Unterschiede überwinden, Chancen wahrnehmen

«Hilfe, wir sind interkulturell!»

Jede achte Eheschliessung in Deutschland war im Jahr 2010 binational. In der Schweiz wurden in demselben Jahr sogar 35,4% Ehen mit einem Partner aus dem Ausland geschlossen. Immer mehr Menschen lassen sich auf das Abenteuer einer interkulturellen Beziehung ein. Aber genau die Unterschiede, die zu Beginn anziehend sind, können sich im Laufe der Zeit auch negativ auswirken.
mixed race couple

Das beginnt schon im Alltäglichen: Was wird gegessen? Manche Kulturen essen vor allem vegetarisch, andere nehmen dreimal täglich eine warme Mahlzeit ein. Auch die Kommunikation ist kulturell geprägt. Schon der Ton der Stimme ist ausschlaggebend. In manchen Kulturen wird sehr laut gesprochen, während andere dies als Schreien wahrnehmen. So kann bereits die Art, etwas zu sagen, zu Missverständnissen führen. Auch andere Fragen tauchen auf: Wie hoch wertet jeder seine Herkunftsfamilie? Welche Rolle spielen Freunde? Wie ist das Verständnis der Aufgabenverteilung?

Jede Beziehung ist «interkulturell»

Jede Familie ist wie ein kleiner Kulturkreis, in dem die Kinder nach bestimmten Regeln aufwachsen. Wenn sich zwei Menschen treffen, stossen also zwei Kulturkreise aufeinander. Da ist es gleichgültig, ob man im gleichen Land oder sogar in der gleichen Stadt aufgewachsen ist. Die Familie prägt nicht nur die eigenen Werte, sondern die Form der Kommunikation und auch die Art, wie man streitet.

Was tun?

Es geht nicht darum, keine Konflikte zu haben, auch nicht darum, sich dem Anderen anzupassen. Es geht vielmehr darum, wie man mit den Konflikten umgeht. Es ist beispielsweise nicht gut, einen Streitpunkt im Zorn regeln zu wollen. Man muss den richtigen Zeitpunkt abwarten, um dann mit ruhigem Kopf darüber zu reden. Nur so ist man in der Lage, dem Anderen zuzuhören und zu versuchen, die Situation auch von seinem Standpunkt aus zu betrachten.

Es ist auch hilfreich, zu überlegen, worüber man streitet. Häufig sind es Eigenarten oder Gewohnheiten des Anderen, die einen auf die Palme bringen. Lohnt sich hier ein Streit? Bei nicht so wichtigen Dingen ist es ratsam, einfach einmal etwas wegzustecken oder darüber hinwegzusehen. Letztlich hat man die Freiheit, im Ehepartner Jesus Christus selbst zu sehen, denn Jesus sagt ja: «Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!» (Die Bibel, Matthäus-Evangelium, Kapitel 25, Vers 40) 

Es ist nicht immer der Andere

Eine heilsame Methode ist, die eigenen Defekte aufzuschreiben. Viele Menschen können keine Kritik ertragen, und so ist es wichtig, zu lernen, die eigenen Fehler zuzugeben und um Veränderung im persönlichen Leben zu beten. Gott fängt an, in genau diesen Bereichen zu arbeiten und schenkt eine neue Sicht, die automatisch die Beziehung zum Partner verändert.

Anders heisst nicht schlecht

Unterschiede können ergänzen. Die deutsche Kultur ist eher distanziert, man geht nicht so offen auf Andere zu. Freundschaften aufzubauen, nimmt Zeit in Anspruch. In anderen Kulturen wie beispielsweise Lateinamerika entstehen Beziehungen sehr schnell, die Menschen sind offener und gastfreundlicher. Auch sind sie in vielem flexibler und nehmen Dinge oft lockerer. Gerade zwischen den Kulturen gibt es viele Möglichkeiten, voneinander zu lernen und sich zum Guten zu verändern.

Die Chance einer interkulturellen Ehe liegt darin, Situationen flexibler anzugehen und auch Alltägliches neu zu überdenken. Wenn man aus beiden Kulturkreisen die positiven Elemente zusammennimmt, kann gemeinsam aus der interkulturellen Familie ein neuer, eigener Kulturkreis wachsen. Das erzeugt Toleranz und Respekt, nicht nur dem Partner gegenüber, sondern seiner Kultur und auch anderen Ländern und Menschen gegenüber. Die Offenheit gegenüber Unbekanntem schenkt Erlebnisse, von denen man sonst vielleicht nie geträumt hätte.

Muss jeder Konflikt gelöst werden?

Es gibt Unterschiede, die nie überwunden werden, einfach weil zwei Menschen nicht genau gleich sind. Doch das ist kein Grund zur Verzweiflung. Zunächst ist es wichtig, zu lernen, sich in den Anderen hineinzuversetzen und seinen Standpunkt zu sehen. Auch wenn man vielleicht in vielen Dingen nicht einer Meinung ist, kann man lernen, den Anderen besser zu verstehen und ihn an seinem Punkt stehen zu lassen.

Ausserdem besteht das Leben ja nicht nur aus Unterschieden. In welchen Punkten ist man einer Meinung? Was sind gemeinsame Hobbies, Unternehmungen die beide begeistern? Es ist wichtig, sich immer wieder den Gemeinsamkeiten zuzuwenden und sie zu fördern. Denn dann treten die Unterschiede in den Hintergrund. Und so kann durch die neue gemeinsame Identität das interkulturelle Eheleben gemeistert werden.

Mehr zum Thema:
Vertrauen aufbauen

Datum: 21.11.2011
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet.ch

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung