Daniel Frischknecht:

«Erfolg ist nicht gleichzusetzen mit einem Sieg»

Ein Fussballer muss nicht nur mit dem Ball gut umgehen können, er sollte auch geistig fit sein. Daniel Frischknecht weiss, was einen erfolgreichen Sportler ausser guten Leistungen ausmacht. Mit dem diplomierten Mentaltrainer sprach Elina Ehrensperger.
Daniel Frischknecht
Daniel Frischknecht mit seinem Sohn beim Fussballspielen

Viertelstunde für den Glauben: Daniel Frischknecht, Sie haben mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten zu tun. Was fehlt den Menschen von heute am meisten?
Daniel Frischknecht:
Ermutigung. Viele Menschen denken zu klein von sich.

Deshalb helfen Sie, mentale Stärke aufzubauen?
Ja.

Wie tun Sie das konkret?
Ein Mensch ist mental stark, wenn er ein gesundes Selbstvertrauen hat. Es ist wichtig, seine Leistungen realistisch einschätzen zu können und seine Handlungen sorgfältig zu planen. Das kann man trainieren. Mit den Sportlern bewerte ich die Fortschritte im Training und im Wettkampf. Wir formulieren Ziele. Viele Sportler unterschätzen es, wie wichtig bewusste Erholung nach dem Training ist. Körperliche und geistige Ruhephasen wirken sich nämlich positiv auf die Leistung aus und verringern die Verletzungsgefahr.

Was ist der Schlüssel zum sportlichen Erfolg?
Erfolg ist für mich nicht gleichzustellen mit einem Sieg. Ein Sportler ist erfolgreich, wenn er die im Training erzielte Leistung auch im Wettkampf abrufen kann. Es geht nicht nur um Gewinnen und Verlieren, sondern darum, dass man seine persönliche Leistung steigert. Zu Beginn steht aber eine Entscheidung, nämlich der Entschluss zu trainieren. Ohne Training wird die persönliche Leistung nicht besser.

Und wenn ein Sportler mit guten Leistungen brillieren kann?
Ein erfolgreicher Sportler steht schnell im Rampenlicht. Es ist wichtig, dass er sich bewusst ist: Es wird ein Leben nach der Sportlerkarriere geben, wo ihn niemand mehr bewundern wird. Für viele Athleten ist es zudem schwierig, zwischen den verschiedenen Teilen ihrer Person zu unterscheiden. Einerseits sind sie Sportler, andererseits Werbeprodukt und zugleich Mensch mit verletzbaren Gefühlen.

Die Schweizer Fussballnati ist mit einem knappen 2:1-Sieg gegen Ecuador in die WM in Brasilien gestartet. Was trauen Sie dem Team noch zu?
Die Schweizer wissen, dass in der aktuellen Zusammensetzung und mit Trainer Ottmar Hitzfeld vieles möglich ist. Das ist eine gute mentale Voraussetzung für das Team. Ich bin gespannt, ob sie dieses Potenzial in Brasilien auch nutzen können.

Beten die Fussballer denn dafür?
Als gesamte Mannschaft wahrscheinlich nicht. Sportler sind aber oft feinfühliger als andere Menschen und offen für Spiritualität. Viele von ihnen haben einen starken Glauben. Der Sportler muss nämlich immer an den Sieg glauben, aber gleichzeitig damit leben, dass er dieses Ziel nicht immer erreichen kann.

Sie sind Laienprediger. Was ist Ihnen wichtiger, Fussball oder die Bibel?
Es gibt da erstaunliche Parallelen. Im Sport musst du dich für das Training entscheiden und es durchziehen, auch wenn du nicht immer Lust dazu hast. Nur so kannst du deine Leistung steigern. Bei Gott ist es ähnlich: An ihn zu glauben, ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung. Gott kannst du nur kennenlernen, wenn du auch in der Bibel liest, Predigten hörst und zu ihm betest. Ich selbst lese viel in der Bibel. Manchmal erinnert mich Gott vor einem schwierigen Gespräch an einen Satz aus der Bibel, in dem dann sozusagen die Lösung steckt. In meinen Predigten erkläre ich, dass wir in Gott einen guten himmlischen Vater haben. Bei ihm ist so vieles möglich.

Sie sind Teilzeit bei der evangelischen Kirche Bischofszell-Hauptwil angestellt und besuchen regelmässig den Gottesdienst. Weshalb lohnt es sich, sich in der Kirche einzubringen?
Hier in Bischofszell betreue ich die freiwilligen Mitarbeiter. Nicht nur für die Kirche, vor allem für jeden einzelnen liegt im freiwilligen Engagement sehr viel Potenzial. Ich muss sagen, es gibt nicht viele andere Orte, wo man gratis an seiner Persönlichkeit arbeiten kann. Viele Mitarbeiter entdecken ihre Gaben und entfalten sich, was sich automatisch positiv auf ihr Selbstbewusstsein und Chancen im Leben auswirkt.

Haben Sie zum Schluss noch einen Tipp, wie man mental stärker wird?
Es hilft, wenn wir aus unserer Routine ausbrechen. Weshalb nicht mal mit der linken Hand auf einem Bein die Zähne putzen (für Rechtshänder) oder rückwärts die Treppe hinuntersteigen?

Wenn wir solche Dinge tun, muss das Gehirn mehr leisten und wir steigern unsere Konzentrationsfähigkeit. Wer zielgerichtet denkt und seine Arbeit plant, dem gelingt im Alltag vieles besser.

Daniel Frischknecht ist diplomierter Mentaltrainer und betreut im eigenen Coaching- und Beratungsunternehmen durchstarten.biz unter anderem auch Sportler. In seiner Freizeit spielt er gerne Fussball mit Sohn Boas oder widmet sich anderen Ballsportarten. Frischknecht lebt mit seiner Familie in Bischofszell.

Datum: 20.06.2014
Autor: Elina Ehrensperger
Quelle: Viertelstunde für den Glauben

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