Szenen in den Flitterwochen

Streit
Johannes und Erika Wirth
Geschenk
Seelsorge

Als junges Ehepaar sind sie fast gescheitert: Eifersucht! Als reiferes Paar stehen sie mit grossem Eifer für die Sache Gottes ein. Für Johannes und Erika Wirth aus Winterthur, beide 47, gehören Eifersuchtsszenen der Vergangenheit an.

Vor 27 Jahren standen Erika und Johannes Wirth vor dem Traualtar. Beide waren 20 Jahre jung und über beide Ohren verliebt: Er in eine feingliedrige, stille Frau, die zu ihm aufsah und ihn bewunderte; sie in einen dynamischen, grossen Mann voller Energie und mit grossen Plänen.

Alptraum auf Mallorca

Schon vor der Hochzeit hatten die beiden Probleme mit Erikas Eifersucht. Doch sie glaubten, mit der Heirat sei das alles vorbei. Dem war nicht so. Erika erinnert sich: "Schon in den Flitterwochen auf Mallorca gab es so heftige Auseinandersetzungen, dass ich am liebsten heimgereist wäre." In den folgenden Jahren wurde das Problem so schlimm, dass ihnen Psychologen und Therapeuten zur Scheidung rieten. Trotz ihrer grossen Unterschiedlichkeit, trotz dem damaligen Rat der Berater und trotz der krassen Eifersucht von Erika sind die beiden heute noch zusammen.

Hand in Hand

Als ich in Oberwinterthur bei Wirths eintreffe, kommen sie gerade Hand in Hand von einem grossen Marsch mit Terzo, ihrem belgischen Schäferhund, zurück. Beide strahlen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass früher Kissen und Tassen durch die Wohnung flogen! Wir spazieren durchs "Mülidörfli", in dem Wirths leben und wirken. Im grossen, langgestreckten Gebäude ist der Saal der "Gemeinde von Christen" (GvC), welche Johannes heute leitet. Die modern ausgebaute Scheune des alten Bauernhauses dient der Gemeinde als Cafeteria. In der ehemaligen Mühle sind Nebenräume und Büros der Gemeindearbeit, eine ambulante Beratungsstelle sowie die Büros der Quellenhof-Stiftung, einer gemeindeeigenen Sozialarbeit, untergebracht. Auf dem Areal gibt es auch je eine Wohngemeinschaft für Männer und Frauen, die einstmal Suchtprobleme und psychische Schwierigkeiten hatten. Im Pferdestall wird bald eine 10-Zimmer-Wohnung für eine Grossfamilie eingebaut. Sie soll ein Daheim für notleidende Kinder werden.

Vom Kaufmann zum Pastor

Endlich kommen wir bei den neuen Reiheneinfamilienhäusern an, wo Wirths und einige andere Familien der Gemeinde wohnen. Ich bin von dieser offensichtlich vorbildlichen und blühenden Gemeindearbeit beeindruckt. Natürlich will ich wissen, ob Johannes immer schon Prediger werden wollte. Mit dieser Frage habe ich in ein Wespennest gestochen: "Prediger? Meine Aufgabe ist doch nicht nur predigen! Nein, ich mache doch noch so viel anderes. Ich nenne mich übrigens Pastor (= Hirte), denn das ist zutreffender für das, was ich bin und sein will."

Eigentlich wollte Johannes nie Pastor werden. Als junger Mann suchte er nach seiner Berufung. Er begann eine Ausbildung als Landwirt, die er nach acht Monaten abbrach. Dann war er ein Jahr lang Briefträger und später Sportartikel-Verkäufer. Nach dem Besuch einer Abendhandelsschule arbeitete er im Innen- und Aussendienst einer Versicherung. Schliesslich fand er beim Warenhaus Jelmoli als Zentraleinkäufer für Sportartikel seinen vorläufigen Platz.

Eine Vorzeigegemeinde

Mit 22 Jahren kam Johannes, und kurz darauf auch seine Frau Erika, zum Glauben an Jesus Christus. Fortan setzte er sich aktiv in einer christlichen Gemeinde ein, welche aus einer Hausversammlung heraus entstanden war. "Meine grösste Entscheidung war die, als ich nach mehrmaligem Rufen Gottes meine sichere, gut bezahlte Stelle bei Jelmoli an den Nagel hängte und bereit war, diese Gemeinde zu leiten", erinnert sich Johannes Wirth.

