Zunehmender Hunger

Neue Kolonialmächte in Afrika

Der FAO-Report.

Rom. Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO schätzt, dass die Zahl der Hungernden dieses Jahr um 100 Millionen zunehmen wird. Dabei ist eine Entwicklung im Süden nicht mehr zu übersehen: Asiaten und Araber kaufen oder pachten in Afrika riesige Flächen fruchtbares Land, um ihre Nahrungsmittelversorgung zu sichern. In Afrika ist vom neuen Kolonialismus die Rede. Die Angst geht um, denn Kleinbauern und mittlere Betriebe können gegen die über Milliarden verfügenden Käufer nichts ausrichten.

Saudi-Araber haben 100 Millionen Dollar für eine äthiopische Grossfarm bezahlt, um Weizen und Gerste anzubauen. Bereits besitzen die Saudis in Äthiopien und im benachbarten Sudan riesige Ackerflächen. China, Südkorea, Indien, auch die Emirate, Libyen und Ägypten suchen sich fruchtbare Anbaugebiete zu sichern. Uganda hat Ägypten über eine halbe Million Hektar Kulturland für den Anbau von Weizen und Mais verkauft. In Algerien und Simbabwe besitzt China riesige Flächen; nach einer Schätzung dürften dieses Jahr eine Million Chinesen auf afrikanischen Farmen leben.

In fünf Ländern (Äthiopien, Ghana, Mali, Madagaskar, Sudan) sind laut einem neuen, von der FAO mitgetragenen Report in den letzten fünf Jahren 2,5 Millionen Hektar Land an ausländische Investoren abgetreten worden - beinahe neunmal die Fläche der Schweiz. In Madagaskar trug die Wut im Volk über den Plan der Regierung, dem südkoreanischen Daewoo-Konzern eine Million Hektar gutes Land für 99 Jahre zu überlassen, zu ihrem Sturz bei. Der Landhunger ist nicht auf Afrika beschränkt: Saudi-Arabien und einige Golfstaaten streben in Pakistan ein eigenes Anbaugebiet von etwa 300'000 Hektar an; das devisenhungrige Land soll den Käufern auch eine Privatarmee von 100‘000 Mann zum Schutz des Gebiets zugestehen.

Die Bestrebungen der kapitalstarken Araber und Chinesen haben sich infolge der Preissprünge für Grundnahrungmittel seit 2007, von Armenprotesten und Exportkontrollen der Produzenten, auch angesichts der exorbitanten Kosten für Süsswasser, verstärkt. In Afrika begrüsst man zwar den Zufluss von Kapital zur Modernisierung der Landwirtschaft, doch die einheimischen Produzenten und Händler werden regelmässig an die Wand gedrückt. Die Afrikanische Union will im Juli neue Richtlinien zum Landverkauf verabschieden.

Links zum Thema:
Die FAO zur Thematik: Landerwerb in Afrika als Gefahr für die Armen
FAO-Bericht
Paper: Land access in the 21st century
Weitere Infos bei grain.org
Weitere Infos beim Independent

Quellen: Livenet / Independent, Tages-Anzeiger

Datum: 27.05.2009
Autor: Peter Schmid

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