Arbeit im Geist von Jesus Christus tun
Die Jahrestagung stand unter dem Thema "Zwischen Versorgungsstaat und Eigenverantwortung". Alsdorf stellte fest, dass zunehmend mehr Menschen mit den Anforderungen der postmodernen Gesellschaft überfordert seien und die sozialen Sicherungssysteme damit bereits jetzt an den Rand ihrer Belastbarkeit kämen. „Gerade in unserer Zeit der Verunsicherungen und Zukunftsängste sind Menschen gefragt, die Orientierung und Halt geben können.
In dem Masse, wie die vorhandenen Sozialsysteme von den zunehmenden Problemen überfordert sind, werden Menschen gesucht, die den Mut und das Herz haben, sich auch ohne gesicherte Finanzierung für andere einzusetzen. In einer Zeit immer instabilerer Beziehungen braucht es Menschen, die (ohne besitzergreifende Manipulation) Verlässlichkeit und Treue zu leben bereit sind.“
Den einzelnen Menschen sehen
In der Sozialen Arbeit gebe es zwei Erkenntniswege, die sich gegenseitig ergänzen. Ein „nomothetisches“ Vorgehen betrachte einen Einzelfall als individuelle Ausprägung allgemein geltender Begriffe und Zusammenhänge, und „erkläre“ ihn daraus. Ein “idiographisches“ Vorgehen betone dagegen die Einzigartigkeit, sei bestrebt, die sich aufdrängenden Erklärungen „einzuklammern“ und sich aller vorab getroffenen Einordnungen zu enthalten.
Für den ICP-Verantwortlichen heisst Professionalität, „zwischen diesen beiden Erkenntniswegen wechseln zu können. Es gibt Zeiten, wo man von Gesetzmässigkeiten her denken und z.B. andere ermahnen muss. Es gibt aber auch Zeiten, wo man das eigene Vorwissen auf die Seite stellen muss, um mit offenen Fragen und Neugier überhaupt erst zu einem Verständnis zu gelangen.“
Professionalität
Ein weiteres Merkmal von Professionalität sei es, nicht nur auf Nöte zu reagieren oder geltende Regeln anzuwenden, sondern sich aufgrund wissenschaftlicher, berufsethischer und geistlicher Basis ein eigenes Bild der Problemsituation zu machen. Davon ausgehend kann, so Alsdorf, ein selbstbestimmter Auftrag formuliert werden, der sowohl die Sichtweisen und Interessen der Problembetroffenen als auch diejenigen der (in)direkten Auftraggeber des Sozialwesens mitberücksichtigt.
Für Christen sind die massgebenden Werte die Liebe zu Gott und zum Nächsten (wie zu sich selbst), weiterhin die Achtung vor der Freiheit und Würde und Eigenverantwortlichkeit des anderen (als Ebenbild Gottes), mitmenschliche Beziehungen (sich einlassen, Transparenz, Zuverlässigkeit) und der Einsatz für Gerechtigkeit und Chancengleichheit.
Sich in Beziehung setzen zum Anderen, den Gott geschaffen hat
Zum Schluss des Referates stellte Alsdorf Thesen auf, die Merkmale von christlichen SozialpädagogInnen nennen.
„Christliche SozialpädagogInnen …
- sind sich bewusst, dass KlientInnen nicht nur fachliche Versorgung, sondern auch Beziehung brauchen. Sie degradieren diese daher nicht zu blossen HilfeempfängerInnen, sondern sind bereit, als Menschen präsent zu sein und sich in Beziehung zu setzen.
- sehen den Wert von KlientInnen nicht geringer als ihren eigenen. Sie sind sich bewusst, dass es nicht nur ihr Verdienst, sondern auch Geschenk ist, dass sie an dieser Stelle nicht selbst in der Rolle des Hilfesuchenden sind, und begegnen daher den anderen „auf Augenhöhe“.
- achten die Freiheit ihres Gegenübers und versuchen niemals, dem anderen den christlichen Glauben aufzudrängen Sie tun ihren Dienst nicht, um damit andere Ziele zu erreichen.
- sind bereit zum interreligiösen und interkonfessionellen Dialog.
- rechnen damit, dass Gott weit über begrenzte menschliche Fähigkeiten und Möglichkeiten hinaus wirken kann und suchen dieses Wirken Gottes in ihrem Alltag. Das hilft ihnen, immer wieder neue Perspektiven zu finden, auch in schwierigen Situationen.
- wissen um die Kraft des Gebetes und der Fürbitte und streben danach, ihr eigenes geistliches Leben und Gebetsleben lebendig zu erhalten.“
Stellvertretend für das icp-Team brachte Friedemann Alsdorf den Wunsch zum Ausdruck, dass immer wieder Menschen sich von Gott herausfordern lassen, so zu leben und auf diese Weise hilfreiche Beziehungen zu bauen.
Datum: 06.07.2007
Quelle: ICP Institut für Christliche Psychologie, Therapie und Pädagogik