CVJM-Kurs und Ferienzentrum Hasliberg: Modernes Marketing und spirituelle Zielsetzungen

Eliane Eberhard und Monika Heitz, Leiterinnen des CVJM-Zentrums Hasliberg.

Mit verschiedenen Veranstaltungen hat das CVJM-Zentrum Hasliberg dieses Jahr sein 40-Jahre-Jubiläum gefeiert. So am vergangenen Wochenende, als ehemalige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (ex-Teamler) vom Zentrum eingeladen waren, um Erlebnisse und Erfahrungen auszutauschen. Sie hatten dabei die Gelegenheit, auch die beiden Leiterinnen Eliane Eberhard und Monika Heitz kennen zulernen, die das Zentrum seit einem Jahr im Jobsharing führen.

Welche Erfahrungen und Herausforderungen mit diesem Leitungsmodell verbunden sind, erzählen die beiden Leiterinnen im folgenden Interview.

Fritz Imhof: Eliane Eberhard und Monika Heitz, Sie leiten jetzt das CVJM-Zentrum seit einem Jahr, welches ist ihre prägendste Erfahrung aus dieser Zeit?
Eliane Eberhard und Monika Heitz: Die Erfahrung: Gott sorgt für uns! Wir haben mehrmals grössere Geldbeträge genau zur rechten Zeit erhalten. Wenn unter dem Personal eine Lücke entstand, erhielten wir bald eine Anfrage, ob wir eine freie Stelle hätten. Dabei entdeckten wir, dass wir zuerst einen Schritt im Glauben tun mussten, worauf Gott diesen Schritt bestätigte. Das ist natürlich kein Rezept, denn man kann nicht wissen, wie Gott eingreift. Wir vertrauen aber darauf, dass Gott gnädig ist und uns wohlwollend ansieht und auch einmal einen falschen Schritt für den rechten Weg braucht.

Sie wagten das Experiment eines Jobsharing beim Leiten eines Ferienzentrums. Worin liegen die Tücken dieser Lösung? Wie haben Sie diese gemeistert?
Die Spannung liegt darin, dass jede wohl ihre Aufgabengebiete hat und trotzdem jede für das Ganze verantwortlich ist. Wir haben sehr unterschiedliche Arbeitsstile und unterschiedliche Informationsbedürfnisse. In vielen Situationen sind wir bei der Entscheidungsfindung zu dritt. Hans Eberhard, der freiberuflich als Seelsorger und Seminarleiter mitarbeitet, ist bei wichtigen Diskussionen immer dabei. Was uns zusammen hält, ist unsere gemeinsame Sicht des Auftrages, den wir hier erfüllen. Wir müssen kaum über Grundsätzliches diskutieren.

Sie sind beide sowohl im Alter wie in der persönlichen Prägung ganz unterschiedliche Persönlichkeiten. Kann da eine so intensive Zusammenarbeit gut gehen?
Wir können in unserer Unterschiedlichkeit zusammen arbeiten, weil wir uns ganz aufeinander verlassen können. Bereits zehn Jahre bevor wir die Leitung des Zentrums übernahmen, haben wir unsere Freizeit gemeinsam verbracht. Wir durchlebten persönliche Höhen und Tiefen. Die ist auch der Grund, warum wir heftig streiten können und trotzdem die Sicherheit haben, dass unsere Beziehung hält. Daneben üben wir uns immer wieder darin, die Unterschiede als wertvolle Ergänzung zu sehen und nicht als lästige Störungen. Unsere Erfahrung zeigt, dass wir so zu besseren Resultaten bei Entscheidungen kommen.

Sie kämpfen darum, das Zentrum wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. Welches ist Ihr Rezept dafür? Haben Sie diesbezüglich eine Zielsetzung?
Wir gehen von zwei Grundhaltungen aus. Erstens, dass Gott das Zentrum entstehen liess und darum nur Gott es weiter bestehen lassen kann. Und zweitens, dass das Zentrum nicht vor allem aus Häusern besteht, sondern aus Beziehungen, die Menschen zu diesem Ort haben. Sie haben hier Gott und Gemeinschaft mit anderen erlebt und wünschen, dass auch andere solche Erfahrungen machen. Konkret heisst dies, dass wir Unterstützung von aussen im Gebet suchen. Wir haben Gemeinschaften und einzelne Personen angefragt, ob sie für uns beten. Wir versenden etwa alle 6 Wochen einen Gebetsbrief, der sehr offen über unsere Freuden und Sorgen informiert. In einer viertelstündigen Morgenliturgie, die in der Zentrumskapelle statt findet, bringen wir unser Schaffen vor Gott. Unsere Hauptaufgabe sehen wir darin, Beziehungen zu pflegen und neue zu knüpfen.

Modernes Marketing und spirituelle Zielsetzungen – wie verträgt sich das?
Dies verträgt sich sehr gut, wenn klar ist, dass die christlichen und ethischen Ziele an erster Stelle stehen und nicht professionelle Konzepte. Unsere Entscheidungen sollen als Grundlage professionelles Know-how haben, aber immer offen bleiben für Gottes unkonventionelle Wege. So können wir nur entscheiden, wenn wir unsere persönliche Beziehung zu Gott pflegen.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um? Und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ebenso darunter leiden können?
Misserfolge fordern uns auf, unser Handeln genauer zu analysieren. Manchmal wird dabei klar, weshalb etwas gescheitert ist, und manchmal verstehen wir es nicht. Ruhe darüber finden wir dann allmählich in der Morgenliturgie. Dazwischen sind die gut bekannten schlaflosen Nächte. Mit den Mitarbeitenden sprechen wir offen über Erfolge und Misserfolge. Nur mit einer offen Informationspolitik ist es den Mitarbeitenden möglich, das Ziel des Betriebes mit zu tragen.

Was möchten Sie grundsätzlich jedem Ferien- und Kursgast des Zentrums mitgeben?
Gute Begegnungen mit Gott, den Menschen, dem Zentrum und der Natur. Sie machen es möglich, den Alltag gestärkt und fröhlich wieder anzupacken.

Empfinden Sie andere christliche Ferienzentren als Konkurrenz? Wie erfahren Sie Kolleginnen und Kollegen aus andern Häusern?
Zu sagen, dass andere christliche Ferien- und Seminarzentren keine Konkurrenz sind, wäre nicht ehrlich. Trotzdem glauben wir, dass jedes Zentrum seine eigene Geschichte und seinen spezifischen Auftrag hat. Solange sein Auftrag besteht, hat ein Zentrum eine Existenzberechtigung vor Gott und wird bestehen. Im VCH sind die christlichen Hotels zusammen geschlossen, und wir erleben den Austausch mit den verschiedenen Verantwortlichen als bereichernd.

Datum: 11.09.2003
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung