Rehabilitationszentrum in Indien

Computerkurs bietet Integration – und noch viel mehr

Menschen mit Behinderung werden in Indien häufig eingesperrt oder ausgegrenzt. Doch das Agape Rehabilitation Center bietet eine Ausbildung, die nicht nur den Selbstwert stärkt, sondern auch Hoffnung und Glaube vermittelt.
Das Agape-Zentrum möchte behinderten Menschen mit Hilfe von Computerkursen helfen, in die Gesellschaft integriert zu werden.
Avitha Daniel, die Agape-Koordinatorin

Von den 1,2 Milliarden Einwohnern Indiens haben etwa 10 Prozent eine Behinderung. Häufig verstecken Eltern ihre Kinder mit Behinderung aus Angst, von der Gesellschaft geächtet zu werden. «Viele von ihnen haben das Gefühl, dass die Behinderung eine Art Karma ist oder eine Sünde aus einem früheren Leben, deshalb bringt das die Familie ausser Fassung», erklärt Avitha Daniel, Mitgründerin des Agape Rehabilitation Centers in Chennai. «Menschen mit Behinderungen gelten als Last und als Schande.»

Aus diesem Grund entschlossen sich Avitha und ihr Mann Daniel Victor, den Menschen mit Behinderung in Chennai, Indien, eine neue Perspektive zu geben und die Möglichkeit, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Unterstützt vom Missionswerk India Partners gründeten sie vor 20 Jahren das Agape Rehabilitation Center, an dem Interessierte einen einjährigen Computerkurs belegen können, um später durch die Computerkenntnisse eine Arbeit und finanzielle Unabhängigkeit erlangen zu können. Auf diese Weise möchte das indische Ehepaar Gottes Liebe (in der Bibel «Agape» genannt) ganz praktisch weitergeben.

Ein Ort der Liebe und des Friedens

Unter den 25 Studenten gibt es Rollstuhlfahrer, Menschen mit Missbildungen an Füssen und Händen – vielfach durch Polio hervorgerufen –, zerebraler Lähmung, Kleinwuchs, aber auch taube und blinde Menschen; für letztere bietet Agape ein spezielles Sprachprogramm an, um ihnen die Computernutzung zu ermöglichen. Die Studenten besuchen das Zentrum zwischen einer Woche und 18 Monaten, um entweder das komplette Programm oder auch nur spezifische Kurse zu belegen. Avitha Daniel: «Wir wollen einen sicheren Ort schaffen, an den sie kommen können und sich einfach wohl, geliebt, umsorgt fühlen und Frieden finden.» Und wer keine Übernachtungsmöglichkeit hat, kann im kleinen Wohnheim von Avitha und Daniel unterkommen. Nach Beendigung des Kurses hilft das Agape-Zentrum den Abgängern auch, eine Arbeit zu bekommen und sich vollständig in die Gesellschaft zu integrieren.

Und der Erfolg ist sichtbar: Seit 1995 konnte das Zentrum über 1'500 Menschen mit Behinderung helfen, über 250 Studenten haben ihr Diplom erhalten und auch der Staat ist von der Qualität des Programms überzeugt. Er hat die Schule nicht nur offiziell anerkannt, sondern ihr 2005 sogar den renommierten Preis «Tamil Nadu State Award for Best Institution for the Disabled» (Tamil-Nadu-Staatspreis als Beste Institution für behinderte Menschen) verliehen.

Aktivitäten für Menschen mit Behinderung

Doch es geht dem indischen Ehepaar nicht nur um die berufliche Perspektive, sondern vielmehr um Gottes Liebe für diese Menschen. Das unabhängige Werk «Jesus Enables Ministry» (JEM) arbeitet Hand in Hand mit dem Agape Rehabilitation Center, dessen Studenten zu 95 Prozent Hindus und Muslime sind. JEM möchte Menschen mit Behinderung mit dem Evangelium erreichen. Hierfür werden unterschiedlichste Aktivitäten geplant, Gemeinschaftsausflüge organisiert, Hausbesuche, es werden Menschen in die Gemeinde begleitet und Freizeiten organisiert, teilweise speziell für taube oder blinde Menschen. Die Teilnahme von Studenten des Agape-Zentrums an den Aktivitäten von JEM ist freiwillig. Laut Daniel Victor ist es auch nicht leicht, den Studenten von Gottes Wort weiterzusagen. «Es braucht Zeit, Ausdauer und Gottes Gnade», erklärt er und bittet um Gebet, dass die Studenten «durch die Worte, die wir ihnen sagen, von Gottes Geist angesprochen werden. Das ist unser Ziel.»

Der Traum: dreimal mehr Studenten

Durch eine grosse Spende konnte das Agape Rehabilitation Center nun ein grosses Stück Land kaufen. Dort soll ein neues Zentrum mit Klassenzimmern und Wohnmöglichkeiten für bis zu 75 Studenten enstehen. Sobald die notwendige Erlaubnis vorliegt, soll der Bau beginnen. Auch JEM hofft, in Zukunft seine Büros auf dem Grundstück bauen zu können. Eine Kirche soll es dort ebenfalls geben.

Videobericht über das Agape Rehabilitation Center (Englisch)

Zur Webseite:
Agape Rehabilitation Center (Englisch)

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Datum: 25.03.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet

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