Gott erhält 13 Briefe

Eric-Emmanuel Schmitt

Das neueste Buch des Bestseller Autors Eric-Emmanuel Schmitt bringt in Briefform die Geschichte eines totkranken Kindes auf der Suche nach seinem Gott.

Der Titel des Romans „Oskar und die Dame in Rosa“ lässt auf den ersten Blick nicht auf die Geschichte eines kleinen Gottsuchers deuten. Das im Ammann Verlag Zürich erschienene 114 Seiten starke Buch setzt auch nicht den Romanhelden, den kleinen, totkranken Oskar, auf den Buchdeckel, sondern seine Oma Rosa. Sie ist es, welche die neun letzten Tage des Kindes mit dem besten auszufüllen hilft, das sie ihm bieten kann. Oskar ist in einem areligiösen Haus erzogen worden, in dem man überzeugt ist, dass es Gott nicht gibt. Als die Ärzte jede Hoffnung für ihn aufgegeben haben, weichen ihm auch die Eltern ihrem Kind aus, weil sie nicht mehr wissen, worüber sie mit ihm reden könnten.

Beatrice Eichmann-Leutenegger hat den Inhalt des bewegenden Buches in „Der Bund“ zusammengefasst. „Oma Rosa“ ist eine der Frauen, die sich in der Klinik mit den kranken Kindern beschäftigen. Obwohl er nicht an Gott glaubt, ermuntert sie ihn: „Sorg dafür, dass es ihn gibt.“ Sie rät ihm, Gott jeden Tag einen Brief zu schreiben und ihm darin seine Gedanken anzuvertrauen. Sie ist überzeugt, wenn der kleine Oskar so an Gott schreibt, wird er für ihn immer mehr zur Realität werden.

Sie rät ihm, jeden Tag, der noch vor ihm liegt, wie 10 Jahre zu betrachten und so alle Phasen des zukünftigen Lebens, das ihm verwehrt bleibt, zu durchlaufen – von der Pubertät bis ins hohe Alter. Ein weiteres krankes Mädchen auf der Station und „Oma Rosa“ helfen ihm dabei. Sie imponiert ihm mit ihrer eigenen Biografie, die zwar etwas erfunden ist, aber sie kann ihn damit für ihren Plan gewinnen.

Das Buch entwickelt laut der Rezensentin eine „sehr menschliche, zarte Theologie der letzten Dinge“, wo „man sich dem Gekreuzigten, der Schmerzen leidet, näher wissen kann als einem fühlloosen Gott.“

Zwar fällt Oskar auf dieser mit 13 Briefen geführten Suche zwischendurch in ein tiefes Loch der Verzweiflung und kündet Gott seine Liebe auf. Doch danach – in der Frühe des nächsten Morgens – spürt er es, „dass Du da wast. Dass Du mir Dein Geheimnis verraten hast: Schau jeden Tag auf diese Welt, als wer es das erste Mal.“ Im nächsten Brief erkennt Oskar, dass das Leben „gar kein Geschenk ist, sondern nur geliehen“. Je älter man werde, umso mehr Findigkeit mmüsse man entwickeln, damit man das Leben zu schätzen wisse.

Nach dem Tod des Kindes schreibt „Oma Rosa“ selbst noch einen Brief an Gott. Obwohl sie voller Trauer ist, erinnert sie sich dass sie wegen des Kindes auch lachen und sich freuen konnte: „Er hat mir geholfen, an Dich zu glauben. Ich bin so voll von Liebe dass es mich verbrennt ...“.

Datum: 30.09.2003
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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