Bangkok

Vitale Kirchen trotz Unterdrückung in Burma

Aung San Suu Kyi
Burma

Das Generalsregime im südostasiatischen Land Burma hat erstmals einer Delegation der Menschenrechtsorganisation Amnesty International einen Besuch erlaubt. Die Gruppe traf dabei auch mit Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zusammen. Sie sprach während der zehn Tage mit mehreren Gefangenen.

Der Regierung übergab sie eine Liste mit den Namen von 19 Inhaftierten, deren sofortige Freilassung Amnesty aus humanitären Gründen fordert. Laut der Schätzung von Amnesty sitzen in Burma immer noch 1200 bis 1300 Menschen aus politischen Gründen hinter Gittern.

Die Generäle, die in Rangun das Zepter führen, haben in den letzten Monaten einige schwache Zeichen der Öffnung gesetzt. Im November 2002 liessen sie 115 politische Gefangene frei, darunter 50 Mitglieder der Oppositionspartei NLD. Amnesty International begrüsste die Freilassungen, verlangte aber, dass weitere bedingungslose Entlassungen folgen „von Gewissenshäftlingen, die zu lange in den Gefängnissen gelitten haben“. Amnesty und andere Menschenrechtsorganisationen verlangen seit langem die Gewährung der grundlegenden Menschenrechte, namentlich der Meinungsäusserungs- und Versammlungsfreiheit.

Lebendige Kirchen

In der Isolation haben die Kirchen Burmas ihre Lebendigkeit bewahrt; viele Gemeinden sind gewachsen, und neue Kirchen wurden gegründet. Die stärkste Kirche ist die Baptistenkirche mit über 600'000 Gliedern in 3'750 Gemeinden. Die Christen werden bedrängt, weil sie den Machthabern den Herrschaftsanspruch von Jesus Christus entgegen halten.

Die Katholiken treiben ihre missionarische Arbeit trotz anhaltender Verfolgung und bemühen sich besonders um die Armen und Leidenden. Ein Vertreter der Kirche sagte im Januar in Rom, den Missionen würden Schulen verboten, und Christen dürften nicht in der Öffentlichkeit für ihre Sache werben. Konferenzen würden nicht erlaubt, und die Kirchen würden vom Regime der Komplizenschaft mit Guerilla-Bewegungen im Norden verdächtigt. Das Regime suche durch die Anerkennung des Buddhismus (je nach Quelle 82-89% der Bevölkerung) als Staatsreligion die Bevölkerung zu kontrollieren. Auch der Islam, vor allem bei den Völkern im Grenzgebiet zu Bangladesh und Indien verbreitet (400'000 Muslime), werde toleriert.

Das Evangelium hat sich vor allem in Minderheitenvölkern ausgebreitet, die vom Regime des Mehrheitsvolk der Burmesen (57% der 46 Millionen Einwohner) mit Misstrauen behandelt werden. Zwei von den knapp fünf Millionen Angehörigen des Karen-Volks, das im Osten Burmas seit vielen Jahren für Selbstbestimmung kämpft, sind Christen.

Rechtlosigkeit bringt Armut

In vier Jahrzehnten Militärdiktatur ist das buddhistisch geprägte Burma, auch Myanmar genannt, verarmt und als isoliertes Land weit hinter seine Nachbarn zurückgefallen. Seit der Unabhängigkeit hat die Zentralregierung in Rangun vergeblich versucht, die Eigenständigkeitsregungen in den Völkern der Randgebiete zu unterdrücken. Gegen zwei Millionen Menschen lebten in den letzten Jahren fern ihrer Heimat, als im Land Vertriebene oder als Flüchtlinge jenseits der Grenzen. Das Regime hat jahrelang viele tausend Bürger gezwungen, Strassen und andere Infrastruktur zu bauen.

Nur wenige Informationen dringen aus dem abgeschotteten Burma ins Ausland. Im Herbst letzten Jahres wurden die Studenten Khin Maung Win und Thet Naung Soe zu sieben und vierzehn Jahren Haft verurteilt; sie hatten im August vor dem Rathaus der Hauptstadt eine friedliche Kundgebung gewagt.

Datum: 11.02.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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