenzglas geraten?


Vreni: Die Betroffenen lassen sich ja zuerst vom Arzt beraten. Wenn sie dann zu uns kamen, sagten wir ihnen: "Wenn es die letzte Möglichkeit ist, dann probierts. Wenn Gott das Gelingen schenkt, freuen wir uns!". Doch wir sind in solchen Fragen zurückhaltend, auch bei der Adoption. Oft sehen wir bei Familien mit adoptierten Kindern in der Pubertät viele grosse Probleme!

Als eine Art "Vermächtnis" habt ihr soeben ein weiteres Ehebuch herausgegeben: "Das ABC einer lebendigen Ehe". Die Hauptbotschaft darin?


Dieter: Wir haben Themen der Ehe wirklich am ABC aufgehängt - zu jedem Buchstaben gibt es Tipps. Es ist also eher ein Ehehandbuch.
Vreni: Das ist die Botschaft: Man muss an der Ehe arbeiten!

Und ihr glaubt daran, dass die Ehe in unserer Gesellschaft noch eine Chance hat?


Vreni: Ganz bestimmt! Bei jungen Leuten ist der Wunsch nach wie vor gross, mit einem geliebten Menschen zusammen durchs Leben zu gehen.
Dieter: Neue Umfragen bestätigen es: Bei jungen Menschen ist die Ehe vor der Karriere und dem Geld das wichtigste Lebensziel.
Vreni: Die Gesellschaft kann nur mit verbindlichen Beziehungen überleben! Darum müssen wir der Ehearbeit in der christlichen Gemeinde ein stärkeres Gewicht geben.

Vreni, wäre Jesus wohl der ideale Ehemann gewesen?


Vreni: Es sträubt sich etwas in mir, Jesus so menschlich zu sehen...
Dieter: Er wäre sicher ein einfühlsamer Ehemann und liebevoller Vater gewesen - von daher ein Traummann!

Dieter, was würde Jesus als dein Eheberater zu dir sagen?


Dieter: Mach weiter so!
Vreni: Ja, das stimmt, Schatz!

Datum: 26.06.2002
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: Chrischona Magazin

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