Buchbesprechung: "Mit dem Kopf durch die Wand"

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Claudia und David Arp sind keine Unbekannten. Obwohl sie in den USA leben, sind sie als Ehe- und Erziehungsberater oft im deutschsprachigen Raum anzutreffen.

Sie sind Autoren von verschiedenen Büchern, unter anderem eines zu Teenagerproblemen: "Und plötzlich sind sie 13". Jetzt haben sie sich an ein Thema gewagt, das nicht so einfach zu packen ist: die schwierigen Kinder, "verhaltensauffällig" würden wir in der Schweiz sagen.

Gleich zu Beginn grenzen sie sich in der Definition ab und reden in diesem Buch vom temperamentvollen Kind. Darin eingeschlossen ist das willensstarke, eigenwillige Kind, das seine Eltern und seine Umgebung oft an die Grenzen der Möglichkeiten bringt. Das Buch ist aufgeteilt in zehn Kapitel. Acht Kapitel sind den wichtigsten Botschaften gewidmet, die nach Meinung der Autoren indirekt aus dem Verhalten von anstrengenden Kindern abzulesen sind. Themen daraus lauten: "Bitte versteh mich!", "Mach mir Mut!", "Setze mir Grenzen", " Hilf mir, mit Zorn und Enttäuschung umzugehn!", "Hilf mir, selbständig zu werden!",

Das Buch ist gespickt mit Beispielen aus der Praxis, Tipps aus dem Beratungsalltag und Tabellen. Ein Anhang am Schluss gibt einen Ueberblick über die altersgemässe Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Wie ein roter Faden zieht sich die Hoffnung durch das Buch, dass auch schwierige Kinder grösser werden und bessere Zeiten kommen werden. Ist es dieser Duktus oder die amerikanische Kultur, die dadurch beim Lesen das Gefühl des Nicht-verstanden-Werdens aufkommen lässt? Als selbst betroffene Mutter fehlt mir in diesem Buch die fachliche Qualität. Reicht es, beim Stand der heutigen Forschung die Wahrnehmungsthematik auf einer Seite abzuhandeln? Genügt der Hinweis zum Arztbesuch oder wäre nicht dies echte Hilfe, für und wider des Medikamenteneinsatzes (Rhitalin) sorgfältig zu beleuchten? Ein Überblick über die verschiedenen Therapien und ihre unterstützende Wirkung (Logotherapie, Sensorische Integrationstherapie, Psychomotorik usw. ) fehlt ebenso wie Erfahrungen von betroffenen Müttern. Als betroffene Leserin werde ich den Verdacht nicht los, dass hier Autoren zwar ein Thema aufgegriffen haben, das dran ist, aber selber in der Theorie stecken geblieben sind.
Oft ist ein wahrnehmungsgestörtes Kind erst nach Ernährungsumstellung, Medikamenteneinsatz und begleitender Therapie in der Lage, ansprechbar zu werden. Erst dann sind die acht Botschaften in diesem Buch hilfreiche Anregungen dazu, wie das Zusammenleben neu gestaltet werden kann.

Autor: Ingrid Rubli-Locher

Datum: 19.07.2002
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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