Praktischer Glaube

„Dürfen wir Ihnen helfen?“

Oder: Wenn der christliche Glaube praktisch wird – bei der Gartenarbeit oder beim Fensterputzen zum Beispiel. Die Leute vom Baselbieter Projekt Nachbarschafts-Hilfe packen dort an, wo Not ist, und das kostenlos.
Die Liebe von Jesus Christus wird ganz praktisch weitergegeben; Zweiter von rechts, mit Staubsauger: Dominik Jörger.
Die Nachbarschaftshilfe packt an beim Schneeschippen,
Geschirrspülen, Fensterputzen und vielem anderen.

Zehn Personen aus sieben verschiedenen christlichen Gemeinden lagen Hand an; unbürokratisch und mit Nächstenliebe. Wir sprachen mit dem Projekt-Koordinator Dominik Jörger.

Herr Jörger, wie viele Leute melden sich, die Hilfe brauchen?
Dominik Jörger: Infos wollten bisher rund 30 Personen. Begonnen haben wir unsere Arbeit vor drei Monaten. Das entspricht also rund zehn Anfragen pro Monat. Die Hälfte wollte einfach wissen, was wir tun und weshalb. Es blieben also 15 konkrete Anfragen für Hilfseinsätze.

Gibt es auch Leute, die Ihre Einsätze wiederholt in Anspruch nehmen?
Ja, das kommt vor, wenn entsprechende Not da ist und der Bedarf nachgewiesen wird. Wenn es in Pflege übergeht, verweisen wir aber auch auf professionelle Hilfe wie die Spitex.

Warum machen Sie diese Arbeit überhaupt?
Wir wollen Gottes Liebe und unseren Glauben praktisch werden lassen.

Und wo ist der Haken an der Sache?
Ja, es gibt schon einen: Wir können nämlich keine regelmässige Hilfe anbieten, denn wir machen das in unserer Freizeit. Sonst gibt es aber keinen Haken. Wir sind zwar Christen und stehen dazu, aber wir schlagen sicher niemandem die Bibel um die Ohren.

Wie reagieren die Leute denn auf Ihr Angebot?
Das ist ganz verschieden. Einige staunen einfach: «Gibt es so ’was heute noch? Da muss ich mich erst einmal erholen.» Oder: «Ihr nehmt aber schon etwas Geld dafür, oder?» Eine andere Reaktion, die in der heutigen Zeit absolut begreiflich ist: «Werdet ihr nicht ausgenützt?» Besonders ermutigend fand ich die folgende Bemerkung: «Ich hab die ganzen letzten Monate über gezweifelt, ob es einen Gott gibt – und jetzt erleb ich so etwas.»

Kommen Ihre Mitarbeiter da nicht schnell an ihre Grenzen?
Bei uns hat sich jeder zu einer bestimmten Anzahl Einsätze pro Monat verpflichtet, einen oder zwei oder wie viele auch immer. Dann wissen wir auch als Team, wieviel drinliegt und wieviel nicht. So entsteht keine Überlastung. Wir haben eine Warteliste, aber bestimmte Hilfseinsätze haben Vorrang; zum Beispiel bei kranken und behinderten Menschen.

Konkurrieren Sie da nicht mit der Spitex oder mit Zügelfirmen?
Ich würde sagen, wir ergänzen sie. Fensterputzen bietet die Spitex beispielsweise nicht an. Ausserdem können wir auch nur in kleinem Umfang helfen. Wir werden damit niemandem zur Konkurrenz. Für regelmässige Arbeit im Garten ist immer noch ein Gärtner oder eine bezahlte Hilfe nötig. Wir springen vor allem in Ausnahmesituationen ein; einfach wenn Not am Mann ist.

Was hat Ihr Projekt nun mit dem christlichen Glauben zu tun?
Er wird für die Gesellschaft sichtbar. Von den ersten Christen in Jerusalem heisst es, sie waren «beim ganzen Volk beliebt». Wir sehen unseren Dienst auf dieser Linie und wollen damit die Menschen auch segnen. Wir machen nicht viel, aber wir wollen unseren Teil zum Ganzen beitragen. Nirgends in der Bibel steht etwas davon, dass solche Hilfen nur für die damalige Zeit wichtig gewesen wären.

Wenn das jeder so machen würde, dann könnte man ja die Steuern und Sozialkosten halbieren ...
Mag sein. Aber das ist nicht unser Thema. Uns geht es ums Dienen und nicht ums Verdienen.

Wird dieser Dienst expandieren?
Das wäre wünschenswert. Es braucht dazu aber eigene Initianten vor Ort. Unsere Homepage wäre auch für andere nutzbar, sofern sie ähnlich wie wir vorgehen wollen.

* Wörtlich: «Sie lobten Gott und erwarben sich bei allen Menschen Dank»; Apostelgeschichte 2, Vers 47.

Website: www.nachbarschafts-hilfe.ch

Datum: 15.06.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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