Kommentar

Monica und Léonie

Monica Bellucci.
Monica und Léonie.

Sie ist das Gesicht der Werbung für den neuen „Martini Gold“ von Dolce & Gabbana – aber sie lebt derzeit abstinent, weil sie ihre Léonie stillt: Die 45-jährige Monica Bellucci ist nochmals Mutter geworden. Und wer wollte ihr verdenken, dass sie, auf vielen Bühnen tanzend, das Leben geniesst? „Als Schauspielerin habe ich Glück: Ich kann meine Kinder überallhin mitnehmen, wo ich arbeite. Die meisten anderen Mütter müssen ihr Kind zu einer Tagesmutter geben oder in einen Kindergarten bringen.“

Tatsächlich, so viel Glück (und Glamour) wie Monica haben wenige. Und man versteht, dass sie der ‚Welt am Sonntag‘ gegenüber ins Schwärmen gerät über Mutterschaft: „Eine Frau sollte mindestens ein Jahr lang zu Hause bleiben, nachdem sie ein Kind bekommen hat. Mutter zu werden ist eine der wichtigsten Erfahrungen im Leben einer Frau. Wenn man sich dazu entschliesst, sollte man sie auskosten.“

Ausbildung, Karriere, die Lust auf ein selbstbestimmtes Leben – und dann läuft der Richtige nicht über den Weg: Tausende Frauen entschliessen sich nicht oder zu spät. Viele bereuen es bitter. Wenige haben das Glück, auf natürlichem Wege mit 45 noch Mutter zu werden.

Szenenwechsel: An der Frankfurter Buchmesse sitzt der meistumstrittene Autor Thilo Sarrazin zum Interview bei FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher. Dieser hat schon 2004 mit dem „Methusalem-Komplott“ unheimliche Überalterungsszenarien an die Wand gemalt. Und Sarrazin, von Bodyguards umgeben, bestätigt ihn, sagt gerade heraus: „Wir brauchen mehr Geburten.“ Die Politik, so wird im kurzen Gespräch deutlich, ist aber zum Handeln nicht imstande. Nicht in Deutschland: Generationen nachdem die Mütter dem Staat Krieger liefern sollten, mag kaum einer zu Geburten für den Sozialstaat aufrufen.

Die Frauen in der Multioptionsgesellschaft neigen der Freiheit zu – auf Kosten der Mutterschaft. Und des Sozialstaats, dessen Lasten auf immer weniger Schultern lasten werden. „Frauen sollten sich aber nicht schuldig fühlen müssen, wenn sie sich Kinder wünschen“, sagt Monica Bellucci im Blick auf die Wirtschaft. „In diesem Punkt läuft in unserer Gesellschaft etwas schief.“ Recht hat sie.
 

Datum: 16.10.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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