Indien: Menschenrechtler fordern Schutz religiöser Minderheiten

Blutige Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems


Frankfurt am Main. Auf den fortwährenden Terror von Hindu-Extremisten gegenüber Christen und Moslems in Indien macht die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) aus Frankfurt am Main aufmerksam. “Seit der Regierungsübernahme durch die Nationaldemokratische Allianz im März 1998 haben Hinduextremisten Hunderte von Übergriffen auf die christliche und die muslimische Minderheit des Landes verübt”, erklärte der Geschäftsführende Vorsitzende der IGFM, Karl Hafen.

Insbesondere Inder, die ihre Religion wechseln möchten, würden von den Extremisten bedroht. Die IGFM erinnert an die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems im Bundesstaat Gujarat Anfang März, die über 600 Menschen, fast nur Moslems, das Leben kosteten. Auch zu Übergriffen auf christliche Schulen und Missionsstationen, zur Ermordung kirchlicher Mitarbeiter und zur zwangsweisen “Rückbekehrung” von Christen zum Hinduismus sei es in diesem Jahr gekommen. Die Menschenrechtsorganisation fordert die seit vier Jahren von der Hindu-Partei BJP geführte indische Bundesregierung unter Ministerpräsident Atal Behari Vajpayee auf, energisch gegen extremistische Hindu-Organisationen vorzugehen.

Eine ungleiche Behandlung von Hindus und Christen beklagen Vertreter der katholischen Kirche im zentralindischen Bundesstaat Chattisgarh. Wie das Missionswerk “Offene Grenzen” (Seesen/Harz) bekanntgab, wurde dort eine Ordensschwester erstes Opfer des Gesetzes der “Religionsfreiheit für Madhya Pradesh”. Danach müssen alle Bürger, die ihre Religion wechseln, den Bezirksbehörden angezeigt werden.

Durch den Einfluss von Schwester Vrishi Ekka waren 1994 94 Hindus zum Glauben an Jesus Christus übergetreten. 1996 wurde die 56jährige Ursulinerin zu sechs Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt. In einem Berufungsverfahren wurde sie gegen Kaution freigelassen. Dieses Urteil hat ein Berufungsgericht nun widerrufen und die sechsmonatige Haftstrafe bestätigt.

Der Vorsitzende des Nationalkonvents indischer Christen, Sajan K. George, beklagte, dass gegen extremistische Hindus, die Christen und Anhänger von Naturreligionen zum Übertritt zum Hinduismus bewegten, nicht vorgegangen werde. Von der über einer Milliarde Inder sind knapp 80 Prozent Hindus, 12,5 Prozent Moslems, 2,4 Prozent Christen und 1,9 Prozent Sikhs. 1,4 Prozent gehören Stammesreligionen an und 0,8 Prozent sind Buddhisten. In Chattisgarh liegt die Zahl der Hindus bei 92,4 Prozent, während nur 0,7 Prozent Christen sind.

Datum: 24.08.2002
Quelle: idea Deutschland

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