Wir Christen sind herausgefordert

„Schafft Recht dem Geringen und der Waise, dem Elenden und dem Bedürftigen lasst Gerechtigkeit widerfahren! Rettet den Geringen und den Armen, entreisst ihn der Hand der Gottlosen.“ Ps. 82.3-4

Wie werden die Armen in der Bibel betrachtet? Welche Schuld haben sie an ihrer Situation? Die Stellen, wo Armut mit Selbstverschulden in Verbindung gebracht wird, sind rar. Viel mehr wird Armut als gesellschaftliches Übel, oft in Verbindung mit sozialer Benachteiligung oder Unterdrückung, beschrieben (z.B. 5. Mose 15.4). Wir sollen deshalb den Armen grosszügig geben (5. Mose 15. 7-11) und Gerechtigkeit schaffen. In Matthäus 25 meint Jesus gar, dass auch danach gerichtet wird. „Was Ihr dem geringsten Eurer Brüder getan habt, das habt Ihr mir getan“ kann dabei nicht einzig auf die Glaubensbrüder bezogen werden, dies würde dem Gesetz der Nächstenliebe völlig widersprechen. Mit dem Gleichnis des barmherzigen Samariters hat Er uns gezeigt, wen Er mit dem Nächsten meint. Die Verweigerung gegenüber dem „Hilfeschrei der Elenden“ wurde hingegen kritisiert (Lukas 16 sowie Sprüche 21.13).

Die verschiedenen Verfasser des Alten Testaments forderten auch auf, die Armen und Geringen zu schützen und ihnen Recht zu verschaffen. Denn nur zu oft versuchten die Starken, die Rechte der Armen zu ignorieren oder beugten ungerechte Richter die Sache der Armen (Jes. 10.2). Damals wie heute war Armut auch oft mit Machtlosigkeit verknüpft.

Vor allem die Propheten gingen mit dem Volk Gottes ins Gericht, wenn dieses trotz Reichtum die Armen im Elend liessen oder deren Rechte beugten (Jer. 5.28; dazu Hes. 16.49 und 22.29; Amos 2.6-7 und 4.1). Gott stellt sich hier hinter die „Geringen“: „Wer die Geringen unterdrückt, verhöhnt den Schöpfer“ (Spr. 14.31). Er selber kommt ihnen besonders zu Hilfe und ist deren Anwalt (u.a. Ps. 72.4, wie auch viele andere Psalter, dazu Jes. 25.1.). Wir sind heute also herausgefordert. Packen wir’s an!