Das religiöse Buch: Leser suchen „den besten Weg zum Glück“

Rudolf Zewell

Welche Zukunft hat das religiöse Buch? Titelinflation, Überproduktion und rückläufige Umsätze auf der einen Seite kennzeichnen den Markt. Auf der anderen Seite lassen sich aber auch Veränderungen in der Art des geschriebenen Wortes feststellen.

„Das klassische religiöse Buch wird mehr und mehr abgelöst von Angeboten, die vielleicht so umschrieben werden könnten: das freie spirituelle, christlich inspirierte Buch, in dem Leser Lebenshilfe suchen“, wie Rudolf Zewell, Redaktorr der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur" in einem Vortrag anmerkte.

Leser suchen Lebenshilfe

Frei nach der Devise „wahr ist was gut tut“ sei ein viel verkauftes religiöses Buch ein Sammelband mit Texten von Dichtern und namhaften Theologen unter dem einfachen Titel „Der beste Weg zum Glück“ gewesen. In den vergangenen zehn Jahren habe die Buchintention, den Glauben zu vertiefen, immer mehr nachgelassen, wie Zewell anhand einer aktuellen Studie des Institutes für Demoskopie, Allensbach, verdeutlichte. Die Bücher würden den Lesern nun primär „neuen Mut“ vermitteln (45 Prozent) oder halten praktische und nützliche Tipps und Hinweise für das tägliche Leben bereit (37 Prozent).

Die Allensbach-Studie unterscheide bei den religiösen Publikationen zwischen einem „Kernbereich“ (bestehend zum Beispiel aus Bibeln, Sachbüchern zur Kirchengeschichte, Romane und Erzählungen zu christlichen Themen) sowie einem „Öffnungsbereich“, der sich mit der Religion im weitesten Sinne befasse. Dieser Bereich, zu dem beispielsweise Themen wie „Der Sinn des Lebens“, Meditation, Bewältigung von Lebenskrisen oder auch andere Religionen und Weltanschauungen zu zählen ist, nimmt deutlich an Ausweitung zu, so Zewell.

Dennoch sollten die Verlage nicht alles auf diese Karte setzen, so der Schluss der Allensbacher Demoskopen. Denn auch weiterhin greife ein konstantes, aber zugleich auch kleines Publikum nach wie vor auf die Veröffentlichungen aus dem Kernbereich zurück.

Insgesamt sei die leicht gesunkene Zahl der Kunden durch die gestiegene Zahl der verkauften Bücher pro Käufer in den letzten drei Jahren ausgeglichen worden. Durch den Öffnungsbereich haben aber auch immer mehr Menschen, die sich zwar als nicht-christlich oder distanziert gegenüber der Kirche bezeichnen, Zugang zu diesem Medium gefunden.

Kommunikation funktioniere aber nur, wenn der Empfänger erreichbar und gewillt sei, die Nachricht entgegenzunehmen.

Datum: 27.11.2003
Quelle: UNSERE KIRCHE

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