Gesellschaft

Kinder werden "immer schwieriger" - muss das sein?

Immer weniger Kinder werden in unseren Breitengraden geboren. Und diese werden immer schwieriger. Was ist los? Hat die Schöpfung versagt? Oder die Gesellschaft? Oder die Eltern?
Kids

"Zunehmende Gewalt an den Schulen, bewaffnete Jugendgangs, brutale Mächenbanden: Solche Nachrichten haben die Gesellschaft aufgeschreckt." So die März-Ausgabe des Magazins GEO in der Einleitung zu einem 18-seitigen Artikel. "Immer mehr und immer jüngere Kinder und Jugendliche leiden an psychischen Störungen" stellt die Tageszeitung "Der Bund" vom 17. Januar fest. Jugendgewalt und Jugendprobleme sind ein Medienthema, das viel Unsicherheit offenbart.

Die Ursachen werden in gesellschaftlichen Enwicklungen, Erziehungsfehlern, bei Immigranten, der Schule und in der Jugendarbeitslosigkeit gesucht. Doch nicht immer lassen sich Ursachen klar orten, es gibt auch Kinder, die von Geburt an auffällig sind. Aber wir beobachten auch grosse gesellschaftliche Umwälzungen, die nicht ohne Folgen bleiben können.

Antiautoritäre Revolte

Einen klaren Einschnitt bedeutete vor allem die 68-er Revolte des vergangenen Jahrhunderts. Es war ein Aufschrei und Protest gegen die etablierten Autoritäten. Man warf ihnen vor, Gesetze und Regeln zu ihrem eigenen Nutzen, vor allem zu ihrem Machterhalt, zu erlassen. Das ganze gesellschaftliche System mit seiner Vernetzung und seinem Filz wurde massiv kritisiert. Der Begriff Autorität wurde negativ besetzt und kann seither nur noch bedingt verwendet werden.

Daraus erwuchsen antiautoritäre oder "demokratische" Erziehungsstile. Man machte Experimente, Kinder auch ohne elterlichen Einfluss gross werden zu lassen, um jede autoritäre Struktur abzuschaffen. Bekannt wurde vor allem das Experiment "Summerhill". Der Leiter der Einrichtung, A.S. Neill, sagte: "Es ist nicht nötig, die Kinder zu lehren, wie man sich benimmt. Eltern verderben ihren Kindern das Leben dadurch, dass sie ihnen Glaubenssätze, Verhaltensweisen und veraltete Sittenlehren aufzuwingen."

Die Folgen

Auch wenn man das radikale Rezept nicht einfach übernahm, die Gedanken taten ihre Wirkung. In vielen Familien wurde der Begriff Vater und Mutter abgeschafft. Kinder nannten die Eltern beim Vornamen, ebenso ihre erwachsenen Verwandten. Kinder sollten sich selbst entfalten können und ein gleichberechtigter und mündiger Teil der Gesellschaft sein. Sie wurden schon von klein auf vor Entscheidungen gestellt, die sie oft überforderten. Eltern trauten ihrer Führungsrolle nicht mehr.

Die Folge davon war viel Verunsicherung, nicht nur bei den betroffenen Kindern, sondern vor allem auch in der Schule. Bestehende pädagogische Konzepte wurden abgeschafft und immer wieder durch neue ersetzt, da sich jedes als unbefriedigend erwies. Es kam zu einer echten Krise der Erziehungskonzepte. Das führte zu Krisensymptomen in den Schulen, die nicht nur am Wirrwar von Konzepten litten, sondern es mit immer mehr unerzogenen Kindern zu tun bekamen.

Das Kind mit dem Bade …

Der Grundfehler war, dass man entwicklungspsychologische Kenntnisse schlicht über den Haufen warf. Zum Beispiel, dass ein Kind in der Anfangsphase seines Lebens nicht nur Schutz und Fürsorge braucht, sondern auch liebevolle Führung, die auch Grenzen setzen kann, wo es nötig ist. Gute Vorbilder mit echter Autorität, an denen es sich orientieren kann. Der Weg zur Selbständigkeit und Eigenständigkeit durchläuft verschiedene Phasen, die durchgegangen werden müssen, wenn die Entwicklung zum geistig gesunden, mündigen Menschen gelingen soll. Die Eltern haben die Aufgabe, diesen Weg mit ihren Kindern zu gehen und sie immer mehr in die Selbständigkeit zu entlassen. Sie müssen auf diesem Weg oft an ihrer Führungsrolle festhalten, auch wenn es manchmal zur massiven Auflehnung kommt. Gerade in dieser Auseinandersetzung reifen junge Menschen - auch die Eltern.

Interessant ist Blick auf die Erziehungsgeschichte Gottes mit den Menschen. Dabei fällt auf, dass Gott seinem Volk am Anfang seiner Entwicklung sehr klare Regeln, zum Beispiel die 10 Gebote, und Vorschriften gab, die eingehalten werden mussten, wenn die Gottesbeziehung nicht abbrechen sollte. In der Folge fallen die klaren Anweisungen Gottes in konkreten Situationen auf, die nicht übergangen werden durften, ohne dass dies schwerwiegende Folgen gehabt hätte. Doch bereits im Verlauf des Alten Testaments sehen wir, wie Israel immer stärker in die Eigenverantwortung gestellt wird. Die Kritik der Propheten gründet oftmals darin, dass zum Beispiel die soziale Verantwortung gegenüber Schwachen nicht wahrgenommen werden. Innerhalb der festgelegten Leitplanken hatten die alttestamentlichen Menschen eine Gestaltungsfreiheit zum Guten oder Bösen. Immer mehr wurde auch die Liebe Gottes zu seinem Volk, die auf Gegenliebe hofft, hervorgehoben.

Der Weg in die Eigenverantwortung

Dieser Aspekt wird im Neuen Testament noch verstärkt. Zwar bestehen die göttlichen Gebote als Anhaltspunkte weiterhin, doch ihre Einhaltung durch Menschen, die Nachfolger des Gottesssohnes Jesus Christus sein wollen, wird wie selbstverständlich vorausgesetzt. Als ein Theologe Jesus nach dem wichtigsten Gebot fragte, antwortete er ihm: "Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen … und deinen Nächsten wie dich selbst". Mit dieser zentralen Regel sei der ganze Gebots- und Gesetzeskatalog umschrieben, und alle andern Gebote basierten letzlich darauf (vgl. Link).

Wir können dieses pädagogische Konzept des göttlichen Erziehers auf unsere Kinder anwenden. Eltern übernehmen die Aufgabe, junge Leute zur Eigenverantwortung, Selbständigkeit und Beziehungsfähigkeit hinzuführen. Das ist oftmals schwierig und gelingt längst nicht immer, oder auch nur teilweise. Doch statt zu verzweifeln, dürfen glaubende Eltern ihre noch nicht wohlgeratenen Nachkommen Gottes Sorge übergeben. Mit der Zuversicht, dass der himmlische Vater bereits die nächsten Schritte sieht - und auch mitgeht. Wer mitten drin in der Auseinandersetzung steht, sei auf die folgenden Links hingewiesen.

Weiterführende Texte

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Revolution im Kinderzimmer. Wie sollen sich Eltern gegenüber Computergames verhalten?
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Datum: 14.04.2004
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Jesus.ch

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