Kinder killen Karrieren

Mutter und Kind
Baby

Berechnungen und Umfragen zeigen: In einer modernen Gesellschaft gibt es keine rationalen Gründe mehr, Kinder zu kriegen.

Die Medien haben ein spannendes Thema entdeckt: Landauf, landab berichten sie über den Kinderschwund und suchen nach den Gründen. So auch das Schweizer Nachrichtenmagazin „facts“ in der Ausgabe 19/2004.

Obwohl sie sich ernsthaft um Argumente für die Zeugung von Nachwuchs bemühte, geriet der Artikel von Nicole Althaus zu einer erschreckenden Negativaufzählung: Kinder sind laut, Zeit raubend, unverschämt teuer und machen nicht unbedingt glücklich. Ihr Fazit: In unserer Multioptions-Gesellschaft sind Kinder jene Wahl, die am meisten einschränkt und am längsten verpflichtet. Kinderreichtum ist ein Armutsrisiko. Eine mehrköpfige Familie kann sich bald nur noch leisten, wer zu einer kleinen, finanziell privilegierten Oberschicht gehört. Stimmt diese Analyse?

Kinder zu zeugen war noch bis vor 40 Jahren selbstverständlich und gottgegeben. 1965 waren in der Schweiz drei Kinder pro Frau der Normalfall. Heute entschliesst sich jede dritte Frau bewusst dazu, keine Kinder zu kriegen, weil sie eine negative Kosten-Nutzenbilanz zieht. Und auf diejenigen, die sich für Kinder entscheiden, fallen durchschnittlich nur noch 1,4 Kinder (Deutschland: 1,37).

Die einstige Normalität, drei und mehr Kinder zu haben, ist zur Ausnahme geworden. Wie bei kaum einem anderen Thema zuvor, fällt die Umkehr der Werte auf. Dieter Thomä, Philosoph (Universität Sankt Gallen): „Wer heute Nachwuchs bekommt, liegt quer zur Gesellschaft, in der man äusserlich jung und innerlich flexibel zu sein hat, in der man sein eigenes Fortkommen als Erstes im Blick hat und Pflichten lieber nur auf Zeit eingeht.“

War Unfruchtbarkeit zu biblischen Zeiten eine Strafe und Kinderkriegen ein Segen, so ist es heute umgekehrt. Die moderne Gesellschaft findet offensichtlich nur noch Gründe, die gegen Kinder sprechen.

- Kinder machen uns arm. Der Kinderentscheid ist zur Rechenaufgabe verkommen. In der modernen Gesellschaft kosten Kinder viel Geld und je weniger Kinder sich in einer Gesellschaft bewegen, desto unfreundlicher werden die Einrichtungen und Einstellungen gegenüber unserem Nachwuchs. Und dann erst der „Aufwand“, den Kinder verursachen!

- Kinder zwingen uns zu Mehrarbeit. Studien rechnen vor, dass das erste Kind seinen Eltern einen Mehraufwand an Hausarbeit von 25 Stunden pro Woche bringt. Und das alles neben der Arbeit!

- Kinder schädigen unsere Gesundheit. Der Soziologe Christof Arn will festgestellt haben, dass Mütter Gefahr laufen, in Erschöpfungszustände und Depressionen abzustürzen, an Schlaf- oder Essstörungen erkranken und überdurchschnittlich stark zu Suchtverhalten neigen.

- Kinder bringen keine emotionale Erfüllung. Entgegen der Meinung vieler ergab eine Umfrage in Australien, dass Kinder Paaren nicht zu mehr Befriedigung verhelfen. Im Gegenteil: Je mehr Sprösslinge die befragten Paare hatte, desto unzufriedener äusserten sie sich über ihr Leben.

- Kinder kitten keine Beziehung. Eine deutsche Langzeitstudie mit 175 Paaren, die von der Schwangerschaft bis drei Jahre nach der Geburt eines Kindes begleitet wurden, ergab, dass die Paare weniger miteinander sprachen, sich öfter stritten, seltener Intimverkehr hatten und weniger Zärtlichkeiten austauschten. Obwohl Verliebtheit so oder so nicht jahrelang unverändert anhält, folgern die Autoren der Studie: „Die Verschlechterung der Partnerschaftsqualität wird durch die Geburt des ersten Kindes deutlich beschleunigt.“

- Kinder garantieren kein glückliches Altwerden. Es ist nicht so, dass alternde Väter und Mütter im Schosse der Familie den Lebensabend geniessen und nur kinderlose Frauen und Männer im Altersheim leben. Umfragen zeigen, dass dort, wo keine starke Familienbande bestand, die Eltern im Alter sogar noch unzufriedener waren als die Kinderlosen ihrer Generation. Zudem stehen Paare, die ein Leben lang der Karriere und nicht Kindern dienten, im Alter finanziell deutlich besser da. Wer mehrere Kinder aufzieht, wird bestraft, finanziell auf jeden Fall! Denn von den Kindern profitieren ausgerechnet die kinderlosen Rentner.

