Esoterik darf Schülern nicht aufgedrängt werden

Beat Spirgi

Bern - Für den christlichen Pädagogen Beat Spirgi ist offensichtlich, dass den esoterischen oder asiatischen weltanschaulichen Lebensauffassungen heute mehr Akzeptanz entgegengebracht wird als dem Christentum. Trotzdem sollten christlich denkende Lehrer an der Schule nicht "missionarischer" auftreten, sondern einfach das Christentum glaubwürdig leben.

Vor kurzem wurde der Fall eines Lehrers in Regensdorf bei Zürich bekannt, welcher seine Oberstufen-Schulklassen mit einem selbst verfassten Esoterik-Lehrbuch konfrontierte und den Glauben an eine Astralwelt mit dem Auftreten ausserirdischer Wesen vermittelte (Livenet berichtete). Obwohl seine in der Schule vertretenen Ansichten bekannt waren, blieb der Lehrer während zwölf Jahren unbehelligt. Auch die Intervention einer Mutter bei der Bildungsdirektion zeigte keine Wirkung, weil deren Brief von der Schulpflege nicht beachtet wurde.

Ein Grund dafür, dass sich esoterische Lehren heute an der Schule ungehemmter verbreiten könnten als die christliche, könnten die negativen Erfahrungen vieler Menschen mit den Kirchen und ihren Anhängern sein, sagt Beat Spirgi, Dozent am Sekundarlehramt der Universität Bern. Deshalb bestehe heute eine grosse Skepsis gegenüber allem Christlichen.

Dennoch sei das Christentum noch viel eher ein Bestandteil unserer Kultur als esoterische Gedankengebilde. Auch stehe in den meisten Lehrplänen, dass die Schule ihre Aufgabe im Sinne der "christlich-abendländischen Tradition" zu leisten habe.

Der Freiraum zur Verbreitung esoterischer Theorien im Sinne einer Glaubenslehre sei an der Schule gar nicht gegeben. Zwar dürften Lehrer esoterische Weltbilder thematisieren, dabei hätten sie aber auch die Pflicht, diese kritisch zu betrachten. Mit solchen esoterischen Entwürfen als quasi religiöse Auffassung zu missionieren, wie dies in Regensdorf anscheinend ein Stück weit geschehen sei, hält Spirgi für Vertrauens- und Machtmissbrauch.

Lehrern, die als Christen ihre Aufgabe erfüllen möchten, rät der Pädagoge, zurückhaltend, aber auch möglichst authentisch zu sein. Das bedeute, dass besonders das Lebensförderliche des christlichen Glaubens immer wieder sichtbar werden sollte.

Datum: 01.03.2003
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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