Jens Böttcher – der Mann, der seine Einzelteile gefunden hat

Nach dem Schulabbruch begann Jens Böttcher (42) als Kabelträger bei einem Werbefilmproduzenten. Er reifte zum Regisseur von Musikclips und produzierte Komödien für Radio und Fernsehen. 2001 fand der umtriebige Hamburger seinen Glauben zu Gott, was auch sein künstlerisches Schaffen prägt.
Jens Böttcher
Mit Mark Rosenbrock publizierte Jens Böttcher die Alben «rosenbrock+böttcher» und «Parousia».
Die akustische Gitarre läuft in Böttchers Händen zu Bestform auf.
Jens steht musikalisch nicht in der zweiten Reihe.

Jens Böttchers Schaffenskraft scheint enorm. Laut seiner Biografie tourte er in den 1990er Jahren mit eigenen Rockbands, schrieb Sketche, Film- und Theatermanuskripte und verfasste Beiträge («ran fun» sowie «Funny Dubbings») für die Sat-1-Fussball-Show «ran». Dazu kamen Komödien für verschiedene deutsche Fernsehsender aber auch fürs Radio, wie etwa «Witzenotdienst» oder «Elvis lebt» für den WDR 4. Seine aktuelle Figur, der «Reverend Eminent» wird von mehreren Radios ausgestrahlt und hat die Schallmauer von 1000 Folgen durchbrochen.

Als biographisch bedeutendstes aller möglichen Ereignisse beschreibt Jens Böttcher auf seiner Webseite die «Konvertierung vom melancholischen Suchenden zum bekennenden Christen». Das war 2001, sein neuer Glaube begleitet seither sein Wirken, sei dies bei zwei gemeinsamen Alben mit Mark Rosenbrock oder mit Soloscheiben wie «Himmelherz» und «Reisefieber» sowie bei vielem mehr. Livenet.ch unterhielt sich mit dem vielseitigen Künstler.

Livenet.ch: Jens Böttcher, Sie schreiben auf Ihrer Webseite, sie seien im letzten Jahr mehrfach gegen die Wand gerannt und würden nun die Einzelteile sortieren. Was war geschehen und haben Sie einen Überblick über die Jens-Böttcher-Einzelstücke?
Jens Böttcher: In meinem Leben ist in den letzten Jahren durch private Turbulenzen einiges ganz schön aus den Fugen und von dort aus direkt in eine grosse Seelenwasch- und Schleudermaschine geraten. Ich bin weiterhin am Sortieren, dabei aber wirklich sehr glücklich darüber, dass mir der höchste Chef aller Seelenwaschsalons dabei zur Hand geht. Und wie genau das Gesamtbild danach aussehen wird, weiss ich noch nicht, aber ich hoffe, es wird hübsch!

Sie arbeiten an einem neuen Album, das aus der Reihe tanze. Was wird daran aussergewöhnlich - die Lyrik oder überraschen Sie mit einem völlig untypischen Musikstil?
Ich hoffe, alles auf einmal! Vielleicht wird´s ein Punkrhythmandbluespolkahiphopalternativesingersongwriter-Album mit sowohl klassischen Orchester- als auch rheinlandpfälzischen Folklore-Einflüssen!

Mit «Ich hab das Licht gesehen» deutschten Sie einen traditionellen Gospel ein. Planen Sie ein Album, auf welchem ausschliesslich Gospelsongs «eingedeutscht» sind?
Hm, mal sehen ... vielleicht mache ich das eines Tages wirklich noch ... derzeit schreibe ich aber viel zu viele eigene Lieder, die sich partout nicht mit einem Leben in der Schublade zufrieden geben möchten.

Sie machen Werbung, Radio-Komödien, Musik und Bücher - wie kriegen Sie das alles auf die Reihe?
Ähm... das frage ich mich ehrlich gesagt auch!

Bereits sind 1000 Folgen Ihrer Radio-Komödie «Reverend Eminent» erschienen, ein Hip-Hopper philosophiert darin wortwitzig. Woher nehmen Sie die Ideen, damit nicht dauernd die gleiche Geschichte kommt? Und was sind die Hauptthemen des Reverend?
Die Ideen kommen beim Reverend, wie eigentlich bei allem, was ich tue, «direkt aus dem Leben», das ja, wenn man genau hinschaut, auch nicht dauernd die gleiche Geschichte ist ... Meine Hauptthemen sind die «Bedeutenden»... die, aus denen dann automatisch auch die vermeintlich «Kleinen» werden ... die Suche nach Liebe, unser ständiges Scheitern - das ja sowohl sehr lustig, als auch sehr tragisch sein kann, der Sinn des Lebens, die Schrulligkeiten der Menschen.

