10 Jahre nach der Katastrophe

Tsunami in Südostasien - eine Chronologie der Ereignisse

Am 26. Dezember 2004 riss ein Tsunami rund 230'000 Menschen in Indonesien, Indien, Thailand, Sri Lanka und Myanmar in den Tod. Während in der restlichen Welt Weihnachten gefeiert wurde, verloren 1,7 Millionen Menschen ihr Zuhause. 10 Jahre ist die gewaltige Katastrophe her, der eine beispiellose Hilfsaktion folgte.
Der Tsunami 2004 zerstörte alles an den Küsten des indischen Ozeans.
Tsunami
Diese Kinder bekommen Hilfe vom indischen christlichen Hilfswerk UEMI.

Um 7.58 Uhr Ortszeit ereignete sich am 26.12.2004 vor der Nordwestküste von Sumatra im Indischen Ozean das Sumatra-Andamanen-Beben. Das gewaltige Erdbeben hatte eine Stärke von 9,1 auf der Richterskala und war damit das drittstärkste jemals aufgezeichnete Beben. Der Meeresboden sprang an manchen Stellen fast zehn Meter in die Höhe, an anderen sackte er einfach weg. Auf einer Länge von 1'200 Kilometern kam es zu enormen Verwerfungen. Unvorstellbare Wassermassen gerieten dabei mit bis zu 800 Stundenkilometer Geschwindigkeit in Bewegung – und lösten eine Reihe verheerender Tsunamis an den Küsten des Indischen Ozeans aus. Durch das Beben und seine Folgen starben ca. 230'000 Menschen, über 110'000 wurden verletzt, über 1,7 Millionen Küstenbewohner wurden obdachlos.

Eine Insel unter Wasser

Wenige Minuten nach dem Beben wurde die Inselgruppe der Nikobaren von riesigen Wellen überrollt. Eine von ihnen, Car Nicobar, ist rund 127 Quadratkilometer gross und hat kaum Erhebungen über zehn Meter Höhe. Bereits die erste Welle überspülte fast die gesamte Insel – und die folgenden waren noch höher. Das Meer holte sich alle, die zu schwach waren, sich an Palmen festzuklammern, auf ein Hausdach oder einen Hügel zu steigen oder sich an Treibgut festzuhalten. Etwa die Hälfte der 32'000 Bewohner von Car Nicobar starb an diesem Tag. Die Mehrzahl der Toten waren Frauen und Kinder. Und die Überlebenden waren erst einmal auf sich gestellt, denn alle Kommunikationswege waren zerstört – zunächst wusste niemand von ihrem Unglück.

Tod, Trauer und Verwüstung

Noch gab es kein funktionierendes Tsunami-Warnsystem. So wurden noch Stunden später andere Küstenregionen genauso überraschend heimgesucht. Betroffen waren vor allem Einheimische, die dicht am Meer lebten, aber auch viele Touristen, die ihren Weihnachtsurlaub an den tropischen Stränden verbrachten. Manche wurden in ihren Hütten oder Hotels vom Wasser überrascht. Andere rannten um ihr Leben, nachdem sie gesehen hatten, wie sich das Wasser erst zurückzog und dann als gewaltige Welle zurückkam. Schneisen der Zerstörung entstanden, die zum Teil über Jahre erhalten blieben. Zehntausende ertranken, viele wurden bis heute nicht gefunden. Selbst im 6'500 Kilometer entfernten Ostafrika starben noch 200 Menschen in der Flut.

Die Masse der Verletzten und Toten war unbegreiflich gross. Doch gerade die Einzelschicksale – sowohl von dramatisch Überlebenden als auch von verstorbenen Menschen – gaben der Katastrophe ein Gesicht.

Weltweite Hilfsbereitschaft

Weltweit solidarisierten sich Menschen mit den Betroffenen. Die Hilfsbereitschaft sprengte alle Erwartungen. Wahrscheinlich wurden zusammen über 6 Milliarden Euro für die Tsunamiopfer gegeben. Gerade am Anfang wurde manchmal Kritik daran geäussert, dass viele Gelder wohl nicht ankämen, doch nach einer Phase der «Ersten Hilfe» dauerte es eine Weile, bis die Infrastruktur so weit wieder hergestellt war, dass Baumassnahmen und strukturelle Hilfe beginnen konnten. Das Hilfswerk World Vision errichtete zum Beispiel 200 Kinderschutzzonen, in denen Kinder spielen konnten und psychologisch betreut wurden. Sobald die Grundbedürfnisse der Menschen gedeckt waren, half das Kinderhilfswerk der Bevölkerung, zurück in den Alltag zu finden: «Wir haben über 137'000 Kindern den Schulbesuch ermöglicht», erklärte Martin Suhr von World Vision Schweiz.

Langfristiges Engagement – auch von Christen

Irgendwann bekam John Peter Kirubagaran vom indischen christlichen Hilfswerk UEMI ein Bündel in die Hand gedrückt. «Pass auf mein Mädchen auf», sagte der Vater noch, bevor er wieder verschwand. Er hatte sein Kind in die Obhut von Christen gegeben, aus Angst, dass es sonst entführt oder einem Gott geopfert werden könnte. Kinder, vor allem Mädchen, sind nicht viel wert in der indischen Gesellschaft. Seit diesem Erlebnis setzt sich Kirubagaran für das Leben indischer Kinder ein.

In Kallar, einem Fischerdorf an der indischen Ostküste, startete er nach dem verheerenden Tsunami vom Dezember 2004 in Zusammenarbeit mit Global Aid Network (GAiN) sein jüngstes Projekt. Dort bekamen Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, Nahrung und Kleidung, wurden unterrichtet und durchliefen vor allem ein Freizeit- und Therapieprogramm, das ihnen half, den psychischen Stress und das Trauma nach dem Tsunami zu überwinden. In Kallar lebten nach der Katastrophe zehn Mitarbeiter, die mit den Dorfbewohnern zusammenlebten und mit christlicher Nächstenliebe einen sehr positiven Einfluss auf ihre hinduistische Umgebung hatten.

Zwei arbeiteten als Lehrer und unterrichteten die Kinder des Hilfsprogramms. Weitere als Sozialarbeiter, Koch oder Ausbilder für Frauen als Schneiderinnen. Die Kurse sind sehr begehrt, und viele Frauen trugen sich in die Warteliste ein. Schule und Ausbildung halfen den Kindern und Frauen, bald auf eigenen Füssen stehen zu können. Sie hätten sonst keinerlei Chance auf Bildung, die aber der einzige Weg aus der Armut heraus ist. Und was für indische Verhältnisse revolutionär ist: Mädchen und Frauen wurden nicht mehr wie Menschen dritter Klasse behandelt und lernten selber, andere nicht mehr nach Klasse und Geschlecht zu beurteilen. Hier geschieht eine Veränderung, die viele gute Früchte tragen wird. Denn Kinder, die mit christlichen Werten aufwachsen, haben später das Potenzial, ihre Umgebung zum Guten hin zu verändern.

Zur Webseite:
Indisches christliches Hilfswerk (UEMI)
Global Aid Network (GAiN)

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Datum: 26.12.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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