Erdbeben Nepal

Nun kommt die Regenzeit...

Der Berner Rolf Gugelmann kam kurz vor dem zweiten Erdbeben in Nepal an, um die Freunde des Hilfswerks «missionfactory» zu unterstützen. Dann geschah es. Wir fragten ihn, wie er das Ereignis erlebte und wie er jetzt helfen will.
Eine Zeltstadt mit Flüchtlingen im Distrikts-Hauptort Dhading Besi
Das zerstörte Haus eines der Pastoren im Distrikt Dhading.
Ein zerstörtes Spital in Kathmandu nach dem zweiten Beben

Livenet: Rolf Gugelmann, Sie haben das zweite heftige Erdbeben selbst erlebt. Wo, und welchen Eindruck hat es auf Sie hinterlassen?
Rolf Gugelmann: Beim ersten Beben (Stärke 7,3) war ich im 3. Stock im Haus meiner Freunde, die in Kathmandu ein Kinderheim mit 18 Kindern leiten. Da ich selbst noch nie ein Erdbeben erlebt habe, brauchte ich einige Sekunden, um zu realisieren, was geschieht. Plötzlich schwankte das ganze Haus extrem hin und her und ich hatte das Gefühl, als hätte ich keinen Boden mehr unter den Füssen. Ich rannte so schnell wie möglich nach draussen. Als alles ruhig war, schwankte ich innerlich immer noch hin und her. Wir richteten ein Zelt vor dem Haus auf und verbrachten die Nacht draussen. 

Wie hat die christliche Gemeinschaft, bei der Sie sich aufhalten, darauf reagiert?
Ich habe Christen an verschiedenen Orten getroffen, in Städten wie auch in Dörfern. Überall sind sie, wie die anderen Menschen auch, sehr sensibilisiert auf weitere Nachbeben, gleichzeitig aber auch sehr gefasst. Das Fundament, das sie in Jesus haben, kommt stark zum Ausdruck. Auch an höher gelegenen Orten, wo sie teilweise alles verloren haben: die Häuser und Felder sind unter den Schlammlawinen begraben und auf lange Zeit nicht mehr benutzbar, alle Tiere sind umgekommen.

Wie überleben die Christen, und was können sie für ihre Mitbürger tun?
Sehr schnell nach dem ersten Beben haben sie begonnen, Menschen in ihrer Umgebung oder ihrem Dorf zu versorgen. Obwohl auch sie in der ersten Zeit sehr wenig oder gar kein Essen hatten, haben sie das Wenige immer mit allen geteilt, egal ob Christen oder nicht. Jetzt, wo immer mehr Flüchtlinge aus den höher gelegenen Regionen in die Städte kommen, versorgen sie diese mit Essen, medizinischer Hilfe etc. und sind zur Zeit daran, sich Informationen zu beschaffen, wo welche Hilfe nötig ist.

Was können Sie für den Wiederaufbau in Nepal beitragen?
In den ersten beiden Wochen nach dem ersten Beben haben wir Tonnen von Essen und Zelte an Orte gebracht, die von grossen Organisationen und der Regierung nicht prioritär behandelt wurden. Durch das Netzwerk von nepalesischen Gemeinden sind wir in vielen der am stärksten betroffenen Gebiete direkt vor Ort. Was die Menschen nun ganz dringend und schnell brauchen, sind Notunterkünfte für die Regenzeit, die alles noch verschärfen wird und dieses Jahr schon viel früher begonnen hat. Wir haben Nepalesen angestellt, die Notunterkünfte im Baukasten-System bauen, die von den Bewohnern innert 30 Minuten aufgebaut werden können. Alles Material kann nach der Regenzeit für den Wiederaufbau der Häuser verwendet werden. Auf diese Weise schaffen wir sofortigen Schutz und gleichzeitig Einkommen für die Nepalesen.

Zur Webseite:
Missionfactory International
Spendeninformationen Erdbeben Nepal

Zum Thema:
Ruedi Josuran nach Nepal-Einsatz: «Warum habe ich überlebt?»
Nepalesischer Pastor: «Ich hoffe, dass Gott durch die Katastrophe viele Wunder im Land tut»
Global Outreach Day: Via Gemeinden Hilfe zu den Menschen in Nepal bringen
Solidarität: Schweizer Hilfswerke und Nepal

Datum: 18.05.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung