Herausforderung für Einzelne und Gemeinden

Unser Alter - Krönung des Lebens?

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Der Autor: Dr. Heiko Hörnicke

Kostbare Jahre, die gefüllt werden wollen

Durchschnittlich 20 Jahre werden in der nachberuflichen Phase gelebt, kostbare Jahre die gefüllt werden wollen. Die "Jungen Alten" sind aktiv und unternehmungslustig. Sie haben Kompetenz und Erfahrung. Für Kaffeefahrten sind sie nicht zu gewinnen. Wenn sie in unseren Gemeinden keine sinnvollen, ihren Gaben entsprechende Aufgaben finden, suchen sie diese im weltlichen Bereich. Dadurch verliert die Kirche nicht nur ein enormes Potential an fähigen Mitarbeitern, sondern auch die Möglichkeit, diese mit dem christlichen Glauben in Kontakt zu bringen.

Älteren Menschen helfen, ihre Berufung zu finden und zu leben

Dazu muss ein Umdenken erfolgen. Ältere Menschen dürfen nicht länger als Personen angesehen werden, die betreut werden müssen, sondern als Menschen, die Gott für einen Dienst in seinem Reich vorbereitet hat und berufen möchte. Jeder Mensch ist einzigartig. Keiner hat die gleichen Eigenschaften und Gaben wie ein anderer. Gott hat mit einem jeden Menschen einen bestimmten Plan. Unser ganzes Leben mit seinen positiven und negativen Erfahrungen dient in Gottes Augen dazu, uns zuzurüsten für bestimmte Aufgaben. Jeder erhält von Gott eine Berufung. Es ist entscheidend, dass Menschen hineinfinden in diese Berufung.

Evangelisation Älterer durch Ältere

Bald steht den Gemeinden eine grosse Zahl von älteren Menschen gegenüber, die keinen Gemeindebezug mehr haben. Wie können wir sie mit dem Evangelium erreichen? Die Mehrzahl der Christen haben in jungen Jahren zum Glauben gefunden. Manche wurden aber erst in der Mitte des Lebens oder in späteren Jahren Christ. Gottes Wege sind vielfältig. Senioren sind nicht weniger empfänglich für das Evangelium als jüngere Menschen. Sie finden nur auf andere Weise zum Glauben. Wer ruft sie in die verbindliche Nachfolge Jesu Christi? Den besten Zugang zu Älteren finden ihre Altersgenossen - wenn sie dafür entsprechend motiviert und angeleitet werden.

Was ist dafür in den Gemeinden erforderlich?

- Die Situation wahrnehmen
- Neue Arbeitsfelder für aktive Senioren schaffen, die die bestehenden Programme ergänzen. Ihnen eigenständige Aufgabenbereiche in der Gemeinde übertragen.
- Neue Wege der Glaubensvermittlung für ältere Menschen kennen lernen und einsetzen.

Wir sollten unsere älteren Gemeindeglieder zu folgenden Schritten ermutigen:
- Sich auszustrecken nach der Fülle des Lebens, die allein Gott geben kann. Die Bibel zu lesen um dort zu erfahren, welche wunderbaren Geschenke Gott für sie bereit hält. Das erfordert Lehre und Unterweisung.
- Nach der Berufung fragen, die Gott für sie hat. Sie ermutigen und anleiten, ihre Berufung zu leben. Manche kennen diese Berufung, hatten aber bisher nicht die Zeit sie auszuüben.
- Gott zu bitten, die Verletzungen aus ihrer Vergangenheit zu heilen. Dafür seelsorgerliche Hilfe anbieten. Jesus spricht uns frei von aller Schuld, die wir zu ihm bringen. Bei ihm können wir die Lasten der Vergangenheit ablegen und Trauer, Resignation und Enttäuschungen überwinden. Nur mit einer bereinigten Vergangenheit können Menschen unbelastet in die Zukunft gehen.
- Sich mit Gleichgesinnten in einer christlichen Kleingruppe zusammen zu schliessen. Nur gemeinsam können wir diesen Weg gehen. Wir sind gerufen, in einer liebevollen, lebensverändernden Gemeinschaft einander mit den Gaben zu dienen, die jeder empfangen hat (2. Petrus 4,10).

Für viele wird dies ein ganz neues Denken, eine ganz neue Sicht von christlichem Glauben bedeuten. In einer Gemeinde, die bisher nicht in dieser Richtung gearbeitet hat, kann das zunächst nicht in grossem Stil erfolgen. Es kann aber damit beginnen, dass sich einige Senioren gemeinsam auf diesen Weg machen, einander in einer Kleingruppe dienen und zurüsten. Von dieser Basis aus können andere in das neue Leben hineingezogen werden.

Die Bibel lehrt uns eine grosse Wertschätzung des Alters. Ruhestand ist dagegen kein biblischer Begriff. Menschen, die in der Jesusbeziehung leben, bleiben Glieder am Leibe Christi - auch im Alter. (Kommt das in unseren Gemeinden zum Ausdruck?)

Wer sich Gott neu zur Verfügung stellt und ihm in der Gemeinschaft der Brüder und Schwestern nachfolgt, auf den wartet ein Leben voller Abenteuer. Er wird lohnende und zutiefst befriedigende Aufgaben finden. Sein Leben wird ausgefüllt sein. Mit Gott wird unser Alter zu einer Zeit, in der wir ernten dürfen, was Gott in unser Leben hinein gesät hat: es wird zur Krönung des Lebens.

Dr. Heiko Hörnicke studierte Veterinärmedizin, war bis 1987 Professor für Biologie an einer Stuttgarter Universität. Er liess sich beurlauben, um gemeinsam mit seiner Frau im Bereich Gemeindeaufbau (Hauskreisarbeit, Jüngerschaftsschulung, Glaubenskurse) tätig zu sein.

Schwerpunkt heute: geistliche Herausforderungen für Senioren.

Das Ehepaar Hörnicke lebt in Münsingen/Württemberg.

Datum: 08.05.2003
Autor: Dr. Heiko Hörnicke
Quelle: 55plus

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