Noch heute, nach 15 Jahren steht er mit grosser Freude in dieser Arbeit. Da ich selber in Winterthur wohne, weiss ich, dass diese Gemeinde hier vor Ort eine "Vorzeigegemeinde" ist, denn sie wächst stetig. Gerade in den AlphaliveKursen kommen laufend Menschen zum Glauben. Zur Zeit zählt die "Chile Hegi" am Sonntag etwa 700 Erwachsene und Kinder in den verschiedenen Gottesdiensten. Da der vor drei Jahren gebaute Saal schon wieder zu klein ist, wird zur Zeit intensiv die Idee eines Zirkuszeltes als Übergangslösung verfolgt.

Das Erfolgsgeheimnis

Auf sein "Erfolgsrezept" angesprochen, meint Johannes: "Das Wichtigste sind verständliche, umsetzbare Predigten, klare Leiterschaft sowie Ziele und Visionen." Zusammen mit fünf fest angestellten Frauen und Männern, den unterstützenden Ältesten sowie den vielen motivierten nebenamtlichen Mitarbeitern setzt er dieses Rezept konsequent um. In all dem ist sich Johannes bewusst, dass er als grosser Visionär und Motivator ein Lernender Gottes ist. Was er noch besonders lernen möchte: "Disziplinierter leben und die Menschen noch mehr so annehmen und lieben, wie sie sind."

Klare Heilung

Erika ist auch nach 27 Ehejahren noch zierlich wie ein junges Mädchen. Innerlich ist sie aber nicht mehr dieselbe, denn sonst könnten die beiden nicht in dieser Arbeit stehen. Johannes hat beruflich oft mit Frauen zu tun, was Erika aber heute nichts mehr ausmacht. Die heftigen Eifersuchtsszenen gehören der Vergangenheit an. Die beiden sind sich einig: "Da steht eine klare Heilung und ein Reifungsweg dahinter." Erika hat in all den Jahren an Selbstsicherheit gewonnen und kennt sich selber und ihren Mann inzwischen gut. An den früheren Eifersuchtsszenen waren starke Minderwertigkeitsgefühle schuld, die sie weitgehend überwunden hat. "Nur manchmal, wenn ich müde oder gestresst bin, kommt Eifersucht noch hoch, doch dann finde ich im Gebet und in Psalm 139 Hilfe."

Seelsorge mit Frauen

Erika steht nicht gerne im Rampenlicht. Dagegen liegt es ihr, Frauen seelsorgerlich zu begleiten. Gerade zum Thema Eifersucht wird sie immer wieder aufgesucht: "Wenn Frauen dieses Problem in die Seelsorge bringen, empfehle ich gerne auch die Verse in Sprüche 14,30, 19,13, 21,19, 27,4 und 27,15. Was da steht, ist tief beeindruckend und sicher für jede Frau hilfreich."
Wenn es in Wirths Küche um die Mittagszeit so gut dampft und duftet, sind meistens Gäste im Anzug. An Erikas rundem Holztisch lassen sich immer wieder Verwandte, Bekannte und Freunde verwöhnen.

"My Home is my Castle"

Wenn Erika äusserlich nicht den Eindruck einer starken Frau macht, so kommt einem beim Ehepaar Wirth unweigerlich das sprichwörtliche "Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau" in den Sinn. Sie sorgt ganz offensichtlich für all die Belange, für die Johannes sich nicht Zeit nehmen würde, und sie tut es mit Leib und Seele: "Sein Wohlbefinden ist mir das Wichtigste" Und er doppelt strahlend nach: "My Home is my Castel."

Hahn im Korb

Terzo ist glücklich, wenn er sich auf langen Fussmärschen mit Erika und Johannes austoben kann. Die beiden nutzen diese regelmässigen Spaziergänge in der Natur zur Erholung und zu guten Gesprächen.

Am Mittwoch ist jeweils bei Wirths ein besonderer Tag. Da kommt Salome, das erste Enkelkind, zu Besuch. Erika hütet die Kleine mit Begeisterung, ist sie doch an Mädchen gewöhnt. Zwar sind die beiden eigenen Töchter erwachsen, doch wenn sie heimkommen, ist und bleibt Vater Johannes für "seine Frauen" der "Hahn im Korb". Dann geniesst er es, verwöhnt zu werden.

Datum: 21.02.2003
Autor: Esther Reutimann
Quelle: Chrischona Magazin

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