Darf ich, oder darf ich nicht?

ermahnen

Fragen über Fragen: Darf ich, oder darf ich nicht? Ist es richtig oder falsch? Muss ich, oder darf ich es sein lassen? Ist das der Wille Gottes - oder nicht? Lange haben ängstliche Fragen dieser Art mein Christenleben geprägt.

Aus welchem Sicherheitsbedürfnis heraus wachsen solche Fragen? Entspringen sie dem geisterfüllten Herzen eines Kindes Gottes, das Gott verherrlichen will? Oder kommen sie aus einem Glauben, der sich in seiner Selbstdarstellung absichern muss? Mir begegnen viele Christen, die mehr von der Angst geprägt sind, etwas falsch zu machen, als vom Wagnis der Liebe. Bei manchen geht es soweit, dass die ängstliche Frage: "Was darf ich, und was darf ich nicht?" zu zwanghaftem Grübeln und Handeln führt. Sie sind wie gelähmt. Von Wagnis keine Spur. Obwohl sie bei allem, was sie tun, sicher sein wollen, spürt man eine tiefe Verunsicherung. Viel Kraft wird aufgewendet, um das geistliche Sicherheitsdispositiv aufzubauen. Hinter all diesen Fragen steht aber ein fromm verbrämtes Allmachtsstreben, dem es darum geht, das Leben in den Griff zu bekommen und sich selber zu gefallen (Kolosser 3,20-23).

Suche nach Abenteuer

Und dann sind da die andern, die vom Wagnis im Glauben sprechen. Sie wagen etwas und probieren es aus. Sie halten nichts von den Fesseln des Gewohnten. Sie plagen sich nicht mit einengenden Gewissensbissen. Sie suchen stets das Abenteuer, um geistlich auf ihre Rechnung zu kommen. Doch wehe, wenn es einmal ruhig und alltäglich wird. Dann sind sie verunsichert. Ob Gott jetzt noch da ist? Ob sie doch eine Segnung verpasst haben? War das alles Wagnis im Glauben, oder war es die Suche nach eigener Sicherheit im speziellen Erleben? (Kolosser 3,18-19)

Wagnis dank Sicherheit

Was ist es, das Männer und Frauen Gottes aller Zeiten befähigt, Risikos einzugehen? Wie können sie ohne menschliche Sicherheiten Aufgaben anpacken, die unlösbar scheinen?

Für sie ist gesorgt:
1. Sie wissen sich von Jesus und vom Vater so sehr geliebt, dass niemand sie aus Gottes Hand reissen kann. Die Sorge um ihr Heil ist ihnen von Jesus abgenommen. Johannes 10,28-29: "Niemand wird sie aus meiner Hand reissen."

2. Sie müssen sich nicht ständig fürchten, Fehler zu machen, weil sie aus der Vergebung leben, die vergangene und zukünftige Schuld miteinschliesst. Sie leben aus der Gnade und nicht aus der Angst, Fehler zu machen (Sprüche 24,16 / Römer 3,23-26) Begangene Fehler und Schuld sind nicht Katastrophen, sondern treiben sie näher zu Jesus und machen sie noch abhängiger von ihm.

3. Sie wissen sich als Kinder des himmlischen Vaters geführt. Sie kennen den Vater, der auf jeden Fall eingreift, wenn seine Kinder einen falschen Weg einschlagen und sich irgendwo verlieren. Ein gesundes Kind, das Vertrauen hat, fragt doch nicht unaufhörlich: "Vater, darf ich?" Es tut getrost, was es gelernt hat und was ihm der Geist des Vaters zeigt. Es nutzt seinen ganzen Freiraum und weiss, dass der Vater zu ihm redet und eingreift, wenn es daneben geht (Matthäus 18,12-14). Er holt sie zurück, auch wenn sich seine Schafe verirrt und verstrickt haben.

4. Sie müssen nicht eigenen persönlichen Segnungen nachrennen, weil sie wissen, dass sie in Christus schon mit allen geistlichen Segnungen gesegnet sind. Sie halten sich nicht auf beim Jammern über das, was sie noch nicht richtig tun und sind. Sie freuen sich über den gewaltigen Reichtum, der ihnen durch Jesus Christus geschenkt ist. Sie entdecken immer mehr von dem, was ihnen in Christus schon gehört und nehmen es in Anspruch. Ihr Leben orientiert sich am Haben und nicht mehr am Soll. Epheser 1,3: "Er hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus."

5. Die Liebe Gottes zu ihnen und ihre Liebe zu den Menschen sind stärker als die Furcht, die ängstlich nach Sicherheiten in der eigenen Leistung oder im eigenen Erlebnis sucht. 1. Johannes 18: "Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe."

Mutig aus Liebe

Die tiefe Gewissheit, von Gott Geliebte zu sein und die Frage: "Wie kann ich etwas von dieser gewaltigen Liebe weiter verschenken?" vertreiben das ängstliche Sorgen um sich selbst. Liebe macht mutig. Eine Mutter, die ihr Kind liebt, wird trotz ihrer grossen Angst vor Hunden dem Kind zu Hilfe eilen, wenn es von einem Hund angegriffen wird. Die Grösse und Schrecklichkeit des Hundes wird wenig Einfluss haben, weil die Liebe stärker ist.

Sprüche 3,5: "Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand!"

Die Grösse Gottes

Geistliches Wagnis ist nur dort möglich, wo es nicht mehr um die Befriedigung meiner Bedürfnisse geht. Wo mein Verstand nicht mehr dauernd mit dem persönlichen Pulsfühlen, sondern mit der Grüsse und den Möglichkeiten Gottes beschäftigt ist. Sprüche 3,6: "Auf allen Wegen erkenne nur ihn, dann ebnet er deine Pfade."

Alles, was wir an eigener Sicherheit in die Hand Gottes loslassen können, gibt uns mehr Raum zum Wagnis.

Wenn ich das so schreibe, wird mir bewusst, wie zaghaft meine eigenen Schritte in diese Richtung noch sind! Zugleich freue ich mich über alles, was ich aus der von Gott geschenkten Geborgenheit heraus loslassen konnte, und wie er die Wege ebnete.

Zum Überdenken
1. Wie schätzen Sie Ihre eigene Risikobereitschaft ein?

2. Auf welchen Lebensgebieten packen Sie Dinge mutig an? Weshalb?

3. Auf welchen Lebensgebieten verhalten Sie sich ängstlich und unentschlossen? Weshalb?

4. Welche Erfahrungen in Ihrem Leben haben Ihnen den Mut zum Wagnis genommen?

5. Was haben Sie zur Überwindung dieser Erfahrungen unternommen?

6. Welche Voraussetzungen mussten für Sie erfüllt sein, um ein Wagnis einzugehen?

7. Welches sind Ihre hauptsächlichen Ängste, wenn Sie eine Entscheidung treffen sollten?

8. Was hilft Ihnen, diese Ängste zu überwinden?

9. Kreist Ihr Christenleben mehr um die Frage der eigenen geistlichen Sicherheit und Versorgung oder mehr um die Frage, wie Sie in der Liebe etwas wagen können?

10. In welchen der fünf im Artikel erwähnten Punkten sind Sie am unsichersten?

Datum: 24.11.2003
Autor: Ernst Gassmann
Quelle: Chrischona Magazin

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