Jugendliche und Satanismus

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Was haben eine bestimmte Art von Musik, Internetforen, jugendliche Neugier gemeinsam? Sie alle sind für junge Menschen mögliche Zutrittswege zum Satanismus, warnt der italienische Journalist und Autor Carlo Climati.

Italien ist noch immer erschüttert über den Fund der Leichen von Chiara Marinound Fabio Tollis in den Wäldern nordwestlich von Mailand Anfang Juni. Wir berichteten darüber, siehe „Italien will strenge Gesetze gegen satanische Sekten erlassen“. Sie waren zuletzt im Januar 1998 mit anderen Mitgliedern ihrer Rockband „The Beasts of Satan“ gesehen worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie die Opfer von Ritualmorden waren.

Im folgenden Interview mit Zenit beschreibt Climati, wie Jugendliche in den Satanismus hineingezogen werden und schlägt Wege vor, dies zu erkennen und zu verhindern.

Zenit: Wie verbreitet ist das Phänomen des Satanismus unter jungen Menschen?
Carlo Climati: Es ist sicherlich ein Phänomen, das rapide anwächst und schwer zu kontrollieren ist. Ich würde es besonders als einen „Do-it-yourself“-Satanismus beschreiben, den junge Menschen praktizieren, indem sie gewisse Musik hören und im Internet surfen.

Natürlich darf einem nicht der Fehler unterlaufen, zu verallgemeinern und die gesamte Musik, welche die Jugendlichen hören, zu verurteilen. Aber gleichzeitig muss man realistisch sein und begreifen, dass satanistisch inspirierte Musik einen Geschäftswert umsetzt, der schon Milliarden erreicht hat. Zu viele Sänger verbreiten die Unkultur der Gewalt, der Drogen und des Hasses.

Wie kann ein Jugendlicher mit Satanismus in Kontakt kommen?
Es ist ein Prozess, der in „Phasen“ verläuft, und das lässt sich leicht damit erklären, dass die jungen Menschen mit den neuen Technologien und Kommunikationsmitteln sehr vertraut sind. Die erste Phase besteht normalerweise im einfachen Interesse an einem satanistischen Sänger. Zuerst kauft ein Jugendlicher seine CDs und ist verrückt nach seiner Musik. Aber dann fühlt er das Verlangen, mehr über den Sänger zu wissen.

In einem zweiten Schritt lernen sie die Songtexte kennen und sind konsequent einer sündigen Lebensphilosophie ausgesetzt.

Die dritte Phase ist der Erwerb von Musikmagazinen, die über den Lieblingssänger des Jugendlichen berichten. In letzter Zeit wird in bestimmten Rockzeitschriften nicht nur über Musik geschrieben, sondern auch über Satanismus und Esoterik. Manchmal werden sogar Adressen von satanischen Sekten oder Internetseiten von Sängern angeführt, die mit dem Okkultismus in Verbindung stehen.

Um mehr zu erfahren, wird also die vierte Stufe erreicht: die Suche im Internet. Es besteht das Risiko, dass man ausgehend von der einfachen Neugier über die Seiten satanistischer Rocksänger auch auf Seiten wirklicher Sekten oder zu Diskussionsforen gelangt, die von Satanisten frequentiert werden. In der fünften und letzten Phase nimmt der Jugendliche über E-Mail direkt Kontakt auf mit einer Sekte oder jemandem, der schwarze Magie praktiziert.

Wie schaut die Philosophie des jugendlichen Satanismus aus?
Um dieses Phänomen zu analysieren, ist es sehr wichtig, dies stichhaltig zu untersuchen. Man darf nicht bei Gewalttaten oder makabren Riten stehen bleiben, die in Wäldern durchgeführt werden. Ich möchte vor allem auf die „Tue wonach du dich fühlst“-Idee hinweisen, eine Einladung zum moralischen Relativismus und zu einem Leben ohne Regeln. Es ist der Mensch, der mit seinen Anmassungen Gottes Platz einnehmen will und nach dem Standard seines eigenen egoistischen Vergnügens leben will.

Die Ausgangsbasis des Satanismus ist der Tod der Hoffnung. Die Einladung, sich in sich selbst zurückzuziehen und an nichts zu glauben – unter der Annahme, dass das Leben nur ein Dschungel ist, in dem die Starken über die Schwachen triumphieren.

Unglücklicherweise scheinen viele junge Menschen von bestimmten schrecklichen Philosophien fasziniert zu sein. Es ist nicht schwierig, sie bei Nacht vor Lokalen wahrzunehmen, die diese Art von Musik anbieten. Üblicherweise sind sie schwarz angezogen. Oft sind ihre Arme von kleinen Wunden gezeichnet, die sie sich selbst zugefügt haben.

Diese Schnitte sind ein Zeichen der Darstellung und des Pessimismus. Sie stehen vielleicht für andere tiefere Verwundungen, nämlich jene aus dem Alltagsleben. Ein Leben, das oft gekennzeichnet ist vom Unvermögen zu kommunizieren, einem Fehlen von Gespräch in der Familie und Schwierigkeiten in der Schule oder in der Arbeit.

Wie kann das Phänomen der satanistischen Rockmusik bekämpft werden?
Die Lösung liegt darin, junge Menschen daran zu gewöhnen ein stärkeres kritisches Gespür zu haben. Jugendliche sollten nicht alles passiv „aufsaugen“, was bestimmte Rockstars sagen. Wir müssen ihnen helfen nachzudenken, zu verstehen und jene abzulehnen, die eine Unkultur des Todes propagieren.

Man darf sich nicht von fürchterlichen Philosophien umgarnen lassen. Wenn ein Sänger Gewalt propagiert, dürfen wir seine CDs nicht kaufen. Lasst uns jenen Künstlern Beifall spenden, die eine positive Botschaft zugunsten des Lebens vermitteln. Da fehlt es nicht an guten Beispielen. Es genügt, danach zu suchen.

Das ist der Weg, der eingeschlagen werden muss, um die Bilanz der Musikindustrie zu verändern, ein Markt, der oft gnadenlos ist und dazu neigt, Geld auf Kosten der Jugend zu machen. Wir müssen lernen zu fragen, welche Art von Ideologie dahinter steckt und welche Botschaften vermittelt werden sollen, bevor wir eine CD kaufen. Sonst werden weiterhin auch satanistische Rock- oder Heavy Metal-Sänger in den Charts vorkommen.

Datum: 05.07.2004
Quelle: Zenit

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