«Grenzen der Beschleunigung»

Das Burnout ist oft nur eine Frage des «Wann?»

Der Club of Rome hat vor 36 Jahren vor den Grenzen des Wachstums gewarnt. «Heute müssen wir von den Grenzen der Beschleunigung reden», so der Philosoph, Unternehmer und Buchautor Dominik Klenk.
Dominik Klenk

Die Beschleunigung, bei der die neue, digitalisierte Welt den Takt angibt, erreicht auch die Christen und beraubt sie ihrer Salzkraft. So schonungslos formulierte es Dominik Klenk, Geschäftsführer des fontis-Verlags, am Business-Lunch der Gellertkirche am 26. Oktober in Basel. Zwar seien die düsteren Prognosen des Club of Rome, der zum Beispiel für 2020 das Ende der Erdölreserven prognostizierte, nicht eingetreten. Der Grund: Die Voraussagen haben die Welt aufgerüttelt, und sie hat Gegensteuer gegeben.

Die Beschleunigung verdirbt das Salz

Heute jedoch ist noch kaum Gegensteuer gegen die von Apple, Facebook oder Google angetriebene Beschleunigung unseres Lebensrhythmus sichtbar, stellt Klenk fest. Eine Folge davon ist, dass auch das Salz der Christen fade wird. Sie werden vom Strudel mitgezogen, erleben in ihren Familien Stress und Scheidungen und ein Burnout im Beruf. «Die heutigen Menschen leben in einer kontaktreichen Beziehungsarmut», sagt Klenk.

Am eigenen Leibe erfahren

Klenk weiss aus eigenem Erleben als Sanierer der ökumenischen Gemeinschaft OJC, wovon er spricht, wenn zum Beispiel die Herausforderungen des Berufs auf Kosten der Familie gehen. Er zitiert das geflügelte Wort: «Was der Teufel nicht verhindern kann, das übertreibt er». Konkret schüttet er fleissige Menschen so mit Arbeit zu, dass sie das Wesentliche im Leben vergessen.

Die Rezeptur

Sein eigenes Erleben hat ihn dazu geführt, nach einer schlüssigen und eingängigen Rezeptur zu suchen. Dabei hat er das Modell des römischen Brunnens entwickelt. Er funktioniert nach dem «ABS-System». Die unterste Schale steht für A (Arbeit, Anforderungen ...), die mittlere für das B (Beziehungen, Begegnungen ...) und die oberste für das S (Stille, Spiritualität, Sein). Beim römischen Brunnen fliesst das Wasser von der obersten in die mittlere und dann in die unterste Schale. Das geistliche Leben befruchtet die Beziehungen in Familie und Freundeskreis und diese vermitteln die Kraft für die Herausforderungen im Beruf. Bei vielen Menschen sind die Schalen aber umgekehrt angeordnet, sodass die Arbeit alle Energie einnimmt und Beziehungen und Spiritualität ausschaltet. Klenk hat dies ausführlicher in einem beschrieben.

Zum Thema:
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Datum: 30.10.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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