StopArmut

«Nach dem Schlusslied fehlten vielen Zuschauern die Worte»

Brigitte Gerber hat mit «Lueg use, Martin» ein Figurentheater geschaffen, das den Zuschauer berührt und auffordert, im Alltag mehr Mitmenschlichkeit zu leben. Das Theater handelt vom Schuster Martin und der Maus Melchior, die zusammen in einer Werkstatt leben. Eine Erzählung von Leo Tolstoi hat dabei als Inspiration gedient. Brigitte Gerber ist für den diesjährigen StopArmut - Kreativpreis nominiert.
Die Figuren aus «Lueg use, Martin»
Brigitte Gerber

Livenet: Brigitte Gerber, beschreiben Sie uns bitte kurz Ihr Kunstwerk.

Brigitte Gerber: «Lueg use, Martin» ist ein Figurentheater, das ich nach einer Erzählung von Leo Tolstoi entwickelt habe. Der vom Leben gezeichnete und dennoch zufriedene Schuhmacher Martin wohnt zusammen mit der Maus Melchior in seiner Werkstatt. Während Melchior Besuch von seinem Bruder Balthasar bekommt und dieser seinen gewohnten Alltag durcheinanderbringt, gibt Martin in verschiedenen Begegnungen unbemerkt viel Wärme und Liebe weiter. Als Hörspiel ist das Stück im Adonia-Verlag erschienen.

Die Wirkung auf den Zuschauer soll sein …
Die Zuschauer werden in einer anderen Welt abgeholt und werden Teil einer berührenden Geschichte, die Mut macht, im Alltag mehr Mitmenschlichkeit zu leben.

Was ist die Hauptaussage ihres Werks?
Durch das eigene Versöhntsein und die Ausrichtung auf Gott wird es möglich, die «Immer-mehr-haben-wollen-Spirale» zu durchbrechen.

Während der Schuster Martin durch sein Handeln ein ganz praktisches Beispiel für Mitmenschlichkeit gibt und so seinen Nächsten hilft, Armut zu überwinden, setzt der Dialog der Mäuse die Geschichte in einen philosophischen Rahmen: Was heisst Zufriedenheit im Leben? Machen immer mehr Güter auch immer glücklicher?

Was wurde Ihnen während der Arbeit an ihrem Werk wichtig?
Mir wurde wichtig, in meinem eigenen Leben zu überprüfen, ob mein eigenes Versöhntsein und meine Lebenszufriedenheit in einem gesunden Bereich liegen. Und es wurde mir von Neuem wichtig, andere Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig diese Fragen für ein erfülltes Leben sind.

Haben Sie neue Aspekte durch Ihr Schaffen erkannt?
Ja, ganz praktische: Nach mehreren Puppentheater-Produktionen war diese Form des Figurentheaters Neuland für mich. In einem Kurs habe ich mir die Technik zum Herstellen der aufwändigen Figuren angeeignet, um danach in vielen Stunden in meinem Atelier die acht Figuren zu erschaffen.

Gibt es einen Bibelvers, der sie besonders inspiriert hat?
In der letzten Szene des Stücks liest der Schuhmacher Martin die Verse aus Matthäus 25,34-40 vor. Diese Lehre von Jesus, dass Gottesliebe auch Nächstenliebe heisst, hat mich stark inspiriert. Als Grundlage zum Stück diente mir zudem die bei uns als «Schuster Martin» bekannte Erzählung «Wo die Liebe ist, da ist auch Gott» von Leo Tolstoi.

Wie reagieren Zuschauer auf Ihr Kunstwerk?
Nach dem Schlusslied, welches die Botschaft des Stücks unterstreicht, fehlen vielen Zuschauern im ersten Moment die Worte. Offensichtlich schafft es das Werk, die Betrachter zu berühren und sie zum Nachdenken anzuregen.

Eine schöne Reaktion nach der Premiere war ein Zeitungsartikel, der den Kern des Stücks gekonnt aufnahm. Das Bieler Tagblatt berichtete am 9. Dezember 2011.

Wie sind sie persönlich zum Thema «Armut» gekommen?
Armut ist etwas sehr Vielschichtiges. Mich beschäftigt besonders die Armut, die dadurch verursacht wird, dass jeder nur für sich selbst schaut. Dabei zeigt gerade dieses Stück auf, dass mit Egoismus und Korruption vielleicht Reichtum angehäuft werden kann, aber nicht Lebenszufriedenheit.

Webseite:

Datum: 21.06.2012
Autor: Cedric Zangger
Quelle: StopArmut 2015

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