Familie und Beruf

Was sich christliche Familien wünschen

Die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienarbeit ist als Thema ein Dauerbrenner der Familienorganisationen. Sie verlangen von der Wirtschaft mehr Flexibilität und von der Politik mehr Anerkennung der Familienleistungen. Wie sehen das christliche Fachleute und Organisationen?
Glückliche Familie

Mit einer Umfrage unter den Mitgliedern des Forums Ehe und Familie (FEF) hat Livenet gemeinsam mit der Schweizerischen Stiftung für die Familie (SSF) die Frage aufgeworfen, wie relevant das Thema für Christen im Raum der Evangelischen Allianz ist, und was aus ihrer Sicht verändert und verbessert werden müsste. Aus den eingegangenen Antworten lassen sich einige Trends ablesen.

Andere Werthaltung

Zur grundsätzlichen Frage, ob die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienarbeit für Christen weniger brennend ist, sind die Antworten sehr unterschiedlich. Der Pädagoge Heinz Egger liegt aber durchaus im Trend, wenn er feststellt: «Es ist ein genauso brennendes Thema, aber christliche Eltern kommen oft zu andern Schlüssen. Denn sie sehen die Berufskarriere nicht als oberstes Ziel im Leben.» Er weist damit auf die generell höhere Wertschätzung der Familie mit Vater, Mutter und Kindern im evangelischen und katholischen Raum gegenüber säkular geprägten Menschen hin. Andere betonen die Wichtigkeit der Kinderbetreuung besonders in den ersten drei Jahren durch die Eltern (oder sonst nahe Bezugspersonen).

Mehrfach wird betont, dass ein ideales Jobsharing darin bestehen würde, wenn beide Eltern zusammen 100 Prozent arbeiten würden. Sei es 50:50 Prozent oder 20:80 Prozent. Junge christliche Paare machten sich dazu intensiv Gedanken, bevor das erste Kind kommt. Voraussetzung für ein aufgeteiltes 100-Prozent-Pensum wäre aber, dass ein Vollzeitlohn zum Leben als Familie reicht. Das wird in den Antworten mehrfach betont. Und das gilt heute nur noch für gut bezahlte Berufe, wenn nicht grosse Einschränkungen gemacht werden.

Die Rolle der Grosseltern

Haben Christen bei der Kinderbetreuung mehr Support durch Grosseltern als andere Familien? Es mag überraschen, dass praktisch rundweg alle Antwortenden diese Frage verneinen oder zumindest nicht klar bejahen können. Der Frage wäre näher nachzugehen, denn grundsätzlich, das halten die meisten fest, fühlen sich christliche Paare stärker verpflichtet, ihre Kinder selbst zu betreuen als der Durchschnitt der Schweizer Familien. Allerdings gebe es auch kirchlich nicht engagierte Paare, die heute eine hohe Eigenbetreuung ihrer Kinder anstreben. Und auch sie erhalten oft Unterstützung durch Grossmütter und Grossväter.

Kreative Modelle

Christen könnten, statt sich auf Forderungen nach Vereinbarkeit zu beschränken, kreativ sein und neue Modelle vorleben, zum Beispiel Grossfamilien, Generationenhäuser oder Wohngemeinschaften. Solche Modelle gibt es zwar bereits, aber sie sind noch ausbaubar.

In den Antworten wird auch darauf hingewiesen, dass christliche Paare oft nicht nur eine Doppelbelastung (Beruf/Familie) bewältigen müssen, sondern eine dreifache. Die eigentliche Vereinbarkeitsfrage stellt sich zwischen dem Engagement in Familie, Beruf und Gemeinde. Auch eine intensive Mitarbeit in der Gemeinde könne die Präsenz in der Familie und die Gemeinschaft mit den Kindern konkurrenzieren.

Was Firmen tun könnten

Wenn es um Forderungen an Politik und Wirtschaft geht, sind die Vertreter/innen christlicher Familien relativ zurückhaltend. Firmen sollten vermehrt den Kontakt zu den Familien ihrer Mitarbeitenden suchen, nicht nur zu den Einzelpersonen, so ein Vorschlag. Sie könnten die Familien an Firmenanlässe einladen und so die Loyalitätskonflikte ihrer Angestellten zwischen Familie und Beruf mindern. Die Politik wird mehrfach aufgefordert, ein Betreuungsgeld an selbst erziehende Eltern zu geben, welche die subventionierten Betreuungseinrichtungen nicht benützen. Andererseits dürften die Elternrechte nicht weiter beschnitten werden. Generell müsse die Familien- und Erziehungsarbeit höher gewichtet und wertgeschätzt werden.

So weit eine erste Auswertung. Wir bleiben am Thema dran.

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Datum: 22.08.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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