Unglaublich, dass auch in diesem Bereich die Evolutionstheorie bemüht wird, um egoistisches, gottabgewandtes Verhalten zu erklären. Die amerikanische, feministische Anthropologin Sarah Blaffer Hrdy schreibt im Buch „Mutter Natur. Die weibliche Seite der Evolution“, ein Kind zu wollen sei vom evolutionären Gesichtspunkt aus betrachtet unnötig. Die „natürliche Selektion“ habe dazu geführt, dass die Frauen nicht Kinder wollten, sondern nur Sex. Blaffer schreibt unverhohlen: „Die natürliche Auslese hat uns mit dem Ehrgeiz ausgerüstet, in einer Gemeinschaft nach Status zu streben.“ Es sei deshalb nicht erstaunlich, dass sich eine Frau heute für die Karriere und gegen Kinder entscheide. Die „Evolution“ steuert, da kann man nichts machen... welch ein fataler Glaube! Greifen wir weiterhin zu solchen Lügen, um unseren Egoismus als unausweichlich zu erklären, werden bald vor keiner Unmoral mehr zurückschrecken.

Kinder sind finanziell ruinös, killen die Karriere, führen in die Erschöpfung, belasten die Beziehung, bringen keinen angenehmeren Lebensabend – wozu also noch Kinderkriegen in einer Gesellschaft, die Roboter auf den Mars schickt und Embryonen klont? Wozu noch unter Schmerzen gebären und unter Verzicht Kinder grossziehen, ein Unterfangen, das „Der Spiegel“ schon vor zehn Jahren als „eine milde Form des Irrsinns“ bezeichnete, während „facts“ vom „letzten irrationalen Akt der Menschheit“ schreibt?

Tatsache ist, dass der Entscheid für Kinder seine Selbstverständlichkeit verloren hat. Man rechnet, man wählt, man plant, man taktiert und dann wird entschieden. Der Gedanke des Gottesgeschenks (Ps. 127,3) ist der Machbarkeit gewichen. Dem Schmerz (1. Mose 3,16) und der Aufopferung wird durch Verweigerung ausgewichen. Es stimmt: Das Kinderkriegen kann nicht rational begründet werden. Die Bilanz der Sachargumente fällt negativ aus. Wer heute noch mehrere Kinder hat, gilt als „eine Art Extremist“ (Zitat Thomä), und zwar deshalb, weil Eltern mit Kindern zu allen Lebensstilen, die heute als erstrebenswert gelten, quer liegen.

Paare, die Kinder wollen, finden ihre Motive definitiv nicht in materiellen Dingen. Kein Steuerpaket wird dies wesentlich ändern. Sie befinden sich im Willen des Schöpfers. „Seid fruchtbar und vermehrt euch“ ist der ureigenste und erste Auftrag an die Menschen. Er wurde von Gott nie zurückgenommen oder abgeschwächt, nie! Der Psalmist schreibt: „Kinder sind ein Segen Gottes, Leibesfrucht ein Geschenk.“ Jesus liess die Kinder zu sich kommen (Matth. 19,14). Kinder sorgen dafür, dass die Beziehungsfähigkeit erhalten bleibt. Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist die einzige Verbindung, die nicht vom Menschen kündbar ist. Sie ist von Gott gegeben. Alle anderen Beziehungen - angefangen vom Arbeitsverhältnis über Freundschaften bis hin zur Ehe - sind auflösbar. Nur die Beziehung zum Kind bleibt. Sie ist ein festes Band inmitten einer sich selbst auflösenden, den Kopf verlierenden Gesellschaft.

Geben wir diesen letzten Fixpunkt wegen falschen Zielen auf, indem wir Gottes Schöpfungsordnung ignorieren, dann wird sich die sozial schwer wiegendste Aussage in der Rede von Jesus Christus zum Ende der Zeit in dramatischer Geschwindigkeit erfüllen: „Weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe der meisten erkalten“ (vgl. Matth. 24,12).

Kinderfreies Leben war für den Menschen noch nie so attraktiv wie heute. Noch nie stand deshalb eine Generation derart stark in der Versuchung, Gottes Lebensordnungen in den Wind zu schlagen und statt Segen Fluch zu ernten.

Sind Christen bereit, im Vertrauen auf Gott, Gegensteuer zu geben? Sind sie bereit, die neuen Götter und falschen Werte zu entlarven, abzusetzen und den lebendigen Gott durch einen anderen Lebensstil zu ehren? Es ist nötig, sich die Perspektive Gottes für die Ehe und für Kinder ganz neu und ganz tief ins Bewusstsein zu rufen und innerhalb der Familie und nach aussen überzeugt zu vertreten. Familien erfüllen in unserer Zeit eine Mission. Haben wir diese Vision für unsere Familien?

Datum: 18.08.2004
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: factum Magazin

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