Norwegen

Mit Coffeeshop Kontakte knüpfen

Kaffeetrinker in Norwegen

Oslo. Hilde Marie Øgreid, 28 Jahre alt, ist Pfarrerin der Immanuelkirken, die zur Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) gehört. Das Kirchgebäude steht mitten in einem Arbeiterviertel von Oslo, Norwegen. Als Øgreid hörte, dass 1.200 Studenten in die Nachbarschaft ziehen, kam sie auf eine Idee. Die Universität von Oslo baute nämlich in der Nachbarschaft ein Studentenheim und Øgreid dachte nach, wie die Kirche mit den Studenten in Verbindung treten könnte. So kam sie auf die Idee eines Coffeeshops, für sie eine perfekte Übereinstimmung mit der Kirche, der Nachbarschaft und den Studenten.

Sie baute ein Komitee dafür auf und überzeugte Kirchenmitglieder davon, ihr Geld und die nötige Unterstützung zu geben. Dann tauchte sie in die "Kaffeeladenkultur" ein. Als Ergebnis wurde das Café B neben der Kirche geboren und es ist heute ein beliebter Nachbarschaftstreffpunkt. Der Name Café B hat eine Vielzahl von Bedeutungen: Bjølsen ist der Name des nachbarschaftlichen Quartiers, Bergens Gata ist der Name der Strasse und "be" heisst in Norwegisch „beten“. Alles passte zusammen. Ein Videoladen, der sich neben der Kirche befand, war gerade eingegangen, und die Kirche hatte genügend Geld von einem älteren Gemeindemitglied erhalten, den Laden zu mieten.

Kaffee-Kultur in Norwegen

"Die Kultur des Coffeeshops ist in Norwegen besonders in der Altersgruppe der 20 bis 40-jährigen verbreitet," so die Pfarrerin und lächelnd meint sie weiter: "Wir bringen die Kirche zu den Leuten". Jeden Dienstag ist sie ab 10 Uhr im Coffeeshop und redet mit allen Menschen, die kommen. Zuerst trug sie den typischen Pfarrkragen, aber bald fand sie heraus, dass die Leute von ihm nur eingeschüchtert wurden. "Niemand würde mit mir so reden," sagt sie und lacht. Sie räumt bei den Tischen ab, spült Geschirr, braut Kaffee und macht sich verfügbar für jeden, der in den Coffeeshop kommt. "Ich denke, es hilft, dass ich jung bin, und ich nicht wie der 'pastorale Mythos' aussehe, den die meisten Leute in ihrem Kopf haben,“ sagt Øgreid, die langes, rot gelocktes Haar hat. „Es braucht viel Zeit und Geduld. Ich lasse die Leute wissen, dass ich hier bin, wenn sie jemanden zum Reden brauchen." Junge Mütter mit Säuglingen gehören zu den loyalsten Kunden im Café B. Sie kommen mit ihren Kinderwagen vormittags in den Coffeeshop, um miteinander zu reden und gegenseitige Erfahrungen auszutauschen. "Wir dachten nicht an sie, als wir den Coffeeshop planten, aber sie haben das Café zu ihrem Heim gemacht", erzählt Øgreid, die schon 24 Kinderwagen auf einmal im Coffeeshop gesehen hat.

An den Nachmittagen und am Abend kommen die jungen Erwachsenen. Jazzbands spielen jeden zweiten Donnerstagabend im Café. Die EMK hat angefangen, einmal im Monat einen Sonntagabendgottesdienst anstatt dem traditionellen Morgengottesdienst anzubieten, um damit für die Studenten zugänglicher zu sein.

"Das Café war eine riesige Investition für unsere kleine Kirche. Es ist unser Ziel, dass es finanziell selbsttragend wird", hofft Øgreid. Im Café sind eine Ganztagsangestellte und drei Teilzeitkräfte tätig. "Café B ist ein ruhiger Ort, damit die Leute kommen und sich entspannen können," sagt sie. "Wir leben die Bedeutung von Diakonie aus, indem wir die Leute da treffen, wo sie sind."

Quelle: United Methodist News Service

Datum: 02.12.2002

Werbung
Livenet Service
Werbung