Wycliffe-Serie

Internet auch im Regenwald!

Roland Jaeggi ist Softwareentwickler. Er macht einen Kurzzeiteinsatz in Brasilien, wo er Wycliffe-Mitarbeitern bei Computerproblemen hilft.
Roland Jaeggi
Das Geburtstagsfest Roland Jaeggi.
Die Sonnenseite des Regenwaldes.
Hier wohnt Roland.
Indianerkinder

Livenet.ch: Was treibst du gerade?
Roland Jaeggi: Ich war in der Mittagspause. Alle Häuser im SIL-Zentrum (Wycliff-Feld-Zentrum) in Porto Velho sind vernetzt (Intranet und Internet). Ohne Mediakonverter läuft aber nichts, und davon hat es im Moment noch zu wenig. Man montiert deshalb je nach Bedarf die Konverter um. Nach etwas Gebastel bin ich nun also online, wie du siehst...

Immerhin hat man offenbar auch im brasilianischen Regenwald Zugang zur grossen weiten Welt des Webs...
In Cuiabá, wo ich bisher war, hatte ich nur während der Arbeit einen Breitbandanschluss zur Verfügung. In einem separaten Computerbau konnte ich übers Internet Radio aus der Heimat (Webradio) hören – wenn ich nicht gerade am Arbeitsplatz eines anderen Missionars mit Support beschäftigt war.

Hier in Porto Velho kann ich nun auch abends Webradio hören. Da es in den Tropen früh dunkel wird und die Nächte lang sein können, schätze ich dies.

Bestimmt ist nicht nur alles Honiglecken, was du in Brasilien erlebst. Was fordert dich besonders heraus?
Die langen Nächte! Es geht hier eben nicht an jedem Abend und Wochenende eine Party ab. Das ist für mich als Single nicht immer einfach, und ich wünschte mir, die Schweizer Möglichkeiten zu haben (z.B. Fernseher). – Andererseits, wenn etwas "läuft" (Arbeit, Veranstaltung, Ausgang), dann freue ich mich auch nach vier Monaten noch, hier zu sein und den Leuten (und letztlich Gott) dienen zu können.

Was war das grösste Fettnäpfchen, in das du getreten bist?
Die meisten Wycliffe-Bibelübersetzer in Brasilien sind Amerikaner. Ich beurteile ihren alten und neuen Präsidenten aber etwas anders als meine Kollegen hier. Und das hat sie nicht sonderlich erfreut...

Handkehrum, was war das Schönste, was du erlebt hast?
Ich hatte hier meinen 40. Geburtstag. Am Abend habe ich mit den meisten Missionaren des Zentrums in einer Churrascaria (sprich Schuhascaria) gefeiert. Das ist ein Lokal, wo zu Beilagen nach dem All-You-Can-Eat-Prinzip verschiedene grillierte Fleischstücke serviert werden. Zur anschliessenden selbstgebackenen Geburtstagstorte wurde dann Happy Birthday gesungen – und die Amerikaner versuchten es sogar auf Deutsch! Dazu applaudierten alle anwesenden Brasilianer, weil bei ihnen Geburtstage wichtige Ereignisse sind. Beeindruckt hat mich auch ein Besuch in einem Indianerdorf mitten im Urwald.

Wie gestaltet sich dein Umgang mit Einheimischen?
Die Brasilianer sind im allgemeinen freundliche Leute. Leider sind meine Portugiesischkenntnisse aber so limitiert, dass es ausser ein paar 'Basics' nicht zu viel reicht – es sei denn, jemand übersetzt für mich. Unkomplizierte Kontakte ergeben sich vor allem beim Einkaufen und im Bus. Manchmal braucht es nur ein freundliches Lächeln oder das Erwidern eines Grusses. Beides kostet ja bekanntlich nichts.


Was können Christen in der Schweiz von Christen in Brasilien lernen?

Es muss nicht immer alles perfekt sein, um Gott loben zu können.

Lohnt sich auch ein kurzer Missionseinsatz?
Ja unbedingt! Es lohnt sich, in die Arbeit einer Mission hineinzuschauen und mit den eigenen Fähigkeiten zu dienen. Eine meiner schönsten Erfahrungen ist es, die Dankbarkeit der Missionare zu erleben, wenn ich ihnen mit Computersupport Hilfe geben kann.

Wie denkst du jetzt anders über Mission als vor deiner Ausreise?
Mission hat in Europa oft einen negativen Beigeschmack. Viele denken, man soll doch die Einheimischen in ihrem (heidnischen) Glauben und in den oft mangelhaften hygienischen Verhältnissen sein lassen – ganz nach dem Motto "Sie sind doch glücklich, so wie sie leben, und man darf doch ihre Kultur nicht zerstören."

Nun sehe ich aber vor Ort, wie dankbar bisher unerreichte Völker dafür sind, Gottes Wort in ihrer eigenen Sprache lesen zu können und keine Angst mehr vor Dämonen haben zu müssen.

Und: der Fernseher und der Generator, den ich im Indianerdorf mitten im Urwald gesehen habe, verändert das Leben der Indianer auch. Was wird denn da für Inhalt weitergegeben? Dagegen protestiert scheinbar niemand...

Mehr über Roland Jaeggi und seine Arbeit in Brasilien ist unter http://roland.jaeggi.tk/ zu erfahren. Wir empfehlen die umfangreiche Fotogalerie.

   

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Autor: Hannes Wiesmann
Quelle: Wycliffe Schweiz, www.wycliffe.ch

Datum: 21.01.2005

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