Kommentar

Die Familiensteuerreform darf nicht geopfert werden!

Logo

Die Schweiz steht vor einem enormen demographischen Problem: Die Kinderzahl schwindet. Der Generationenvertrag ist nicht mehr gesichert.

Während für eine Erneuerung der Generationen 2,1 Kinder pro Frau nötig wären, hat die Kinderzahl auf 1,41 abgenommen (2001). Laut Bundesamt für Statistik gehören wir weltweit zu den Ländern mit den niedrigsten Geburtenziffern.

Kinder als Armutsrisiko

Paare wollen keine Kinder mehr, weil diese die Lebensgestaltung oder Karriere behindern. Vor allem jedoch sind Kinder zum Armutsrisiko geworden. Junge Familien gehören heute zur wichtigsten Armutsgruppe in der Schweiz.

In unserem Land gibt es noch etwa 100'000 Haushalte mit drei und mehr Kindern. Die Situation vieler Familien – vor allem der Mittelstandsfamilien – hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Viele versuchen, sich über Wasser zu halten. Aber nicht nur Wohn- und Lebenshaltungskosten, sondern auch die Steuern und Gebühren sind massiv gewachsen.

Enormes Abgabenwachstum

Die Steuer- und Gebühreneinnahmen allein des Bundes beliefen sich 1980 noch auf 16,7 Mia. Franken. Bis ins Jahr 2000 haben sie sich auf 51,6 Mia. fast verdreifacht. Für Familien besonders ins Gewicht fallen die ständigen Mehrwertsteuererhöhungen. Die MWSt. ist eine unsoziale, familienfeindliche Abgabe. Anders als bei direkten Steuern lässt sie keine Kinder- und Familienabzüge zu. Ein Quantensprung im Budget vieler Familien war auch das Verbot der Befreiung von den Krankenkassenprämien ab dem dritten Kind. Die Prämienrückerstattung durch die Kantone erfolgt nur unvollständig.

Ärgernis Konkubinatsvorteil

Ein Ärgernis ist die steuerliche Benachteiligung der Ehepaare gegenüber Konkubinatspaaren (sog. Konkubinatsvorteil). So werden die Einkommen von doppelverdienenden Ehepaaren beim Bund zusammengezählt und zu einem höheren Steuertarif veranlagt. Konkubinatspaare werden demgegenüber individuell besteuert, was eine Bevorzugung von bis zu 100 Prozent ausmachen kann.

Kinderkosten zu versteuern

Besonders stossend ist, dass Eltern ihre finanziellen Aufwendungen für Kinder auch noch versteuern müssen. Die direkten Kinderkosten belaufen sich auf rund 11'000 Franken jährlich pro Kind. Diese Kinderkosten sollten steuerfrei sein. Zusätzlich leisten Eltern mit der Betreuung und Erziehung weitere immaterielle Beiträge, welche kinderlose Paare nicht aufbringen.

Familiensteuerreform in Gefahr

Die Eidgenössischen Räte diskutierten nebst der Familiensteuerreform auch die Wohneigentumssteuern. Bei der Behandlung des Pakets wurden Steuererleichterungen vereinbart, welche nun die Familiensteuerreform gefährden.

Die Familiensteuerreform löst auf Bundesebene zwei wichtige Fragen: sie beseitigt den unhaltbaren Konkubinatsvorteil und führt mit höheren Kinderabzügen zu einer geringeren Besteuerung der Kinderkosten.

Lieber Kinder statt Steuern

Viele Mittelstandsfamilien kämpfen ums wirtschaftliche Überleben! Für sie sind Steuererleichterungen kein Luxus, sondern überlebenswichtig. Ideologische Auseinandersetzungen dienen diesen Familien in keiner Weise.

Die Steuerbelastung der Familie ist zu reduzieren – und zwar nicht nur beim Bund, sondern auch in Kantonen und Gemeinden. Die kantonalen Finanzdirektoren sollten prüfen, wie die Kinderabzüge auch dort erhöht werden können, damit die Aufwendungen für Kinder nicht mehr versteuert werden müssen.

Für mehr Infos: www.ig3plus.ch/

Käthi Kaufmann-Eggler wohnt in Bern und ist Mutter von fünf Kindern. Sie ist Mitglied der Geschäftsleitung von Pro Familia und Präsidentin der Interessengemeinschaft „Familie 3plus“, der rund 900 Familien mit drei und mehr Kindern angehören. Die IG „Familie 3plus“ ist auch Organisatorin des jährlichen Schweizerischen Familientags. www.ig3plus.ch/programm.htm

Autorin: Käthi Kaufmann-Eggler
Quelle: IG3plus/ Der Bund

Datum: 04.07.2003

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung