Fachschule für Sozialmanagement

«Auf biblischen Werten unternehmerisch denken und sozial handeln»

Durch das Wirken der Fachschule für Sozialmanagement lernen engagierte Christen gesellschaftsrelevantes Engagement. Bisherige Teilnehmer eröffenten beispielsweise Anlauf- und Beratungsstellen in der Schweiz oder eine Start-up-Academy in Bosnien-Herzegowina. Livenet unterhielt sich mit Michael Zysset, dem Studienleiter der Fachschule für Sozialmanagement.
Michael Zysset
Gruppenarbeit in Fachschule für Sozialmanagement

Livenet: Michael Zysset, was sind die Schwerpunkte der Fachschule für Sozialmanagement?
Michael Zysset: Die Fachschule für Sozialmanagement befähigt engagierte Christen zu gesellschaftsrelevantem Engagement. Unser Studierenden sehen Handlungsbedarf an ihrem Wohnort oder ihrem Umfeld und wollen sich für Menschen engagieren. Wir bilden Menschen aus, auf biblischen Grundwerten unternehmerisch zu denken und sozial zu handeln.

Wie sieht die Ausbildung bei Ihnen aus, was wird den Studierenden vermittelt?
Unsere Ausbildung dauert rund zweieinhalb Jahre bei einem Arbeitsaufwand von rund 20 Prozent. Im modularen Ausbildungsprogramm erwerben die Studierenden Kompetenzen in den Bereichen Management, Sozialer Arbeit und «Gesellschaft & Glaube».

Der Fokus liegt dabei stark auf der Praxis. Die Dozierenden geben ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus der Praxis weiter. Während der gesamten Ausbildungsdauer arbeiten die Studierenden an ihrem konkreten, gesellschaftsrelevanten Projekt. Dies ist auch schlussendlich das Ziel der Ausbildung. Nach Abschluss der Diplomarbeit besteht das Projekt in der Praxis und Menschen können von diesem Angebot profitieren.

Welche Projekte haben Absolventen aufgebaut, was konnten sie bislang bewegen?
Die Spannweite der Absolventenprojekte ist sehr breit. Auf unserer Website sind alle Absolventenprojekte aufgelistet. Ein Auszug daraus:

  • Anlauf- und Beratungsstellen: Hier wird Menschen jeglicher Herkunft und sozialen Schichten niederschwellige und konkrete Hilfestellung in alltäglichen Problemen geboten. Dies reicht vom Schreiben von Bewerbungen über das Erklären von Briefen, dem Begleiten zu Ämtern, der Wohnungssuche bis hin zu Beratungen in Bereichen wie Finanzen, Asylverfahren und so weiter.
  • Begegnungs-Cafés: Hierbei geht es um die Vernetzung verschiedenster Menschen, beziehungsweise um die Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Die Cafés werden mit Menschen betrieben, die in der Gesellschaft nicht (mehr) integriert sind oder den Anschluss verloren haben.
  • Wohnangebote: Menschen mit kurz- oder längerfristigen Angeboten Unterstützung anbieten.
  • Arbeits- und Beschäftigungsangebote: In diesen Projekten bzw. Unternehmungen werden Menschen für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht. Sie können in einem geschützten Rahmen Erfahrungen sammeln und sich weiterentwickeln, oder aber den ersten Schritt in die Arbeitswelt wagen.
  • Angebote für Kinder & Jugendliche: In diesem Bereich entstanden klassische Kindertagesstätten, aber auch Quartiersarbeiten und Angebote für sinnvolle Freizeitbeschäftigung.
  • Angebote für Menschen am Rande der Gesellschaft, wie etwa Gassenküchen, Mittagstische, Kleiderbörsen und so weiter.

Auch im Ausland sind einige Projekte entstanden. Darunter eine Start-up-Academy in Bosnien-Herzegowina, welche Menschen von der Erarbeitung ihres Kompetenzprofils bis zum eigenen Startup begleitet und ihnen so Hoffnung und Perspektiven vermittelt.

Ein weiteres Beispielprojekt ist die Kulturschule in Thun. Sie vermittelt Asylsuchenden das kulturelle Know-How auf dem Weg vom Asylheim bis in den Ersten Arbeitsmarkt. Dazu bietet sie drei Kurse an: Leben, Wohnen und Arbeiten in der Schweiz. Diese Kurse sind sehr gut besucht und verzeichnen erste Erfolge. Mittlerweile gibt es das Angebot der Kulturschule an sieben Standorten in der gesamten Deutschschweiz.

Planen Sie einen «Ableger» im Ausland?
Ein Ableger im Ausland ist nicht geplant. Jedoch sind wir offen für Studierende, welche Projekte im Ausland realisieren möchten. Unser Fokus liegt aber auf der Schweiz.

Gibt es neue Projekte, die bei Ihnen anstehen?
Im November 2017 planen wir einen viertägigen Fachkurs Migration. In diesem erhalten Freiwillige Grundkompetenzen in der Arbeit mit Migranten. Unser Ziel ist es, Menschen zu befähigen, um in ihrer Gemeinde, in ihrem Umfeld oder in einem bestehenden Projekt professionelle und fundierte Arbeit leisten zu können.

Der Kurs behandelt ein breites Themenspektrum und reicht von der Ausgangslage, warum Menschen flüchten und wie sie in die Schweiz kommen, über die rechtlichen Pflichten und Möglichkeiten, über den Umgang als Laien mit Traumata bis hin zu praktischen sozialarbeiterischen Fähigkeiten, wie der Gesprächsführung, dem Aufbau eines Beratungsgesprächs und so weiter. 

Der Flyer sowie die Anmeldung ist unter diesem Link verfügbar.

Welche Momente bewegen Sie besonders in Ihrer Arbeit?
Da gibt es hauptsächlich zwei Bereiche. Zum einen staune ich immer wieder über unsere Studierenden, welche sich auf den Weg machen, sich über zwei Jahre viel mit sich selber und der Gesellschaft um sie herum zu beschäftigen. Es ist immer wieder faszinierend, wie aus einer Idee eine Vision entsteht, diese nach und nach konkreter wird und schliesslich in der Praxis umgesetzt wird.

Und dann sind da natürlich die Geschichten, wie Menschen eine Wende in ihrem Leben erfahren haben. Sei es durch eine Beratung, durch eine Wohnmöglichkeit und so weiter. Jede Person, die durch einen unserer Absolventen einen Schritt in die Zukunft wagt und ihn bewältigt, ist für mich ein neuer Motivationsschub, jeden Tag weiterzumachen und in genau diese Studierenden zu investieren.

Zur Webseite:
Fachschule für Sozialmanagement

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Datum: 15.08.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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