Berliner Bischof: "Nichts ist dringlicher als die Mission"

Wolfgang Huber

Berlin - Wolfgang Huber, der Bischof der Lutheraner in Berlin-Brandenburg, hat sich in seiner Amtszeit stark gewandelt: vom progressiven, links stehenden Protestanten zum Kirchenmann gewandelt, der die Weitergabe des Glaubens ins Zentrum stellt. Der gebürtige Strassburger Wolfgang Huber, der am 12. August seinen 60. Geburtstag feiert, steht seit 1994 an der Spitze der 1,3 Millionen Mitglieder zählenden Kirche. Als Theologieprofessor und zeitweiliger Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages war Huber in den achtziger Jahren einer der führenden Repräsentanten des Linksprotestantismus und einer politischen Theologie. 1983 wandte er sich mit rund 100 anderen Theologen gegen die NATO-Nachrüstung, und 1987 brandmarkte er den "Antikommunismus" als das zentrale Hindernis für Demokratie und Entspannung in Europa.
Als Bischof einer Kirche aber, die massiv von der Säkularisierung betroffen ist, hat Huber neue Prioritäten gesetzt. "Die Erfahrungen im Bischofsamt haben mir gezeigt, dass nichts dringlicher ist als Mission", sagte er im vergangenen Jahr in einem idea-Interview. Erste Aufgabe der Kirche müsse es sein, das Glaubensthema wieder ins Zentrum zu rücken.
Sein Kampf für den Religionsunterricht in Berlin und Brandenburg brachte ihn in Konflikt mit der SPD. Vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus im letzten Oktober in Berlin riet er den Wählern, bei der Stimmabgabe zu bedenken, welche Parteien sich für ein ordentliches Unterrichtsfach Religion einsetzten. Die Medien werteten dies als indirekte Aufforderung, CDU und FDP zu wählen. Als Mitglied des von Bundeskanzler Gerhard Schröder eingesetzten Nationalen Ethikrates kritisierte Huber die Empfehlung des Gremiums, den Import embryonaler Stammzellen zu erlauben, weil für deren Gewinnung der Embryo getötet werden muss. Im Februar forderte er im Zusammenhang mit der Diskussion um die Bioethik eine neue Debatte über den Abtreibungsparagraphen 218.

Eher konservative Kirchenkreise schätzen Huber auch deshalb, weil er die amtliche Registrierung und die kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ablehnt.

Der Bischof überraschte auch, als er vor kurzem Erinnerungsorte für den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR anmahnte. Damals war es zu Streiks und Demonstrationen gegen das SED-Regime gekommen, die durch den Einsatz der sowjetischen Armee niedergeschlagen wurden. Dabei kamen nach Schätzungen bis zu 125 Demonstranten ums Leben.

Datum: 26.07.2002
Quelle: idea Deutschland

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