Keine künstliche Trennung

Alles ist geistlich…

Es gibt dem Leben als Christen Struktur, wenn man zwischen geistlichen und weltlichen Bereichen unterscheidet. Dann sind einige Dinge heilig oder geistlich – und diese betreffen Gott. Andere sind profan oder körperlich und haben viel weniger mit Gott zu tun. Dieses Denken ist weit verbreitet – und es ist falsch.
Auch Putzen ist geistlich!

Das Grundproblem bei der oben beschriebenen Auffassung ist, dass damit die meisten Bereiche unseres Lebens säkular sind – weltlich – und nichts mit Gott zu tun haben.

Der Frust der Normalität

All das Heilige in unserem Leben wäre demnach nur ein schmales Stück vom Kuchen – maximal fünf Prozent unserer Zeit verbringen wir mit Bibellesen, Beten oder dem Besuchen von Gottesdiensten. Die meiste Zeit verwenden wir, um einzukaufen, mit dem Hund an die Ecke zu gehen oder einen Döner zu essen. So fühlen sich viele Christen frustriert, weil sie denken, dass ihr tägliches Leben aus Arbeit und Freizeit herzlich wenig mit Gott zu tun hat, weil es scheinbar für die Ewigkeit bedeutungslos ist. Oder sie fühlen sich schuldig, weil sie einen Schluck guten Wein, einen spannenden Film oder ein leckeres Essen geniessen, denn all das ist nur irdisch und diesseitig. Jedenfalls nicht «geistlich», oder?

Gottes Reich ist allumfassend

Gottes Reich lässt sich nicht auf ein paar Hundert Menschen reduzieren, die eine Stunde pro Woche in ihrer Kirche Lobpreislieder singen. Geistliches Leben ist viel umfassender. Erstaunlicherweise kommt der Begriff «geistlich» im Alten Testament kein einziges Mal abgrenzend vor. Denn dem hebräischen Denken fehlt die Trennlinie zwischen geistlichem und weltlichem Leben – hier ist alles geistlich. Im Neuen Testament verwendet Paulus dagegen beide Begriffe, weil die Unterscheidung in seiner griechisch geprägten Umgebung normal ist. Allerdings zeigt er immer wieder, dass geistliches Leben viel mehr beinhaltet als «fromme Werke». Wenn wir Jesus nach seinem geistlichen Leben gefragt hätten, dann hätte er sicher erstaunt geguckt: «Was meinst du mit geistlichem Leben? Alles an meinem Leben ist geistlich.»

Wenn alles geistlich ist, ist alles Gottes Sache

Damit nähern wir uns dem Kern des Problems: dem Zuständigkeitsdenken. Wenn ich mein Leben in Schubladen aufteile – Gott, Arbeit, Hobby – dann erhält Gott von mir seinen Zuständigkeitsbereich und die Termine zugeteilt, für die er verantwortlich ist. Der Rest betrifft ihn eigentlich nicht. Vom grössten Teil meines Lebens ist er nahezu ausgeschlossen. Die Folgen davon sehen so aus: Entweder sieht man ab Montag nichts mehr davon, dass wir Christen sind, weil wir uns in nichts von unseren Kollegen unterscheiden – wir befinden uns ja im weltlichen Teil unseres Lebens. Oder wir probieren, unserem normalen Leben einen geistlichen Anstrich zu geben: Als Selbstständige setzen wir einen Fisch auf unsere Visitenkarten, als Musiker machen wir «christliche Musik». Und sind schnell frustriert, wenn dieser geistliche Anstrich nicht zu passen scheint.

Gott ist dabei

Spannend wird es, wenn wir realisieren, dass Gott sowieso immer bei uns ist, auch bei völlig «normalen» Tätigkeiten. Was hat Jesus vor seiner Wanderprediger-Zeit gemacht? Er hat als Handwerker gearbeitet. Offensichtlich hat er Häuser gebaut. Nichts Heiliges. Nichts Besonderes. Und genau wie er können wir völlig normal in unserem Beruf arbeiten. Wir müssen keine christlichen Klempner oder keine christlichen Krankenschwestern sein – wir sind Christen, Nachfolger des Herrn der Welt, und ausserdem Zahnärztinnen oder Kellner. Und Gott ist dabei, im Beruf, in der Freizeit, immer.

Wer mit dem Heiligen Geist erfüllt ist, der lebt einfach geistlich. Hier verwischt die Grenze zwischen Himmel und Erde. Ob wir in der Bibel lesen, den Müll runterbringen oder arbeiten gehen, all das ist gleichermassen Teil unserer Berufung, unseres Lebens mit Gott. Es ist geistlich.

Zum Thema:
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Datum: 01.10.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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