Familie

Eltern wollen wieder erziehen

Die Unsicherheit, wie Eltern und andere Erziehende mit Kindern umgehen sollen, ist gross. Die Pädagogin und ehemalige Dozentin am Theologischen Seminar St. Chrischona, Hannelore Kürzdörfer, zeigt einige Leitplanken auf für Eltern und Gemeinden, welche Kinder zum Glauben führen möchten.
Eltern wollen wieder erziehen
Eltern wollen wieder erziehen

Christliche Familien sind vom gravierenden Veränderungsprozess in der Pädagogik nicht ausgenommen. Viele Eltern haben die Erziehung ihrer Kinder nicht mehr im Griff, sind überfordert bis mutlos und erwarten von der Schule Hilfe. Lehrer können die Erziehungsaufgaben aber nicht übernehmen. Sie stehen unter Stoffdruck und den Anforderungen aus den Pisa-Studien.

Nicht wenige Schulen stellen auf Drill bei den Schülern um. Dazu kommt, dass an die Stelle von Einheitswerten, die vom Elternhaus, Kirche, Staat und Schule vertreten wurden, ein Wertepluralismus getreten ist, der das Leben unserer Kinder noch komplizierter macht.

Erziehungsnotstand

So herrscht landauf, landab der Erziehungsnotstand. Schon kleine Kinder machen Stress, führen sich auf wie Tyrannen. Schulkinder gehorchen nicht, haben vor nichts und niemand Respekt. Jugendliche weisen mehr und mehr Verhaltensstörungen auf und sind oft nicht ausbildungsfähig.
 
Trotz diesem äusseren Erscheinungsbild mühen sich viele, vor allem auch junge Eltern um einen autoritativen bis demokratischen, partnerschaftlichen und freundschaftlichen Erziehungsstil. Er ist kinderzentriert, zeigt klare Standards, setzt Regeln und gibt Halt und Orientierung, kann aber auch überfordern.

Hoffnungsvolle Veränderung

Doch es hat sich etwas verändert: Die meisten Eltern und Pädagogen setzen wieder auf Werte und wollen sie gemeinsam mit den Kindern leben. Dabei geht es nicht nur um ethische Werte, sondern auch um religiöse, politische und ästhetische.


Von Eltern hört man wieder Sätze wie:

  • Wir sind als Eltern in der Pflicht, unseren Kindern vorzuleben, was wir von ihnen erwarten – sie brauchen Vorbilder.

  • Wir haben in der Familie feste Regeln und versuchen sie, Eltern wie Kinder, einzuhalten.

  • Der kindliche Standpunkt ist mir wichtig, aber ich vertrete auch unseren Standpunkt als Eltern, und oft bleibe ich fest.

  • Ein klares «Nein» muss sein.

  • Ich nehme mir jeden Tag Zeit für mein Kind und konzentriere mich auf seine Anliegen.

Diese Liste liesse sich beliebig fortsetzen. 

Das Beste für das Kind

Ein «Ja» zum Kind und ein geborgenes, warmes Nest in der Familie, dazu eine innige, dauerhafte Beziehung ist wohl das Beste, das wir unseren Kindern mitgeben können. Liebe schenken, Vertrauen wecken, Zeit haben, zuhören können, ermutigen und Hoffnung säen, dazu gemeinsam unseren Glauben leben.

«Geben wir den kleinen Kindern tiefe Wurzeln des Vertrauens und den Grossen weite Flügel der Hoffnung» sagte schon Sokrates. Was nie vorkommen sollte: Liebe entziehen – Vertrauen brechen – nicht mehr kommunizieren – vor anderen über das Kind klein reden – aus Wut und im Affekt zu hart bestrafen – nicht authentisch reden und handeln. 

Kinder in der Gemeinde

Kindern und Jugendlichen auf gemeindlicher Ebene zu begegnen, ist heute sehr herausfordernd und braucht vor allem qualifizierte Mitarbeiter. Die Kinder sind unruhiger, unkonzentrierter und weit anspruchsvoller als früher.

Mit ihnen zu arbeiten heisst: ihnen so, wie sie sind, begegnen, Beziehungen aufbauen, um Vertrauen werben, Zuwendung zeigen in Form von Interesse, Gespräch und investierter Zeit, für sie beten, glauben und da sein.

Es geht zuerst darum, ihnen in ihrer speziellen Lebenssituation nahe zu sein und erst dann um Vermitteln von Inhalten, einem spannenden Programm und gemeinsamen Schritten im Glauben. Jugendmitarbeiter brauchen Unterstützung und Gebet.

Zum Thema:
Download Chrischona Panorama 2/2011 zum Thema (PDF 5,6 MB)
 

Datum: 15.10.2012
Autor: Hannelore Kürzdörfer
Quelle: Chrischona Panorama

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