Floyd McClung

„Familie sein – mit Mission“

Nicht Mauern und ein Dach machen Kirche aus, sondern Menschen, die Jesus gemeinsam nachfolgen. Um diese christliche Grundwahrheit kreisten die Referate des Gemeindebauers Floyd McClung am ‚Visionstag’ für Gemeindegründung in Winterthur am 30. Juni 2007.
Unterhaltsam, pointiert und leidenschaftlich: Floyd McClung, passioniert nach 40 Jahren christlicher Arbeit.
Neues andenken, beten, austauschen, singen, sich informieren: Die Veranstalter wurden von der Zahl der Teilnehmenden überrascht.
Ermutigende Kurzberichte wie der von Michelle lockerten den Nachmittag auf.
Erwin Imfeld
Thomas und Cornelia Reber am Visionstag.
Gerhard Zaugg
Adrian Staub

Floyd McClung war nach Winterthur gekommen, um Leidenschaft für die Herrlichkeit zu wecken. Gott wolle alles in der Welt mit seiner Herrlichkeit erfüllen will, sagte der erfahrene Strassenevangelist vor 350 Personen aus etablierten Freikirchen, Hauskirchen, Werken und Schulen. Menschen (nicht Gebäude!) sollten der Wohnort für Gottes Herrlichkeit sein. Und: „Gott ist interessiert, dahin zu gehen, wo er noch nicht ist. Wir sollen diese Herrlichkeit verbreiten.“

Jeden Tag Zeit mit Gott

Die Leidenschaft für Gott wird dadurch genährt und erfrischt, “dass wir Gott lieben. Ich muss jeden Tag Zeit mit ihm verbringen, sonst trocknet meine Leidenschaft aus.“ Zweitens sollen sich Christen fortwährend in das Leben von einigen Freunden investieren und tiefe Beziehungen pflegen. Aus der Leidenschaft heraus sucht McClung jedes Gespräch, das er mit einem Unbekannten führt, auf Jesus zu leiten. Aber: „Evangelisation bedeutet nicht, die Leute dazu zu bringen, etwas zu glauben; es heisst, sie zu segnen.“

Kreisen wir um uns selbst?

„Wir sind eine Familie“, unterstrich der Gastreferent aus Übersee in der Erläuterung seines Kirchenbegriffs, „eine Familie – mit einer Mission“. Christen sollten nicht sich selbst genügen, sondern für andere da sein. McClung erzählte von seiner Tochter, die von einer Gemeinde für ihre Mitschülerinnen träumte. Sie lud sie zu sich ein – und im Kreis wollten an einem Abend zehn Girls ihr Leben Jesus geben. Wer Gemeindegründung sagt, soll, nicht an Kirchengebäude denken, sondern an Gemeinschaften von Menschen, die Jesus lieben. Von solchen Gemeinschaften wird die Welt nie genug haben.

Unterwegs mit jenen, die Jesus erst entdecken

McClung, dessen Buch „Das Vaterherz Gottes“ zu einem christlichen Weltbestseller wurde, leitet heute ein Netzwerk von Gemeindegründerteams, mit einem Schwerpunkt in Südafrika. Er betonte, dass Gemeinde nicht exklusiv sein, nicht ausschliessen darf, sondern einschliessen muss – auch jene, die noch zum Glauben unterwegs sind (er erzählte das Beispiel eines Saudi-Arabers, der täglich intensiv die Evangelien las und Jesus überaus mochte. Doch mit dem Kreuz konnte er gar nichts anfangen und wollte nicht ‚Christ’ werden, die Religion der Kreuzritter annehmen – jahrelang). Das heisst: „Wir laden Leute ein, als Jünger Jesus nachzufolgen, bevor sie wiedergeboren werden.“

In der Mitte des Visionstags erzählten Teilnehmende Erlebnisse mit Gott. In der Innerschweiz konnte Michelle einen Handlesekurs, den eine politische Gemeinde durchführen wollte, abwenden. Sie kam in Kontakt mit einer Gruppe esoterisch interessierter junger Frauen. Am Nachmittag folgte eine zweite Lobpreis- und eine Gebetszeit. In den Pausen konkurrierten christliche Schulen und Organisationen um die Aufmerksamkeit der Besucher.

Kirche – an jedem Tag der Woche

Floyd McClung verdeutlichte seinen Kirchenbegriff mit dem Hinweis, dass Leitung apostolisch, nicht hierarchisch geschehen muss. Die Leiter sollten inspirieren, Wege visionär aufzeigen und vorangehen in Kontakten mit Nicht-Christen. Der Referent riet zu Gebetsspaziergängen im eigenen Quartier. „Wenn du deine Kirche erneuert sehen willst, geh hinaus zu den Leuten!“ Sie sollten das Leben mit Jesus bei der Gemeinde ablesen und lernen und einüben können. Kirche finde nicht nur am Sonntag statt, sondern ebenso während der Woche. Der Referent schloss mit zahlreichen praktischen Tipps und der Aufforderung, den Weg mit Jesus bis ans Ende zu gehen, koste es, was es wolle. Er schilderte, was es ihn kostete, nach Südafrika zu ziehen und in Afghanistan zu arbeiten. Damit die Schweiz und Europa vermehrt geistlich pulsieren, seien Hunderte von Christen mit apostolischer Leidenschaft nötig: „Würdest du für Jesus irgendwohin gehen?“

Ein Livenet-Interview mit Floyd McClung folgt.

