Schönsein für den Job

Job

Die Schönheit des Mannes liegt in seinem Verstand, sagt ein altes marokkanisches Sprichwort. Auf diese Art der Attraktivität scheinen sich derzeit immer weniger Männer zu verlassen. "Die Zahl der Männer, die etwas für ihr Aussehen tun, wächst ständig", sagt Ronald Henns, Psychologe und Attraktivitätsforscher an der Universität des Saarlandes.

Vor allem im Beruf wollen Männer ein jugendliches, dynamisches und selbstbewusstes Image vermitteln. Die sichtbaren Zeichen des Alters wie Falten, Fettpölsterchen oder Glatze seien Störfaktoren, die von zunehmend mehr Männern bekämpft werden. Der Konkurrenzdruck im Job treibe die Angehörigen des starken Geschlechts in Fitness-Studios, zum Toupetexperten oder gar zu Schönheitschirurgen.

Geht es dagegen um die Partnerwahl, legen Männer nach den Erkenntnissen des Wissenschaftlers kaum Wert darauf, durch körperliche Schönheit zu beeindrucken: "Für Frauen investieren Männer wenig." Nach wie vor vertrauten sie darauf, durch Status, Persönlichkeit und Geldbeutel attraktiv zu wirken. Obwohl in den vergangenen Jahren der Konkurrenzdruck auch für Männer leicht gestiegen sei, bestehe doch noch zwischen den Geschlechtern eine gewaltige Asymmetrie in Bezug auf die Bedeutung des guten Aussehens.

Lebenserfahrung und wissenschaftliche Erkenntnis stimmen laut Henns überein, dass ein attraktives Äusseres allein für Frauen kein Kriterium der Partnerwahl darstellt. "Wenn Frauen sich binden wollen, sind andere Qualitäten wichtig." Sässe Sean Connery hinter einem Postschalter, dann würden viele Frauen den schönen Beamten durchaus wohlwollend registrieren, meint der Psychologe.

Aber richtig ins Schwärmen gerieten sie nur, wenn zum guten Aussehen der hohe Status und die Popularität des Schauspielers komme. Damit begründe sich auch, dass ein nicht allzu attraktiver Mann wie Woody Allen für Frauen begehrenswert ist.

Hat dagegen die Frau einen hohen Status, dann hütet sie sich nach Erkenntnis des Psychologen vor einer Rollenumkehr. "Sie wird also in der Mehrzahl der Fälle nicht den jungen attraktiven Liebhaber suchen, sondern einen der wenigen Männer mit noch mehr Erfolg und noch mehr Geld", so der Psychologe.

Lediglich in dem Mass, wie Partnerschaften flüchtig werden, nehme die Bedeutung des guten Aussehens auch für Männer zu. Wer es für ungerecht hält, dass Schönheit für Frauen immer noch so wichtig ist, mag sich trösten. Denn landläufig wird die Attraktivität von Männern geringer eingeschätzt.

"Wenn wir eine Zufallsauswahl von männlichen und weiblichen Gesichtern nach Schönheit einstufen lassen, erhalten Frauen immer die deutlich höheren Werte", so der Wissenschaftler, der seit 15 Jahren der Attraktivität von Menschen auf der Spur ist. "Das, was wir als schön empfinden, ist bei Frauen einfach stärker ausgeprägt."

Bei allem gesellschaftlichen Wandel bleiben die Schönheitskonzepte doch erstaunlich langlebig. Schon immer wurde alles, was auf Jugend und Gesundheit deutet, als schön empfunden. Dennoch hat nach Beobachtung des Forschers noch keine Gesellschaft die Anzeichen des Alters so abschreckend empfunden wie die unsere. In der Bibel hingegen geniesst das Alter eine ganz andere Wertschätzung: „Graue Haare sind eine Krone der Ehre“.

Oder wie Christian Morgenstern meint:" Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet" Da sind wir ja bei Gott gut aufgehoben ...

Quelle: EPD , ergänzt durch Iris Muhl, Livenet.ch

Datum: 04.09.2002

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