Zum Jahreswechsel

Wenn der Lift stecken bleibt

In der Livenet-Serie blicken Christen mit Verantwortung zurück – und über die Schwelle ins neue Jahr. Sabine Aschmann, reformierte Pfarrerin in Thayngen, erwartet einen grösseren Hunger nach Wahrheit.
«In der Not werden Menschen zusammenrücken»: Sabine Aschmann.

Ich nahm den Lift. Er blieb stecken. Zwar dauerte es nur wenige Minuten, bis wir befreit wurden. Doch diese reichten aus, um zwei anonyme Personen zu einer kleinen Schicksalsgemeinschaft zu verbinden. Ich weiss nun: Im Lift lernt man sich besser kennen als in einer Selbsthilfegruppe – und das in kürzester Zeit.

Lange aufwärts

Das Erlebnis ist mir zu einem Gleichnis für unsere Zeit geworden. Wenn der «Lift stecken bleibt», wenn also Entwicklungen, die immer aufwärts gingen, etwa das Wirtschaftswachstum oder die soziale Wohlfahrt, auf einmal stagnieren sollten, dann werden Menschen in kürzester Zeit neu zusammenrücken.

«Er ist mit uns im Lift»

Was auch immer passiert – Jesus Christus ist «mit uns im Lift» im Neuen Jahr! Er möchte gerade in überraschend neuen Situationen sich selber bekannt machen. Er wird uns als Kirchen und christlichen Gemeinden Menschen zuführen, die auf einmal in einer Schicksalsgemeinschaft mit uns stehen und merken, dass sie das brauchen, was wir (hoffentlich) haben. Das bedeutet aber, dass wir uns nicht passiv verhalten dürfen. Wenn wir die Entwicklung aus Gottes Sicht verfolgen und im Gebet für unser Land wachen, wird uns nichts überraschen.

Gegenwärtig ist viel Entfremdung unter Menschen zu spüren. Jesus kann sie (gerade in Krisenzeiten) so überwinden, dass uns Fremde zu Nächsten werden. Sind wir bereit? Ein Bereich, in dem wir uns 2012 auf die Socken machen sollten, sind die Samariterdienste: Gelebte Barmherzigkeit für Menschen ausserhalb der Gemeinde. Da sind geistliche, seelische und leibliche Nöte zuhauf, für die uns Gott ein Herz schenken möchte.

Der Heiland – geboren für heute

Oder betrachten wir um uns herum, wie viel Gleichgültigkeit gegenüber Gott da ist. Wahrheit ist unmodern. Wer gibt schon zu, dass er nach dem Ewigen fragt? Jedenfalls ist der allgemeine Zweifel gross, dass die Bibel oder die Kirche noch etwas Interessantes zu sagen haben. Wenn aber der Lift stecken bleibt, wird das viele Fragen und einen grossen Hunger nach Gott wecken. Wir haben Antworten und das Lebensbrot, denn «uns ist heute (also für die heutige Zeit) der Heiland geboren». Sind wir bereit und fähig, dies im neuen Jahr 2012 weiterzusagen und anzubieten? Evangelisation braucht vereinte Kräfte.

Unter der gleichen Flagge marschieren

Die Einheit unter den Christen bedeutet für mich je länger desto weniger eine Kaffeekränzcheneinheit, wo man schön nett ist zueinander, sondern die Mobilisierung einer starken, siegreichen (Heils-) Armee, die mit ihren verschiedenartigen Kräften unter der gleichen Flagge läuft. Alphalive und auch LiFe-Seminare sind schon jetzt evangelistische Werkzeuge, die konfessionsübergreifend genutzt werden.

Die Hausgemeinden bringen ein ermutigendes Potential für ein echt «inkarniertes» – in unserer Gesellschaft Fleisch gewordenes – Christsein. Die Aufgabe der Landeskirche mit ihren akademisch ausgebildeten Theologen muss es sein, hilfreich mitzudenken, den Heiligen Geist nicht zu dämpfen und mit der eigenen inneren Vielfalt mustergültig umzugehen. Es ist nicht mehr Zeit, sich gegenseitig zu bekriegen, sondern sich zu ergänzen und den Sieg Jesu zusammen zu erstreiten. So wird Sein Reich kommen.

Zur Autorin:
Sabine Aschmann ist reformierte Pfarrerin in der Evang.-ref. Kirchgemeinde Thayngen-Barzheim (SH) sie gehört dem Zentralvorstand der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) an.

Datum: 31.12.2011
Autor: Sabine Aschmann
Quelle: Livenet

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