* * *

Wie wurde der Visionstag erlebt? Vier Statements:

"Die Kraft liegt in der Einfachheit!"

Die persönliche Begegnung am Vorabend mit Floyd McClung hat mich sehr positiv berührt und mich motiviert, für das Wesentliche mein Leben zu investieren. Floyd meinte, dass er in den letzten 40 Jahren von drei Hauptwerten sich bestimmen und prägen liess:

- Liebesbeziehung mit Gott
- In Gemeinschaft andere zu Jüngern machen
- Jesus mit jedem Menschen, mit dem ich zusammen bin, teilen.

Die Kraft liegt in der Einfachheit!

Die Gemeinde ist für Gott da (Wohnung Gottes im Geist) und für die Menschen, die Gott noch nicht kennen!

Ich wurde neu überzeugt, dass Gott die Menschen durch uns als Gemeinde retten will. Die Gemeinden in unserem Land müssen dafür aber mobilisiert werden. Der eigentliche Schlüssel dazu ist das Praktizieren der Ausbildungsgaben (Epheser 4,11). So werden die einzelnen Christen ausgerüstet zum Werk des Dienstes (untereinander und am Nächsten).

Die mit Kraft und Weisheit ausgestattete Gemeinde, die sich in die Welt hinein ausbreitet, ist in eine Kampfsituation hineingestellt, wo wir nur durch das Anziehen der Waffenrüstung (Epheser 6,10ff) bestehen können.

Wollen wir in Evangelisation und Gemeindegründung Fortschritte erzielen, dann geschieht es auf den Knien in Hingabe an Gott und glaubensvoller Fürbitte.

Erwin Imfeld, Pastor FEG Murten und Leiter Vision Schweiz (Inlandmission der Freien Evangelischen Gemeinden)

"Von der Komm-Mentalität zur Geh-Bewegung"

Floyd McClung bringt auf den Punkt, was wir durch mehrere Jahre Hausgemeinde-Gründungsarbeit festgestellt haben: Gemeinde muss einfacher werden, viel einfacher, auch die Hausgemeinde!

Wir sind herausgefordert, uns von der Komm-Mentalität („Komm zu uns in die Gemeinde/Stube“) zu verabschieden und eine Geh-Bewegung („Gehet hin... zu den Verlorenen mit ihren Nöten“) zu werden! Überaus spannend ist der Gedanke, mit Menschen Jüngerschaft zu leben, die (noch) nicht Christen sind.

Floyd betont eindringlich die Wichtigkeit des Gebets als Leiter, weil wir nicht noch mehr Aktivitäten suchen, sondern Gottes Herzschlag hören wollen, um dann in seinen vorbereiteten Werken zu handeln!

Cornelia und Thomas Reber, Zollikofen

"Leidenschaftlich mit Jesus unterwegs"

Der Visionstag vermochte engagierte Christen jeder Couleur anzuziehen. Meine Erwartungen waren hoch. Ich hoffte auf inspirierende Impulse aus dem reichen Erfahrungsschatz des Referenten zum Thema Gemeindegründung. Seine Ausführungen wie auch die Berichte einiger Teilnehmer fokussierten vor allem das Anliegen der persönlichen Evangelisation, dem Sammeln suchender und offener Menschen.

Gemeinde definierte McClung mit dem Jesuswort „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“. In vielen Beispielen verstand er es zu zeigen, wie Gemeinde unkompliziert und auf ganz natürliche Weise dort geschieht, wo Menschen leidenschaftlich mit Jesus unterwegs sind. Damit wurden meines Erachtens lediglich die ersten Schritte eines langen Gemeindegründungsprozesses aufgezeigt. Vielleicht folgt ein weiterer „Visionstag“, der die Thematik der weiteren Schritte einer Gemeindegründung thematisiert…?

Gerhard Zaugg, Pastor der Pfingstgemeinde Evangelische Mission Biel

"Einfache Gemeindegründer"

Mit der einfachen Definition von Gemeinde ("Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen") brachte Floyd einen revolutionären Gedanken in die Gemeindewelt der Schweiz. Einfache, kleine, flexible Gemeinschaften von Christen, die den Unterschied ausmachen. Weg von einem "Komm zu uns in die Gemeinde" zu einer Gemeinde, die bei den Menschen stattfindet, welche Jesus noch nicht kennen!

Selbst für mich als Gründer von vernetzten Hausgemeinden waren dies recht herausfordernde Gedanken. Der Tag gab sehr viel Ermutigung, wie Gemeindegründung auf eine einfache und natürliche Art starten kann. Jeder kann tun, was Floyd gesagt hat. Welche Folgen dies für die Gemeindelandschaft in der Schweiz haben würde, wenn das wirklich umgesetzt würde, wurde leider nicht erläutert. Wie viele das packen und umsetzen, bleibt für mich eine offene Frage. Hoffentlich wird man von solchen einfachen Gemeindegründern bald hören.

Adrian Staub, Sempach

Datum: 09.07.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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