Rund 200 Millionen Christen bangen um Leib und Leben

Sonntag der Verfolgten

Berlin/Zürich. Millionen Christen in aller Welt haben am 10. November für Mitchristen gebetet, die wegen ihres Glaubens unterdrückt und drangsaliert werden. Anlass war der “Gebetstag für verfolgte Christen”, zu dem die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) aufgerufen hatte.

Jährlich etwa 167.000 Christen wegen ihres Glaubens umgebracht

Nach Angaben des Direktors ihrer Kommission für Religionsfreiheit, Johan Candelin (Helsinki), beteiligten sich wie im Vorjahr etwa 60.000 Gemeinden in 114 Ländern. In Deutschland fand der zentrale Gottesdienst in Pforzheim statt. Vor 30 Teilnehmern berichtete der Missionswissenschaftler Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), der der Kommission für Religionsfreiheit angehört, dass zur Zeit etwa 200 Millionen Christen an Leib und Leben bedroht seien. Jährlich würden etwa 167.000 wegen ihres Glaubens umgebracht.

Besonders in islamischen Ländern seien Christen massivem Druck ausgesetzt. Sie hätten oft nur die Wahl, den ihnen offiziell zugewiesenen Status als Bürger zweiter oder dritter Klasse anzunehmen oder Moslems zu werden. Auch in den kommunistischen Staaten Asiens verschlechtere sich die Situation. Nordkorea nehme inzwischen den ersten Platz unter den Christenverfolgerstaaten ein, gefolgt von Saudi-Arabien, Laos und Vietnam. Unklar sei die Lage in Indien. In dem über eine Milliarde Menschen zählenden Land zerstöre der nationalistische Hinduismus das religiöse Miteinander.

Auch in Bundesstaaten mit weitgehendem Religionsfrieden nähmen Angst und Unsicherheit zu. Laut Schirrmacher haben Gebete und politisches Engagement wiederholt die Lage bedrängter Christen verbessert. Beispielsweise reagiere die Türkei sensibel auf Medienberichte über Kirchenschliessungen und Verhaftungen von Gemeindeleitern. Sie wisse, dass religiöse Verstösse gegen die Religionsfreiheit ihre Chancen auf einen baldigen EU-Beitritt erschwerten.

Shelter-Geiseln bewegten Christenheit

Gebete von Millionen Christen hätten auch zur Befreiung von acht Mitarbeitern des christlichen Hilfswerks “Shelter Now” am 15. November vergangenen Jahres in Afghanistan geführt, sagte dessen Vorsitzender, Udo Stolte (Braunschweig). Das radikal-islamische Taliban-Regime hatte vier Deutsche und je zwei US-Amerikaner und Australier wegen angeblicher Missionierung vor Gericht gestellt und 102 Tage in Geiselhaft genommen. Aufgrund von rund 1.000 Medieninterviews mit dem Shelter-Vorstand sei ihr Schicksal weltbekannt geworden. Dies habe die wahrscheinlich grösste Gebetsbewegung der Christenheit ausgelöst. Der Vorsitzende des deutschen Allianz-Arbeitskreises für Religionsfreiheit, Pfarrer Paul Murdoch (Sachsenheim bei Stuttgart), verwies darauf, dass Verfolgung und Bedrängnis für Christen normal seien. Niemand könne voraussagen, ob die Freiheiten in Deutschland von Dauer seien.

Schweiz: Petition für sechs inhaftierte Christen in Indonesien

Die Schweizerische Evangelische Allianz sammelte Unterschriften für eine Petition an die Regierung Indonesiens. In dem zahlenmässig grössten islamischen Land der Welt mit rund 180 Millionen Moslems seien seit 1999 über 9.000 Menschen bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Moslems ums Leben gekommen, heisst es in dem Schreiben der Arbeitsgemeinschaft für Religionsfreiheit (ARG). Sie fordert die indonesische Regierung zur Disziplinierung von Armeeangehörigen auf, die sich auf die Seite der militanten islamischen Gruppe Laskar Jihad geschlagen hätten. Ferner setzt sie sich für die Freilassung von sechs unschuldig inhaftierten Christen ein. In der ARG arbeiten fünf Organisationen mit: Offene Grenzen, Hilfsaktion Märtyrerkirche, Christliche Ostmission, Christian Solidarity International und Aktionskomitee für verfolgte Christen.

Datum: 14.11.2002
Quelle: idea Deutschland

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