Powergespräche durch Powerfragen

Warum einfache Fragen oft kompliziert sind

Erst Fragen ermöglichen eine echte Begegnung mit unseren Mitmenschen. Auch Jesus gab den Menschen die Antworten oft dadurch, dass er die richtigen Fragen stellte.
Gute Fragen ermöglichen echte Begegnungen.

Kürzlich ging ich in ein Kleidergeschäft, um mir neue Jeans zu kaufen. Aus Neugier schaute ich mir jedoch zuerst noch das Gestell mit den Lederjacken an, denn ein paar Tage vorher hatte ich mir ein ähnliches Modell in einem anderen Geschäft zu einem sehr guten Preis gekauft.

Ein Verkäufer steuerte auf mich zu, zog so ein Lederteil aus dem Gestell und erklärte: «Diese Jacke würde Ihnen sehr gut stehen.» Mit einer gewissen Unlust verliess ich das Geschäft, ohne – wie ursprünglich beabsichtigt – neue Jeans zu kaufen.

Eine einfache Frage hätte dem Verkäufer zu einem Erfolg verholfen: «Was suchen Sie genau?» Das äusserlich Sichtbare sagt noch nicht viel über die Bedürfnisse, Wünsche oder Gedanken eines Menschen. Die richtigen Fragen zu stellen, ist der Schlüssel zum Erfolg. Dies gilt nicht nur für Verkaufssituationen, sondern auch für unsere privaten Gespräche.

Nicht nur «normierte» Fragen stellen

Vielleicht kennen Sie beim Smalltalk auch Situationen, wo Ihnen Ihr Gegenüber den Kopf mit einem «uninteressanten» Thema vollschwatzt. Nicht die eigenen Lieblingsthemen, sondern Fragen, die ein echtes Interesse am Mitmenschen zeigen, hinterlassen einen positiven Eindruck. 

«Wie geht es dir?» oder «Was machst du beruflich?» sind die üblichen Fragen, die wir normalerweise stellen. Es lohnt sich – mit dem nötigen Fingerspitzengefühl – das Terrain dieser normierten Fragen zu verlassen – zum Beispiel:

Was waren die schönsten Momente deiner Kindheit? Welche Gefühle hat dieser Kinofilm bei dir ausgelöst? Auf welche deiner (beruflichen oder privaten) Fähigkeiten möchtest du auf keinen Fall verzichten? Was ist das schönste Kompliment, das dir jemand schon gemacht hat? Welcher Mensch hat dich in deinem Leben am meisten beeinflusst? Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen? …

Von Jesus lernen

Mit aufrichtigen Fragen, die in echtem Interesse und Anteilnahme gewurzelt sind, bauen wir Brücken zu unseren Mitmenschen. Ohne zu manipulieren können gute Fragen auch ermutigen, Probleme anzupacken und Lösungen zu finden. 

Jesus hat es verstanden, einfache und gute Fragen zu stellen. Weit über 150 Fragen von ihm finden wir in den Evangelien. Einen Gelähmten fragte Jesus: «Willst du gesund werden?» (Johannesevangelium, Kapitel 5, Vers 6).  Keine überflüssige Frage, wie es auf den ersten Blick scheint. Im Gegensatz zu Jesus hätten wir vermutlich dem Gelähmten zuerst den Kopf mit unseren Ratschlägen vollgeschwatzt, was er gegen seine Krankheit tun kann.

Es ist wichtig, dass unsere Mitmenschen selbst diejenigen Antworten finden können, die für sie in der entsprechenden Situation angemessen sind. Gute Fragen sind von der Haltung geprägt, dass wir die Entscheidung unseren Mitmenschen überlassen.   

Fragen sind übrigens auch im professionellen Coaching der Katalysator, der Menschen ermöglicht, selbstständig nachhaltige Lösungen und Entscheide zu finden.

Der Autor Markus Döbeli arbeitet als selbstständiger Coach/Kommunikationsberater in den Bereichen Coaching/ Bewerbungscoaching (Privatpersonen und Teams) sowie Fundraising-/Kommunikationsberatung (Firmen und NPOs) und ist als Redaktor/Journalist Teilzeit für Livenet/jesus.ch tätig.

Mini-Buch zum Thema:
Entdecker-Fragen. Impulse, Menschen kennen zu lernen

Datum: 23.06.2014
Autor: Markus Döbeli

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