Engagieren Sie sich auch sozial?
Nicht im Sinne von institutionellem Einsatz, aber ich empfinde meine Arbeit und meine Konzerte ganz grundsätzlich als soziales Engagement.

Im Folgenden beantwortet Jens Böttcher den Fragebogen dieser Webseite.

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Mich in Phasen der Melancholie selbst zu bemitleiden.

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Immer die Hoffnung zu behalten und Durchhaltevermögen.

Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Das Wunder seiner Liebe.

Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Das Wunder seiner Liebe. Und auch wenn das jetzt auf den ersten Blick paradox scheinen mag: Ich glaube, dass Gottes Liebe unsere Vorstellungskraft einfach komplett sprengt, da sie so gross und unfassbar ist, wie das Universum, das Er geschaffen hat, um sie darin als geistige Substanz aufzubewahren.

Klagen Sie Gott manchmal an?
Nein. Und natürlich habe ich sehr viele Fragen ans Leben, aber ich bin sicher, dass Gott das sowieso alles viel besser weiss und es dann auch Sinn macht, wenn Er in Seiner Allmacht die Dinge eben auf Seine Weise regelt. Wer bin ich, um mir eine Anklage zu erlauben? Ich halte es da mit dem grossen amerikanischen Künstler Johnny Cash, der auf diese Frage einmal sagte: «Gott anklagen? Oh nein, meine Arme sind viel zu kurz, um mit Gott zu boxen».

Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Das variiert. Zur Zeit diese drei Fragen, aber, siehe eben, nur theoretisch: Wie ist das jetzt eigentlich genau mit der Liebe und dem Universum? Warum sind ausgerechnet unter uns Christen so viele moderne, selbstgerechte Pharisäer mit verhärteten Herzen - ohne es überhaupt zu merken? Warum gibt es so viel Leid, Egozentrik und Seelenschmerzen auf der Welt - hättest du das nicht vielleicht irgendwie anders einrichten können, lieber Vater?

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Nicht bemüht fromm, sondern in allem möglichst echt und stets für Überraschungen und neue Erkenntnisse offen sein.

Wie sind Sie Christ geworden?
Ich war mein Leben lang auf der Suche nach der Liebe in anderen und mir selbst, und somit nach Gott. Dann fand er mich vor dem Fernseher und ich wurde eine Weile später in einer Hotelbadewanne in Hamburg von dem amerikanischen Pastoren Bayless Conley getauft. Das war 2001 und hat mein Leben wirklich verändert.

Warum sind Sie Christ?
Weil ich seitdem im Herzen trage, dass Gott die Liebe ist und diese Liebe sich in Jesus manifestiert hat. Und weil ich weiss, dass er perfekt ist und ich nicht.

Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben:
Es gibt so viele ... Ich spüre tiefe Dankbarkeit für die Gnade, die Gott täglich für mich hat. Er trägt mich und beschützt mich und lässt mich reifen und wachsen.

Warum, denken Sie, zahlt sich ein Leben mit Jesus aus?
Ein Leben mit Jesus zahlt sich aus, weil Er uns alle bedingungslos liebt und weil das tatsächlich nur in Ihm zu finden ist.

Steckbrief

Zivilstand: getrennt lebend.
Gemeinde: derzeit keine feste Gemeinde, aber kostbare Freundschaften, die mir Gemeinde sind.
Arbeit in Gemeinde: Keine.
Hobbys: Literatur, Musik, Kunst, Filme, Philosophie, Theologie, Sport, in Cafés sitzen und schöne Gespräche führen.
Beruf: Autor und Musiker
Werdegang: Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher :-)
Wohnort: Rosengarten bei Hamburg, Deutschland.
Herkunft: Hamburg
Lieblingsbibelstelle: Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm (im 1.Johannesbrief).
Lieblingsmusiker: Elvis Presley, Johnny Cash, Social Distortion, Eels, Wilco, Jason & the Scorchers und viele mehr.
Das gefällt mir auf Livenet.ch und Jesus.ch: Die Fragebogen-Interviews!

Datum: 14.07.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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