Weisheit für die Erziehung - woher nehmen?

Frau mit Kind

Es gibt in unserer Zeit nicht viele Erziehungshilfen in Form von Zeitschriften und Büchern. Sofern sie vom christlichen Glauben her motiviert und gestaltet sind, haben sie ihren Wert. Unsicherheiten können abgebaut werden. Andererseits trifft man auch Eltern, die durch viele unterschiedliche Ratschläge verwirrt sind. Darum schlage ich ein altes Rezept neu vor: Weisheit für das eigene Leben und das anderer aus der Bibel zu holen! Hier findet sich ungleich mehr als nur ein paar brauchbare Tipps.

Geheimnis der Bibel

Der längste aller Psalmen in der Bibel (176 Verse!) will nur eines: Uns die Wichtigkeit der Bibel für unser Leben neu vor Augen führen. Der Verfasser macht das zeugnishaft, ganz persönlich. Darum wirkt es ansteckend. Das eigentliche Geheimnis der Bibel liegt darin, dass Gott geredet hat und noch immer durch sie redet.

Sie ist also Gottes Wort! Aber das nicht etwa als Museumsstück früherer Reden Gottes. Derselbe Geist, der damals Menschen für Gottes Reden offen gemacht hat, weckt auch heute unser Ohr. Was Gott redet, ist sehr vielgestaltig. Er redet "auf mancherlei Weise" (Heb. 1,1). Er redet so, wie wir es nötig haben. Schon in unseren wenigen Versen beschreibt der Verfasser das Wort Gottes mit Gesetz, Gebot, Mahnungen, Befehlen, Ordnungen Gottes. Er schätzt vor allem die Anweisungen zum Leben, die uns wie Positionslichter den Weg weisen.

Verhältnis zur Bibel

Offenbar ist es so: Wem das Geheimnis der Bibel aufgegangen ist, der gewinnt ein inneres und inniges Verhältnis zu ihr. Der Verfasser spricht sogar vom "lieb haben" (siehe Vers 48). Kann man das eigentlich? Kann eine solche Beziehung nicht ausschliesslich einer Person gelten? Das verbindet sich hier durchaus. Der Psalmdichter hat deshalb ein Herzensverhältnis zur Bibel, weil durch sie Gott redet. Sein Wort will uns stets eine Brücke zu ihm sein. Ist es nicht verständlich, dass sich die Beziehung der Liebe zu Gott auch auf sein Wort überträgt? Jedenfalls kannten unsere Väter "Liebhaber des Wortes Gottes". Dieser Tage schrieb mir ein frisch pensionierter Freund: "Es ist herrlich, wenn man sich ausgiebig mit dem Wort Gottes beschäftigen kann."

Kann das Gesetz zur Liebe zum Wort Gottes anregen? Ist es nicht einengend? Der Psalmdichter weiss, dass er nicht nur die Trostbotschaft braucht, sondern auch das weisende und korrigierende Wort. Gerade auch so ist es kostbar, ein wertvoller Besitz ("Schatz"). Er ist uns von Gott zugeeignet. Keiner kann uns das Wort wegnehmen, das er uns ins Herz gibt. Aber die Bibel? Die evangelischen Salzburger haben 1731 lieber ihre Heimat und Kinder zurückgelassen, als sich von der Bibel zu trennen. Ist sie uns auch schon "süsser" (Vers 103) und unentbehrlicher als alles geworden?

Umgang mit der Bibel

Das wird wachstümlich so werden, wenn wir mit der Bibel intensiv umgehen. Ich höre schon sagen: "Ich habe keine Zeit!" Ist es nicht so: Was man liebt, mit dem beschäftigt man sich gern? Gleich zweimal spricht der Psalmdichter vom sinnenden Betrachten des Wortes Gottes. Es ist, um mit Luther zu sprechen - wie "ein Abklopfen des Nussbaums nach den reifen Nüssen". Aber dann kann man das Bibellesen nicht als morgendliche, flüchtige Pflichtlektüre absolvieren. Erst das betende Nachsinnen lässt die göttliche Wahrheit tief in unser Bewusstsein eindringen. Wenn wir es so innerlich "bewegen, wie Maria tat", dann wird es die Grundschicht des Glaubens im Unbewussten stärken, in der alle Gedanken, Worte und Taten ihren Ursprung haben. So gewinnt das Tun des Wortes Gottes eine heilige Natürlichkeit.

Wirkung der Bibel

Zunächst entdecken wir, dass hier Weisheit, Einsicht, Klugheit erwähnt werden. Gemeint ist das Wissen, wie man sein Leben recht führen und gestalten kann. Pflegen wir einen inneren Umgang mit dem Wort Gottes, so kann uns sein Geist die göttliche Wahrheit in den Alltag transformieren. Dabei werden wir gern auf die hören, denen Gott schon mehr aus seinem Wort hat zeigen können. In dem allem gewinnen wir Lebensweisheit, die für alle Lebenslagen nützlich ist, auch in den Fragen der Erziehung. Manches kann ganz praktisch an biblischen Geschichten gewonnen werden (wie zum Beispiel am Verhalten Jakobs zu seinem Sohn Josef). Wir merken, wie lebensnah und aktuell die Bibel ist! Ihre Weisheit übertrifft durchaus theoretische Studieninhalte und Lebenserfahrung der alten Generation (Verse: 99 und 100). Gottes Unterweisung gibt tiefere Einblicke in die Lebenswirklichkeit des Menschen und lehrt uns, keine falschen Schlüsse aus Erfahrungswerten zu ziehen.

Bibel weist den Kurs

Wenn wir so die Weisheit der Bibel kennen gelernt haben, werden wir motiviert sein, alle Wege zu meiden, die uns von Gott wegführen. Und mögen sie noch so attraktiv und allgemein akzeptiert sein. Keine Verharmlosung des Bösen! Kein eigensinniges Festhalten am eigenen Weg (Jesaja 53,6)! Nur ein klarer Kurs nach Gottes Wort führt zum gottgesetzten Ziel unseres Lebens.

Das gilt zunächst für den Erzieher selbst. Nur so können wir unserer jungen Generation ein Vorbild sein, das nachahmenswert ist. Nur so haben wir auch Vollmacht, andere zum Mitgehen auf dem Weg Jesu zu bewegen (1. Korinther 11,1).

Datum: 03.12.2003
Autor: Martin Liedholz

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