Wenn Kinder Teenagers werden

Achterbahn der Gefühle!

Teenager haben es nicht leicht. Sie verändern sich mit riesigen Schritten, und gleichzeitig fühlen sie sich immer weniger verstanden. Eine spannungsreiche Zeit für Jugendliche und Eltern.
Wenn die Gefühle verrückt spielen.

«Ich liebe die TV-Familien aus dem Fernsehen. Mein Wunsch dabei ist immer: Wenn nur meine Familie so wäre, so locker, so witzig, so lebendig und toll. Meine eigene Familie geht mir immer mehr auf die Nerven. Mit dem Vater kann man überhaupt nicht reden, die Mutter ist immer sauer, die Schwester versteht keinen Spass, der Bruder ... reden wir nicht darüber.» So schreibt ein 13-jähriges Mädchen an die «Kummertante» in einer Zeitschrift.

Nicht persönlich nehmen

Jugendliche fühlen sich oft als der Nabel der Welt: Ihre Probleme sind am schwersten, ihre Ansicht ganz bestimmt richtig, ihr Verhalten o.k. – weil sie ja von den Eltern provoziert wurden. Sie merken kaum, wie sehr sie die Eltern mit ihren vehementen Ablösungsversuchen verletzen können. Einen Teenager zu lieben heisst deshalb oft, einen Kaktus in die Arme zu schliessen! Beim Kaktus gefallen dem Liebhaber nicht die spitzen Stacheln, sondern die wunderschönen Blüten. Teenager lieben heisst also, das verletzende Äussere zu übersehen und das abstossende Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Das fällt leichter, wenn man sich immer wieder in Erinnerung ruft, was Teenies, oftmals verborgen, alles leisten.

Erwachende Sexualität

Nicht nur der Körper schiesst in die Höhe, nein, auch die Sexualität erwacht. Bei den Jungen wachsen die Genitalien und nächtliche Samenergüsse treten auf. Die Mädchen müssen sich mit dem Einsetzen der Monatsregel abfinden, sekundäre Geschlechtsmerkmale wie Behaarung, Brust oder Kehlkopf werden sichtbar. Für die Jugendlichen beginnt die Phase der Selbstfindung als Frau oder als Mann. Erschwerend in diesem Prozess sind schlechte Rollenvorbilder oder extreme Abweichungen in der Entwicklung. So sind Frühreife und Spätzünder gleichermassen gefordert. Sexualität ist ein ganz normaler Bestandteil des Lebens. Also reden Sie möglichst neutral und sachlich darüber.

Achterbahn der Gefühle

In der Pubertät läuft alles intensiver, so auch das Auf und Ab der Gefühlsmelodie. Vor allem die Mädchen müssen sich erst an das An- und Abschwellen der Hormone, die teilweise wie ein natürliches Antidepressiva wirken, gewöhnen. Nach dem monatlichen Eisprung fällt im Gleichklang mit dem Östrogen auch die Stimmungslage, bis sie in der so genannten PMS-Phase vor der Menstruation auf dem Nullpunkt ankommt und die innere Gereiztheit den Höhepunkt erreicht.

Klären Sie Ihre Tochter über diese Zusammenhänge auf und achten Sie als Mutter auf diese periodischen Schwankungen. Vielleicht können Sie gemeinsam mit der Tochter Strategien für diese unangenehmen Tage herausfinden.

Teenager sind in der Schule und in der Gruppe vor neue Herausforderungen gestellt. Erste grössere Misserfolge oder Ablehnungserlebnisse müssen verkraftet werden. Kein Wunder, wenn die Gefühlswelt dabei verrückt spielt und Minderwertigkeitsgefühle wachsen. Manchmal verdichtet sich die Entmutigung zu einer Depression. Da kann eine neutrale Beratung für alle Beteiligten entlastend sein.

Mit offenen Augen

Teenies geht es wie Adam und Eva im Paradies. Plötzlich sehen sie die Welt mit neuen Augen. Das Bild der geliebten Familie, im Normalfall ein Ort der Geborgenheit und Sicherheit, erhält Risse. Die Bewunderung für den starken Vater verwandelt sich in einen Kampf gegen seine sturen Vorgaben. Teenies sehen plötzlich über den Tellerrand und vergleichen mit anderen Familien, anderen Lebensformen, anderen Gemeinden, anderen Glaubensrichtungen oder Religionen. Das ist absolut normal und bedeutet noch keine endgültige Abkehr von den familiären Werten. Hören Sie Ihrem Kind zu, achten Sie seine Meinung, auch wenn Sie nicht zustimmen können.

Denken Sie daran, dass es seine eigene Lebenseinstellung erarbeiten muss. Für die Eltern ist es wohl das Schwierigste, ein Kind ohne Groll loszulassen. Aber denken Sie daran: Wenn Sie es loslassen, dann kann es freiwillig wieder zu Ihnen zurückkehren. Vertrauen Sie darauf, dass all das, was es in den früheren Jahren gelernt hat, als ein Schatz in ihm ruht und Früchte tragen wird.

Datum: 27.01.2004
Autor: Annemarie Pfeifer
Quelle: Chrischona Magazin

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